Fachkräftemangel

ICT-Ausbildung auf gutem Weg

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Im August hat das neue Lehrjahr begonnen. Auch viele ICT-Lehrlinge begannen ihre Ausbildung. Die Branche schuf wieder mehr Ausbildungsplätze. Die Richtung stimmt, die Lücke bleibt aber.

(Quelle: ICT-Berufsbildung Schweiz)
(Quelle: ICT-Berufsbildung Schweiz)

Ende des Sommers sind wieder tausende Jugendliche in ihre Lehrausbildungen gestartet. Auch viele ICT-Lehrlinge waren darunter. In einer Branche, die wie kaum eine andere unter dem Fachkräftemangel leidet, ist gerade die Nachwuchsförderung sehr wichtig.

Der Trend zeigt nach oben

Laut Jörg Aebischer, Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz, geht die Entwicklung in die richtige Richtung. Detaillierte Zahlen zu den Lehrstellen wird der Bund allerdings erst im Mai 2017 veröffentlichen, und die alljährliche Lehrlingsumfrage von ICT-Berufsbildung Schweiz startet erst im Oktober.

Der Aufwärtstrend der letzten Jahre wird sich gemäss Aebischer fortsetzen. Er sprach sogar von einer «extrem positiven Entwicklung». In den letzten fünf Jahren stieg die Zahl der Lehrstellen um mehr als 26 Prozent auf knapp 9200 Plätze. Dies sind fast 2000 neue Ausbildungsverhältnisse bei einer relativ kleinen Abbrecherquote. Auch in diesem Jahr werden es wieder mehr Plätze sein, zeigte sich Aebischer überzeugt. Im Schnitt wurden jedes Jahr 400 neue Ausbildungsverhältnisse geschaffen. Obwohl die Zahl der Lehrstellen stetig steigt, hält das Wachstum in diesem Bereich gerade mit der stärkeren Nachfrage nach Fachkräften mit, sagt Aebischer. Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage bleibe daher relativ konstant.

Einen Beitrag für mehr Ausbildungsplätze will der Verband auch mit der «Initiative #366» leisten. Deren Ziel sei es, für jeden Tag des Jahres eine neue Lehrstelle im ICT-Bereich zu schaffen. Ganz erreicht wurde das Ziel noch nicht, zog Aebischer Bilanz. Ende August wurden dem Verband etwas mehr 80 Stellen gemeldet. Aebischer betonte aber, dass nicht alle neu geschaffenen Stellen sofort gemeldet würden, er hoffe daher, dass die Zahl in den nächsten Monaten noch ansteige. Ausserdem versteht er die Zahl eher als Ansporn, der die Branche zu mehr Engagement motivieren soll.

Grosse Unternehmen legen vor

Swisscom meldete bei der Initiative etwa gleich 30 neue Lehrstellen. Insgesamt zählt der Konzern rund 450 ICT-Lernende, womit der Telko den grössten Teil seines Bedarfs selbst decken kann, wie er schreibt. Etwas mehr als die Hälfte aller per August besetzten Lehrstellen sind gemäss Swisscom dem ICT-Bereich zuzuordnen. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Nachfrage in den nächsten Jahren noch weiter steigen wird.

Ebenfalls ausgebaut hat die Schweizerische Post. Zehn neue ICT-Stellen meldete der Konzern bei ICT-Berufsbildung Schweiz. Im nächsten Jahr sollen es noch einmal zehn werden, teilte die Post auf Anfrage mit. In den nächsten Jahren könnte diese Zahl noch weiter steigen. Momentan beträgt der Anteil der ICT-Lehrstellen 7,4 Prozent, gemessen an allen Ausbildungsplätzen. Mit dem Engagement will die Post dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Besonders bei den Informatikern rechnet die Post mit steigenden Zahlen, wohingegen sich die Kurve für Mediamatiker abflachen soll.

Nicht nur auf die Grossen schauen

Aebischer lobte das Engagement von Grosskonzernen wie Swisscom und der Post, die 30 beziehungsweise 10 neue Stellen schufen. Grossunternehmen würden aber nur die Hälfte aller Nachwuchskräfte ausbilden. Die andere Hälfte stellten die KMUs, betonte er.

