Kolumne: Digitale Transformation der IT

Wer schnell auf den Berg will, muss langsam gehen!

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Der Veränderungsdruck auf Unternehmen ist enorm. Die Angst, den digitalen Wandel zu verschlafen, ebenso. Wie die neuen Arbeitsweisen im Unternehmen gelebt werden können, sagt Kolumnist Martin Andenmatten, Gründer und Geschäftsführer von Glenfis. Dafür muss man sich jedoch von bewährten Prinzipien verabschieden.

Martin Andenmatten, Gründer und Geschäftsführer, Glenfis. (Source: zVg)
Martin Andenmatten, Gründer und Geschäftsführer, Glenfis. (Source: zVg)

Der Veränderungsdruck ist derzeit enorm. Wie wirkt sich die digitale Disruption auf unser Geschäft aus, und wie können wir diesem Phänomen aktiv begegnen? Viele Unternehmen befürchten, den digitalen Wandel vollends zu verschlafen und müssen nun handeln. Die ungewisse Zukunft und der Umgang mit Unsicherheiten zwingen Organisationen nun gänzlich, ihre Vorgehensweise im Unternehmen zu hinterfragen. Innovation und Kreativität lassen sich nicht einfach planen, konzeptionieren und termingerecht umsetzen. Agilität ist das neue Schlagwort und verlangt von allen Mitarbeitern aktiv und selbstorganisiert die neue Welt zu gestalten.

Zum Glück gibt es nun passende Methoden, wie die neue Arbeitsweise und Verhaltenskultur in Unternehmen gelebt werden können. Dabei gilt es Abschied zu nehmen von bewährten Prinzipien und eingeübten Verfahren. Agilität heisst vor allem, festgefahrene Strukturen und Hierarchien loszulassen und selbstständig zu arbeiten, und zwar daran, was man wirklich, wirklich will. Dies in eingeschworenen und überschaubaren Teams, wo jeder für jeden rennt. Damit sich diese Philosophie im ganzen Unternehmen ausbreiten kann, gibt es zudem Rahmenwerke wie SAFe, welche die agilen Methoden skalieren lässt. Im Rahmen von Tagestrainings lassen sich die Methoden den Mitarbeitern vermitteln und mit etwas Coaching in der Anfangsphase auch begleiten. So ein Programm lässt sich nach alter Manier gut kalkulieren und veranlasst viele Unternehmen, die so dringend benötigte Transformation in kurzer Zeit durchzuziehen. Teams, die bisher in Silos festgefahren waren, werden nun durch einen Umschulungsprozess hindurchgeschleust, um – so die Hoffnung – im Anschluss geläutert und offen für die Zusammenarbeit ans Werk zu gehen.

Wenn alle Mitarbeiter die Übung durchlaufen haben, ist das Programm abgeschlossen und man muss nur noch auf die guten Ergebnisse warten, die sich einstellen werden. Dass die Mitarbeiter dann aber ihre Ängste, ­Rivalitäten, den Neid und die Hoffnungen nicht so schnell abgelegt haben, will man in aller Regel nicht wahrhaben. Diese dann als Ewiggestrige abzutun, greift zudem zu kurz. Die Psyche der Menschen lässt sich nicht einfach verändern, wenn sich der Transformationsprozess nur an der Methode und neuen Verfahren orientiert. Ein agiles Mindset lässt sich zwar gut herbeireden, aber nicht zwingend im Verhalten der Menschen aufdrängen. Die Organisation muss mit ihnen weiterarbeiten können, weil nun mal keine anderen da sind.

Engagement, Selbstverantwortung, Kritikfähigkeit und Reflexionsvermögen lässt sich nicht in einer Schnellbleiche erlernen. Damit sich Menschen und Organisationen verändern, braucht es Geduld und Fingerspitzengefühl. Wie sagt schon eine alte Bergführerregel: Wer schnell auf einen hohen Berg will, muss langsam gehen.

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