Studie der Uni St.Gallen und T-Systems

Schweizer Unternehmen nutzen Enterprise 2.0 erst zögerlich

Uhr | Aktualisiert

Schweizer Unternehmen schöpfen die Möglichkeiten von Enterprise 2.0 noch lange nicht aus, wie eine aktuelle Studie besagt.

Schweizer Unternehmen arbeiten quer durch alle Branchen hinweg bereits an ihrer Transformation in Enterprise 2.0, schöpfen die Möglichkeiten jedoch noch nicht voll aus. Dies ergab eine von T-Systems und dem Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen durchgeführte Studie. Untersucht wurde die Nutzung von Enterprise 2.0-Funktionen im deutschsprachigen Raum. Befragt wurden Führungskräfte, IT-Entscheider und Fachexperten aus 13 Branchen in der Schweiz, Deutschland und Österreich.

Laut Umfrage werden insbesondere Wikis, Foren, soziale Netzwerke, Blogs, Feeds und Instant Messaging gut genutzt. Weniger populär seien Podcasts sowie Bewertungs- und Kommentierungssysteme. Im Gegensatz dazu seien andere Enterprise-2.0-Funktionalitäten wie virtuelle Marktplattformen (Prediction Markets), freie Kombination von Webinhalten (Mashups) oder freie Verschlagwortung (Social Tagging) kaum bekannt und wenig verbreitet.

Ansprechpartner und Integration fehlen

Enterprise-2.0-Funktionen sind laut Studie in einer ausgeglichenen Mischung aus Best-of-Breed-Anwendungen und Plattformlösungen im Einsatz. Handlungsbedarf bestehe jedoch noch bei der Integration der einzelnen Funktionen: Es fehlten einheitliche Benutzeroberflächen und Anmeldesysteme (Log-in). Auch organisatorisch sei das Enterprise 2.0 noch nicht in der Realität angekommen: Laut Studie habe mehr als die Hälfte der Befragten keinen zentralen Ansprechpartner und rund ein Drittel fühle sich vom IT-Support in der Bereitstellung und Nutzung der Enterprise-2.0-Funktionen wenig bis gar nicht unterstützt. Unter Enterprise-2.0-Funktionen verstehen die Experten der Studie die Web-2.0-Elemente im betrieblichen Kontext.

"Wir konnten in unserer Studie beobachten, dass in den Unternehmen zunehmend Experimentierkulturen am Entstehen sind", erläutert Professor Dr. Andrea Back, die seitens der Universität St. Gallen als Autorin an der Studie mitwirkte. "Diese Experimentierkulturen nähern sich den Funktionen sehr vorsichtig und nutzen sie vor allem für das Wettbewerbscreening, die Akquisition von Lieferanten und das Recruiting von Partnern."

Schnittstellen wenig genutzt

Heterogen sei auch der Blick auf den Einfluss, den Enterprise-2.0-Funktionen auf die Prozesse in den Organisationen ausübten. In der internen Zusammenarbeit sei die Anpassung dieser Funktionen am weitesten fortgeschritten. Die Schnittstellen zu den Kunden wie auch zu Lieferanten und Partnern blieben allerdings noch weitgehend ungenutzt. Höchste Priorität in der Nutzung der Enterprise-2.0-Funktionalitäten geniesse das Wissensmanagement und die unternehmensweite Zusammenarbeit. Davon profitierten vor allem die IT, das Marketing, die Öffentlichkeitsarbeit, der Vertrieb, Forschung und Entwicklung sowie das Management.

Den Nutzen sehen die Befragten laut Studie jeweils zu mehr als 50 Prozent in kulturellen und strategischen Aspekten sowie in Zeiteinsparungen. Qualitätsverbesserungen oder Kosteneinsparungen würden nur bei 38 respektive 32 Prozent der Befragten als Nutzen wahrgenommen. Zwei Drittel der Umfrageteilnehmer bestätigten die Bedeutung von Enterprise 2.0 für die eigene Wettbewerbsposition. Doch noch nützten in rund 60 Prozent der befragten Organisationen weniger als die Hälfte der Mitarbeitenden die angebotenen Funktionen. 30 Prozent bezeichneten ihre unternehmensinternen Rahmenbedingungen sogar als hemmend.