Kroll-Ontrack-Umfrage

Der Speicherirrtum in Unternehmen

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl

Unternehmen trauen SSD-Speichern mehr zu als altbewährten HDD-Festplatten. Das ist oft falsch, SSDs bergen im Gegensatz zu HDDs einige Risiken.

SSD-Speicher bergen Risiken, über die sich jedes zweite Unternehmen nicht bewusst ist. Wie die Datenretter von Kroll Ontrack in einer Umfrage ermittelt haben, sehen 48 Prozent der befragten Unternehmen keinerlei Risiken beim Einsatz von SSD-Speichern.

Das ist falsch und liegt laut den Datenrettern vor allem an fehlender Erfahrung. Obwohl 92 Prozent der Befragten aussagen, dass klassische Festplatten häufiger Daten verlieren als SSDs, zeigen Statistiken von Kroll Ontrack, dass beide Speicher etwa ähnlich oft ausfallen. Nur ist die Datenrettung bei SSDs weit aufwändiger, weil für jedes Modell spezielle Soft- und Hardware-Werkzeuge entwickelt werden müssen. Eine standardisierte Konfiguration fehlt.

Komplex oder unmöglich

Die Datenrettung wird aber noch durch eine weitere Komponente erschwert. SSD bieten nämlich üblicherweise herstellereigene Verschlüsselüngslösungen. Das bedeutet, dass der Hersteller im Besitz des Schlüssels ist. Und diesen geben die Hersteller nicht her, auch wenn sie keine eigene Datenherstellung anbieten sollten. Das bedeutet, dass die Rettung der Daten bei einem Datenverlust komplex oder gar unmöglich wird. Darüber sind sich lediglich 31 Prozent der befragten Unternehmen bewusst.

Auch die Konfiguration der SDD-Speicher ist schwieriger. Die Daten bei SSDs sind auf 8, 16 oder 32 Einzelchips verteilt, die durch den Aufbau aus verschiedenen Memory-Chips eine unzusammenhängende Datenstruktur erzeugen, die sich nur schwer wieder zusammenfügen lässt.

Noch ein Nischenprodukt

Und selbst bei der Lebensdauer können die neuen Speichersysteme nicht trumpfen. SSD-Speicher halten nicht länger als HDD-Speicher, auch wenn ein Grossteil der Befragten vom Gegenteil überzeugt ist. Während Business-HDD-Festplatten oft zehn Jahre oder länger halten, hängt die Lebensdauer bei SSD-Speichern hauptsächlich von der Anzahl Schreib- und Lesevorgänge ab. Je häufiger auf SSDs zugegriffen wird, desto eher wird die ordnungsgemässe Funktion eingestellt.

Bei der Umfrage hat sich gezeigt, dass erst etwa ein Drittel aller Befragten Unternehmen auf die neue Technologie SSD setzen. Die Speicher sind noch ein Nischenprodukt, die erst in ausgewählten Rechnern, etwa in der Führungsetage, eingesetzt werden. Die Mehrzahl setzt weiterhin auf HDD-Festplatten, vor allem im Bereich Storage. Kroll Ontrack empfiehlt Unternehmen eine Compliance-Verordnung, in der festgelegt wird, welche Anforderungen Festplatten für unterschiedliche Verwendungsmöglichkeiten erfüllen müssen. Damit das passende Speichermedium für jeden Bereich gefunden werden kann.