Quartalszahlen bestätigen Apotheker

HP spricht von hausgemachten Problemen

Uhr | Aktualisiert
von George Sarpong

HPs Gewinn ist um 44 Prozent eingebrochen. Das liegt nicht nur an der schwächelnden Konjuktur, sondern auch an zu geringen Investitionen.

HPs CEO Meg Whitman will mehr Effizienz im operativen Bereich.
HPs CEO Meg Whitman will mehr Effizienz im operativen Bereich.

Meg Whitmans glanzvoller Auftritt an der Global Partner Conference Mitte Februar in Las Vegas wird von schlechten Nachrichten, genauer gesagt, von den jüngsten Quartalszahlen verdrängt: Im ersten Quartal dieses Jahres kauften deutlich weniger Kunden Drucker, Workstations und Notebooks von HP, als noch vor einem Jahr. In Folge brach der Gewinn um 44 Prozent auf 1,5 Milliarden US-Dollar ein.

Der Umsatz sank um sieben Prozent auf 30 Milliarden Dollar, wie HP gestern bekanntgab. "Es gibt Schwierigkeiten in den meisten Geschäftsbereichen", zitiert Dow Jones Newswire HPs Finanzchefin Cathie Lesjak. Der Konzern habe jahrelang zu wenig investiert, weshalb manche Probleme selbstverschuldet seien. Auch aktuelle Probleme, wie die Festplatten-Knappheit durch die Überschwemmungen in Thailand vergangenes Jahr, hätten für erhebliche Probleme gesorgt.

Lenovo im Nacken

Der Umsatz im umstrittenen PC-Geschäft ging im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 8,9 Milliarden Dollar zurück. Dabei musste HP im Firmenkundengeschäft einen Rückgang von 7 Prozent einstecken. Auf der Consumer-Seite sieht es mit einem 25-prozentigen Umsatzrückgang noch verheerender aus. Die Zahl der ausgelieferten Desktop-Rechner ging um 19 Prozent, die Anzahl ausgelieferter Notebooks um 18 Prozent zurück.

Zum Vergleich: Apple hatte in seinem ersten Geschäftsquartal 2012 26 Prozent mehr Macs verkauft. Lenovo, der unmittelbarste Konkurrent hinter HP hatte zuletzt seinen Umsatz mit Desktop-PCs um 39 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar gesteigert. Das Geschäft mit Notebooks zog um 30 Prozent auf 4,5 Milliarden Dollar an.

Schwieriges Druckergeschäft

Auch im Drucker-Bereich kennt HPs Geschäft derzeit nur den Rückwärtsgang: Der Umsatz ging um 7 Prozent zurück, die Menge ausgelieferter Drucker an Unternehmenskunden ging um 10 Prozent zurück. Auf Consumer-Seite meldet HP einen Rückgang um 15 Prozent. Allerdings, betont Whitman, habe nicht nur HP alleine in diesem Bereich Schwierigkeiten - die ganze Branche habe zu kämpfen. HP wisse, dass Endkunden beispielsweise weniger Fotos zu Hause ausdrucken, meinte Whitman.

Der Geschäftsbereich Enterprise Servers, Storage and Networking (ESSN) verzeichnet einen Umsatzrückgang um 10 Prozent. Der Umsatz mit Industrie-Standard-Servern ging um 11 Prozent zurück. Bei den Critical-Systems-Servern sank der Umsatz um 27 Prozent. Der Umsatz mit Speicher-Lösungen sank um 6 Prozent. Für das Netzwerk-Geschäft meldet HP einen Rückgang von einem Prozent. Es bleibt zu hoffen, dass sich das verstärkte Engagement in der Servertechnik, etwa wie das Projekt Voyager mit den neuen Proliant-Servern, bald bezahlt machen wird.

Hatte Apotheker am Ende Recht?

Angesichts der Zahlen schaltete Whitman auf Angriff: HP werde die notwendigen Schritte unternehmen, um wieder erstklassig zu werden, kündigte HPs Geschäftsführerin gemäss Financial Times Deutschland (FTD) an. Zunächst sollen Kosten gesenkt und die Dynamik des bestehenden HP-Geschäfts angekurbelt werden. Doch auf lange Sicht werde HP wohl nicht umhin kommen in andere Geschäftsbereiche wie wie Online-Cloud-Computing oder Sicherheit zu investieren, äusserte Whitman während einer Telefonkonferenz gegenüber Analysten.

Die aktuellen Quartalszahlen machen auch den Anschein, als habe Léo Apotheker vielleicht doch Recht gehabt, als er meinte HP solle das PC-Geschäft abstossen und stattdessen lieber auf Software und Services setzen, mutmasst die FTD weiter. Tatsächlich weisen die Geschäftszahlen in diesen Bereichen nach oben: Der Umsatz im Service-Geschäft wuchs im Jahresvergleich um ein Prozent auf 8,6 Milliarden Dollar an. Die Umsätze in den Segmenten Technology Services und Outsourcing legten beide um 2 Prozent zu. Der Umsatz im Bereich Business Services blieb stabil bei 2,3 Milliarden Dollar.

Noch besser lief es im Software-Geschäft: Der Umsatz mit Software stieg im Jahresvergleich um 30 Prozent auf 946 Millionen Dollar an, das Geschäft mit der Software von der übernommenen Autonomy mit eingerechnet. Angetrieben wurde das Software-Geschäft durch ein 12-prozentiges Wachstum beim Lizenz-Umsatz und einem 22-prozentigem Wachstum im Support-Geschäft. Der Bereich Services wuchs um 108 Prozent.

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