Digitalisierung bedroht Erotikmärkte

Sextoys statt Kopfhörer: Das ist die Zukunft des Schweizer CE-Handels

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von Thomas Häusermann, Werbewoche

Was Digitec Galaxus schon länger im Sortiment hat, bieten nun auch Microspot.ch und Brack an: Sexspielzeug. Der Markt boomt – Leidtragende sind die klassischen Sexshops.

(Source: Werbewoche)
(Source: Werbewoche)

Mit der Erweiterung des Sortiments steigt Microspot.ch auch ins Geschäft mit dem Sexspielzeug ein. Wie die "Sonntagszeitung" in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, hat der Onlinehändler seit vergangener Woche auch 700 Sextoys und Verhütungsmittel im Angebot. "Still und leise" habe die Coop-Tochter das umfangreiche Sortiment um diesen Bereich erweitert, schreibt die Zeitung. Der Grund liegt auf der Hand: Der Markt für Sexspielzeug boomt in der Schweiz stark.

Auch Brack.ch sagt, es entspreche einem Kundenbedürfnis, solche Produkte online kaufen zu können. Viel weiter ist bereits Marktführer Digitec Galaxus: Die Migros-Tochter führt nicht weniger als 16'000 Erotik-Artikel im Sortiment und bewirtschaftet diesen Bereich seit 2014. Aus gutem Grund: Das Wachstum entwickle sich exponentiell, sagt Sprecher Alex Hämmerli zur Sonntagszeitung – man habe den Umsatz in dieser Sparte in den letzten Jahren jeweils fast verdoppeln können.
Im Schnitt sind die Käuferinnen und Käufer bei Digitec Galaxus 32 Jahre alt, besonders häufig werden Vibratoren als Geschenk vor Weihnachten gekauft.

Obwaldner und Schwyzer Kundschaft am fleissigsten

Dass sich die Erotik-Branche vom Schmuddel-Image abgekoppelt hat, zahlt sich aus. Die Onlineshops von Anbietern wie Amorana oder Amorelie kommen wie Beauty- oder Wellness-Seiten daher und haben mit dem Erscheinungsbild früherer Sexshops nicht mehr viel gemeinsam.

Bei Amorana sind denn auch 55 Prozent der Kundschaft weiblich und die Umsätze wachsen jedes Jahr um 30 Prozent, wie Firmenchef Lukas Speiser angibt. Und noch etwas verrät der Erotikhändler: In der Schweiz kauft das Land mehr als die Stadt - am meisten für Sexspielzeuge geben die Obwaldner und Schwyzer aus. 23 Prozent mehr als der Landesschnitt. Dem gegenüber die Basler, die 30 Prozent unter dem Schnitt ausgeben und das Schlusslicht bilden.

Erotikmärkte verschwinden

Diese Entwicklung freut nicht alle: Die klassischen Erotikmärkte befinden sich in einer Krise. Marktführer Erotikmarkt hat bereits sechs Filialen dicht gemacht, Unternehmer Patrick Stöckli glaubt, es sei eine Frage der Zeit, bis auch die verbleibenden Standorte nicht mehr rentabel seien.

Dass man mittlerweile sogar in Coop- und Migros-Supermärkten Vibratoren kaufen kann, dürfte den Untergang der herkömmlichen Sexshops beschleunigen. Die Kundschaft muss die entsprechenden Artikel nicht mehr in Agglomerationen und an Autobahnausfahrten kaufen, sondern legt sie ganz nebenbei in Online-Warenkörbe oder in den Einfkauswagen.

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