Ungebrochene Web-2.0-Skepsis

Netzwoche-Umfrage: IT-Kosten unter Druck, Mobile und Cloud im Trend

Uhr | Aktualisiert
von Thomas Brenzikofer

Weniger IT-Budget, aber mehr Umsatz, grosse Skepsis gegenüber dem Social Networking, Cloud Computing und Mobile als die grossen Trends 2011: Dies ist das Ergebnis der Netzwoche-Umfrage unter den geladenen Gästen des Executive Forums, an der sich rund 100 IT-Executives von Anwender- und Anbieterseite beteiligt haben.

2011 wird ein gutes Jahr. Gartner prognostiziert einen Zuwachs des weltweiten IT-Marktes um 5,1 Prozent auf 3,6 Billionen US-Dollar. Entsprechend optimistisch sind auch die Anbieter.

Weniger Budget aber mehr Umsatz?

Jeder zweite der rund 50 Geschäftsführer von nationalen und internationalen IT-Anbietern, die an der Umfrage im Vorfeld des im Ende Januar stattfindenden Executive Forums Zurich teilgenommen haben, rechnet mit einem Umsatzwachstum von zwischen 2 und 10 Prozent. Jeder Dritte will gar um mehr als 10 Prozent wachsen.

Damit stehen die Anbieter allerdings im krassen Widerspruch zu ihren Kunden. So haben sich die IT-Budgetaussichten der rund 60 CIOs, die sich an der Umfrage beteiligt haben, gegenüber dem Vorjahr merklich verdüstert. Waren vor einem Jahr bei 19 Prozent der Antwortenden Kürzungen zwischen 2 und 10 Prozent angesagt, haben heuer 28 Prozent das Kreuz bei dieser Marke gesetzt. Stabil ist der Anteil, der immerhin mit gleichbleibendem Budget rechnen darf, nämlich 37 Prozent. Rückläufig ist hingegen die Zahl der CIOs, die 2 bis 10 Prozent mehr Mittel erhielten: Waren dies vor einem Jahr noch 32 Prozent, sind es jetzt nur mehr 21,7 Prozent.

Wolke wird ernst genommen

Allerdings wird damit noch keine Aussage darüber getroffen, wo die Mittel eingespart werden sollen. Auguren gehen davon aus, dass die Kürzungen durch Effizienzgewinne wettgemacht werden können: So erwartet Gartner, dass Firmen bis 2015 mit rund einem Viertel weniger IT-Mitarbeitern im Servicebereich auskommen werden. Dafür liefert auch die vorliegende Umfrage Indizien.

Wurde vor einem Jahr Cloud Computing nur von jedem vierten CIO als Trend (an-)erkannt, nehmen heute 60 Prozent die Wolke ernst. Ebenfalls weiter im Trend sind Konsolidierung und Virtualisierung. Fast jeder zweite CIO will ins Rechenzentrum investieren. Die Zielsetzung solcher Unterfangen liegt auf Hand: Es soll mehr Effizienz bei weniger Kosten herausspringen.

Mobile Computing als Mega-Trend

Gesetzt sind auch die Präferenzen, wenn es um Innovationsthemen geht. Hier steht bei den Trends der Bereich Mobile bei 71 Prozent der Antwortenden auf Seiten der Anwender eindeutig ganz oben. Auch bei den Investitionen laufen die Smartphones mit 44 Prozent der Nennungen zusammen mit dem Desktop/Workspace den Themen Business Intelligence und Web/E-Business den Rang ab.

Die weitaus grössten Investitionen sind indes nach wie vor beim Einsatz neuer Business-Software sowie dem Entwickeln neuer Fachapplikationen zu erwarten, gefolgt von der Integration und Erneuerung bestehender Systeme.

Diese Einschätzungen decken sich weitgehend mit denjenigen der Marktauguren. So rechnet Gartner damit, dass bis 2014 in 90 Prozent aller Unternehmen die Mitarbeiter Geschäftsapplikationen auch auf mobilen Geräten wie Smartphones nutzen werden.

In die gleiche Bresche schlägt Marktforscher IDC und veranschlagt Cloud Services, Mobile Computing sowie Social Networking als die massgebenden Trends des angelaufenen Jahres. Was Letzteres anbelangt sind die Schweizer CIOs noch eher zurückhaltend. 40 Prozent der Antwortenden erkennen aber in Web 2.0 einen ernstzunehmenden Trend. Immerhin sind dies 10 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Jeder Zweite blockt Facebook

Allerdings wird dem Thema Social Networking gerade von Anwenderseite sehr defensiv begegnet. So gibt jeder zweite IT-Executive an, dass in seinem Unternehmen Web-2.0-Domänen wie Facebook oder Twitter geblockt sind, und ein Drittel verbietet seinen Mitarbeitern die Nutzung dieser Anwendungen. Nur ein Drittel gibt an, dass verbindliche Richtlinien aufgestellt wurden, die auch die private Nutzung solcher Sites mit einschliessen, sofern geschäftsrelevante Inhalte betroffen sind. Angesichts dieser Zurückhaltung ist es erstaunlich, dass immerhin 35 Prozent der Unternehmen Social-Media-Plattformen aktiv für die eigene Kommunikation einsetzen.

Sehr viel entspannter gehen demgegenüber die IT-Anbieter das Thema Social Networking an. Geblockt und verboten wird praktisch nicht, jedes zweite Unternehmen hat sogar verbindlich Richtlinien aufgestellt, und zwei Drittel verwenden Facebook und Co. für die eigene Kommunikation. Was indes auch von den Anbieterunternehmen noch kaum betrieben wird, ist ein aktives Monitoring der Web-2.0-Sphäre. Gerade dies wäre aber wichtig, wenn es darum geht, sich mit dem «Web-2.0-Mob» vertraut zu machen.