Wie schwierig die Ausbildung für kleinere Unternehmen ist, berichtet Till Bay, Geschäftsführer des Software­entwicklers Comerge. Das Unternehmen beschäftigt aktuell 25 Personen und hat zwei ICT-Lehrlinge. In diesem Jahr schuf das Unternehmen eine neue Stelle, da der Bewerber Comerge mit seinem Engagement überzeugen konnte. Schon diese zwei Stellen würden Comerge vor Herausforderungen stellen, sagt Bay. Der Betreuungsaufwand sei hoch, denn erst ab dem dritten Lehrjahr könnten Lehrlinge produktiv eingesetzt werden.

Dennoch ist Comerge die Nachwuchsförderung nach eigenen Angaben sehr wichtig und das Unternehmen wolle weiter darin investieren. Es gebe schon drei Personen mit Ausbilderlizenz in der Firma und zwei weitere sollen noch hinzukommen. Weitere Lehrstellen könne sich das Unternehmen bei dem aktuellen Personalbestand jedoch nicht leisten, schreibt die Post. Erst ab einer Beschäftigtenzahl von 40 Personen könnte sich diese Frage wieder stellen, sagt Bay. Er schätzt auch den frischen Wind, den die Lehrenden mit in den Firmenalltag bringen. Die Mitarbeiter seien zwischen 22 und 38 Jahre alt, und die Sichtweise von «Digital Natives» bereichere alle, zeigte sich Bay überzeugt.

Kein Mangel an Bewerbern

Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ist nach wie vor sehr hoch. Gemäss Aebischer kommen auf eine freie Stelle im Schnitt 30 Bewerbungen. Trotz dieser hohen Zahl sind einige Firmen laut Aebischer mit der Bewerberqualität nicht zufrieden.

Von deutlich höheren Bewerberzahlen berichtet Bay. Sein Unternehmen habe auf eine Lehrstelle hunderte Bewerbungen erhalten. Auch gab es jeden Tag fünf bis sechs Anrufe von Bewerbern, die sich nach der Stelle erkundigten. Das Problem sei daher nicht, passende Bewerber zu finden, sondern mit der Bewerberflut umzugehen, sagt er.

Swisscom bestätigte auf Anfrage, dass die Bewerber­lage in den letzten Jahren relativ stabil war. Auch bei der Post gebe es genügend Bewerbungen auf die Lehrstellen, und das Unternehmen könne daher aus einem grossen Pool wählen. Fehlende Qualität der Bewerber war kein Thema.

Kein Mangel an Bewerbern

Die Nachfrage nach Ausbildungen ist nach wie vor sehr hoch. Gemäss Aebischer kommen auf eine freie Stelle im Schnitt 30 Bewerbungen. Trotz dieser hohen Zahl sind einige Firmen laut Aebischer mit der Bewerberqualität nicht zufrieden.

Von deutlich höheren Zahlen berichtet Bay. Sein Unternehmen habe auf eine Lehrstelle hunderte Bewerbungen bekommen. Auch gab es jeden Tag fünf bis sechs Anrufe von Bewerbern, die sich nach der Stelle erkundigten. Das Problem sei daher nicht passende Bewerber zu finden, sonder mit der Bewerberflut umzugehen, sagt er.

Swisscom bestätigte auf Anfrage, dass die Bewerberlage in den letzten Jahren relativ stabil geblieben ist. Auch bei der Post ist gebe es genügend Bewerbungen auf die Lehrstellen und das Unternehmen können aus einem grossen Pool auswählen.

Frauenmangel weiter ein Problem

Aebischer erwartet nicht, dass sich mehr Frauen und Mädchen für eine ICT-Lehre entschieden haben. Der Wert werde wieder irgendwo zwischen 11 bis 13 Prozent liegen, schätze er. Dabei sei der Anteil im Bereich Mediamatik mit 40 Prozent deutlich höher als bei der Informatik, die jedoch den Löwenanteil an den Ausbildungsplätzen ausmacht. Obwohl die Branche viel in die Werbung von Frauen investiert habe, mache sich dies noch nicht bemerkbar.

Woran es liegt, darüber konnte Aebischer nur spekulieren. Seiner Meinung nach würde sich viele Mädchen eher für Gesundheitsberufe entscheiden, wenn es um die Wahl einer Lehre geht und nicht für die Informatik. Zudem besuchten mehr Mädchen das Gymnasium und würden sich damit für ein Matura und nicht die klassische Lehre entscheiden.

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