New gTLD-Event in Bern

Eventbericht: Chancen und Risiken neuer Top Level Domains

Uhr | Aktualisiert

Am gestrigen New gTLD-Event in Bern beschäftigten sich die Referenten mit dem Thema der neuen generischen Top Level Domains, für die man sich nächstes Jahr bewerben kann.

Dan Trampedach von Thomsen Trampedach erläuterte die Vorteile der neuen TLDs.
Dan Trampedach von Thomsen Trampedach erläuterte die Vorteile der neuen TLDs.

Spezielle Top-Level-Domain-Namen wie ubs.bank oder notredame.paris dürften in Zukunft Teil des Internets werden. Im Rahmen des neuen gTLD-Programms, das für die Vergabe neuer generischer Top Level Domains zuständig ist, soll neuen und innovativen TDLs der Weg geebnet werden. Am gestrigen "new gTLD-Event" in Bern diskutierten Referenten verschiedener Organisationen und Unternehmen die Chancen, Probleme und Möglichkeiten der neuen TLDs, um die man sich nächstes Jahr bewerben kann.

Unternehmen, Organisationen oder Gemeinden, die sich für eine neue generische TLD interessieren und deren Administration sie künftig übernehmen wollen, müssen sich dafür nächstes Jahr bei ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) bewerben. Dies muss im Zeitraum vom 12. Januar bis zum 12. April mittels eines Registrierungsfensters bei ICANN geschehen. Nicht offen ist die Registration hingegen für Privatpersonen.

Bisher gibt es 22 generische TLDs wie .com, .net und .org, daneben etwa 250 Country code TLDs wie .ch, .fr oder my. Mit dem neuen Programm für generische TLDs sollen unter anderem Unternehmen die Möglichkeit erhalten, ihre Marke bekannter zu machen, neue Märkte zu erschliessen oder die eigene Identität zu fördern, wie Dan Trampedach, vom Schweizer Unternehmen Thomsen Trampedach, in seinem Referat erläuterte. Der Wettbewerb könne damit gefördert werden, ausserdem dürften sich Unternehmen mit einer neuen generischen TLD im Suchmaschinenbereich besser positionieren können.

Chance oder finanzielles Risiko?

Über den Nutzen der neuen Domänen waren die Meinungen der Referenten geteilt. Start-ups sollten keinesfalls zu viel Energie in eine neue gTLD investieren, denn diese koste unter anderem viel Geld, wie Andrej Vckovski, Präsident simsa (Swiss Internet Industry Association), zu bedenken gab. Start-Ups müssten sich ja bekantlich gut überlegen, wie sie ihre finanziellen Mittel einsetzen wollten. Dies bestätigte auch Francesco Centraro von Afilias: "Junge Unternehmen könnten das Geld, das sie in eine neue, generische TLD investieren, ebensogut für Marketingzwecke einsetzen".

Zudem wies Centraro die Zuhörerer darauf hin, dass es bei der Registrierung einiges zu beachten gebe: ein Unternehmen benötige bei der Bewerbung für die neue TLD Unterstützung eines Partners, der sich mit der Materie auskenne. Also müsse das Unternehmen nicht nur die Kosten für die Anmeldung übernehmen, sondern auch seinen Partner bezahlen – ohne dann wirklich sicher zu sein, die TLD dann auch wirklich zu bekommen. Peter Leuzinger, Country Manager der Group NBT, sieht hingegen in einer neuen TLD eine grosse Chance für junge oder kleine Unternehmen und bezeichnete die neuen Möglichkeiten als grosse Chance.

Ein Thema, das die Zuhörer ebenfalls beschäftigte, war die Frage, ob es sich lohnen dürfte, die erste Bewerbungsrunde bei ICANN abzuwarten. Denn: wer bis jetzt bezüglich seiner neuen Wunsch-TLD noch keinen klaren Plan gefasst hat, dürfte bereits zu spät dran sein, da ICANN die Bewerber und deren finanzielle Möglickeiten sowie deren Infrastruktur genau unter die Lupe nehmen wird. "Niemand weiss genau, ob und wann eine zweite Runde stattfinden wird", gab Centraro zu bedenken. Thomas Rickert vom Verband der deutschen Internetwirtschaft in Bonn rechnet damit, dass spätestens in 2 bis 3 Jahren eine zweite Bewerbungs- und Vergaberunde für generische TLDs über die Bühne gehen dürfte.

Auswirkungen in der Schweiz

Was das neue gTLD-Programm für die Schweiz bedeutet, wird sich noch zeigen. Wie Philipp Metzger, Vize-Direktor der Abteilung Telecom des Bakoms, erklärt, sei der Bund primär ein Stakeholder und könne keine partikulären Interessen für neue TLDs wahrnehmen und diese bei ICANN vertreten. Doch neue TLDs wie .bank könnten hierzulande auf grosses Interesse stossen und damit auch ins öffentliche Interesse rücken. Daher brauche es auf der Stufe des Bundes eine interparlamentarische Strategie, damit die Bedeutung des gTLD-Programms auf Schweizer Ebene diskutiert werden könne. Das Bakom sei derzeit intensiv mit dieser neuen Aufgabe beschäftigt, so Metzger.