Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit

Open Source: Von der Glaubens- zur Kostenfrage?

Uhr | Aktualisiert

Am gestrigen Dinner der Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit servierten die Regierungsräte Eva Herzog (Basel-Stadt), Peter Hegglin (Zug) und François Marthaler (Waadt) Fakten zu ihren Open-Source-Initiativen. Aber nicht nur in den Kantonen geht was - 2011 sollen zwei neue Open-Source-Plattformen lanciert werden.

Eva Herzog trat als erste an, das Motto der Veranstaltung "Open Source ist keine Glaubensfrage – Pragmatische Umsetzung in den Kantonen" zu illustrieren. Pragmatisch heisst für den Kanton Basel-Stadt gemäss Herzog "technisch machbar, wirtschaftlich sinnvoll".

Für Herzog zählen deshalb längst nicht mehr nur die Kosten, sondern - wie sie heraushob - auch ein besserer Investitionsschutz, eine stärkere Verhandlungsposition, mehr Freiheitsgrade und nicht zuletzt die politische Wirkung.

Es wurde klar, dass der Kanton Basel-Stadt nichts dem Zufall überlässt: Nicht nur wurde Anfang Jahr vom Regierungsrat eine OSS-Strategie abgesegnet, der Kanton liess sich auch Kostenprognosen errechnen. Die Studien zeigten, dass sich die Kosten mit einer reinen Microsoft-Strategie von einer Strategie mit Microsoft und Linux nur marginal unterscheiden - ungefähr zwei Prozent bis 2019.

Zug: Gemeinden profitieren von Kantonsinvestitionen

Aus wirtschaftlichen Gründen hat sich der Kanton Zug, wie Regierungsrat Hegglin sagte, für Open Source entschieden - allerdings ohne konkrete Zahlen zu nennen. Die Zuger starteten mit der Ausschreibung für ein neues Intranet sowie einen neuen Webauftritt sprichwörtlich auf der "grünen Wiese", weil die alte Lösung dringendst hätte abgelöst werden müssen. Entschieden hat man sich schliesslich für die Open Source Intranet-Lösung PloneGov sowie die Gever-Plattform OpenGever.

Nach zwei Jahren der Realisierung und der Einführung arbeiten gemäss Hegglin heute 1600 Verwaltungsangestellte und knapp 1000 Verwaltungsexterne mit den neuen Lösungen. Hegglin streicht heraus, dass von den Investitionen von ungefähr einer halben Million Franken jetzt unter anderem auch die Gemeinden profitieren können - ihnen werden die Lösungen kostenlos zur Verfügung gestellt.

Waadt: Open-Source klar günstiger

Am meisten mit Zahlen warf schliesslich der Waadtländer Regierungsrat François Marthaler um sich. 2010 schrieben die Lausanner Transportunternehmen TL eine Offerte für ein Auskunftsystem zur laufenden Orientierung und
Infos an die Kundschaft aus. Der Auftrag wurde schliesslich an ein lokales Unternehmen mit einer Open-Source-Lösung vergeben. Damit seien gemäss Marthaler nicht nur die Investitionskosten um 30 Prozent und die Unterhaltskosten um 75 Prozent tiefer als bei Konkurrenzofferten, sondern es bestehe auch die Möglichkeit einer gemeinsamen Nutzung mit anderen ÖV-Unternehmen.

Schliesslich erteilte Marthaler auch noch dem Bund einen Rat: Würden Behörden ihre Applikationen konsequent gemeinsam entwickeln und nutzen, könnte künftig gut eine Milliarde Franken Steuergelder jährlich gespart werden, schätzte Marthaler.

Ankündigung: Opengovernmentdata

Aber nicht nur kantonal, sondern auch national soll es 2011 mit Open Source vorwärts gehen. So kündigte Matthias Stürmer, Geschäftsführer der parlamentarischen Gruppe für digitale Nachhaltigkeit, eine neue Plattform für Open-Source-Firmen an. Und auch André Golliez von der IT-Beratungsfirma Itopia.ch kündigte die Plattform "Opengovernmentdata" an, betonte aber, dass dabei keinesfalls Wikileaks nachgeahmt werden solle.

Es gehe darum, sowieso schon öffentlich zugängliche und in der Regel wenig brisante Dokumente noch besser zugänglich zu machen. Beide Plattformen sollen im Verlauf des nächsten Jahres vorgestellt werden - Daten wurden allerdings keine genannt.