Crowd-Sourcing

Brains on-Demand

Uhr | Aktualisiert
von George Sarpong

Für Dieter Speidel, Geschäftsführer des IT-Validierungsspezialisten Pass Technologies, liegt im "Crowd-Sourcing" viel Potential für Wertschöpfungssteigerungen bei IT-Projekten.

Dieter Speidel, CEO von Pass Technologies.
Dieter Speidel, CEO von Pass Technologies.

Oft entdecken Verbraucher nach der Markteinführung eines Produkts Mängel, die beim firmeninternen Qualitätstest vor dem Produkt-Rollout nicht aufgefallen sind. Die schnelle Verfügbarkeit von neuen Produkten und Dienstleistungen entscheidet zudem heute über Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen. Um mithalten zu können, brauchen Unternehmen die nötigen Kapazitäten an Profis und Testern, die für die Produktentwicklung und Qualitätssicherung in ausreichender Zahl und zeitnah herbeigezogen werden können.

Inzwischen gibt es Produkt-Foren, in denen sich die Community austauscht und insbesondere die entdeckten Mängel sammelt und diskutiert. Ein wahre Fundgrube für das Qualitätsmanagement eines jeden Herstellers. Diese Idee hat auch Pass Technologies aufgegriffen und Ende letzten Jahres die "Crowdtesting-Plattform" Passbrains.com gegründet.

Beim Crowdsourcing werden Arbeitsprozesse, wie eben das Testen von Software und anderen Produkten, ins Web an eine Community ausgelagert. "Mit Passbrains.com konnten wir innerhalb weniger Monate die Kapazität und Produktivität des Unternehmens nochmals verdoppeln", meint Dieter Speidel. Er ist CEO des auf IT-Validierung spezialisierten Zürcher Unternehmen Pass Technologies.

Geschlechterquote 50:50

Passbrains.com umfasst nach Angaben Speidels gut 200 freiberufliche Mitglieder, die sich aus Software-Profis und Testing-Experten zusammensetzt. Täglich kämen neue Spezialisten hinzu, so, dass Speidel bis Jahresende mit mindestens 1’000 "Passbrains" für seine Testprojekte rechnet. Vorbild ist Vtest, eine in den USA ansässige vergleichbare Plattform mit 10'000 Mitgliedern.

Interessant ist, dass die Community je zur Hälfte aus Frauen und Männern besteht. Rund 60 Prozent der Tester stammten aus Indien, wie Speidel anlässlich eines Medienanlasses sagte. Für diese biete sich der Vorteil, bei entsprechendem Erfolg, im Lebenslauf Projektarbeiten für Schweizer IT-Firmen aufführen zu können.

Die Passbrains werden je nach Qualifikation bestimmten Projekten zugeteilt. Wer als Passbrain in Projekten mitarbeiten darf, wird durch eine eigens für die neue Geschäftseinheit geschaffene Stelle von Zürich aus entschieden: "Wir suchen aktiv in Internetforen und auf spezialisierten Social-Media-Plattformen nach geeigneten Kandidaten mit entsprechenden Fähigkeiten und Zertifikaten", erklärt Speichel. Geeignete Kandidaten würden zur kostenlosen Mitgliedschaft in der Community eingeladen.

Bewährte Tester erhalten VIP-Status

Die Testprojekte werden auf Passbrains.com für die registrierten Tester ausgeschrieben, die sich dann elektronisch für die Projektteilnahme bewerben können. Die passenden Profile der Bewerber werden software-gestützt den entsprechenden Projekten zugeordnet, über die finale Annahme der Bewerbungen befinden die Pass-Projektmanager.

Bereits bewährte Crowdtester erhalten bei passbrains.com einen VIP-Status mit dem Anrecht, in neuen Projekten bevorzugt zu werden. "Wir bieten unseren Crowdtestern aber auch Karrierechancen bei passbrains.com. Durch erfolgreiche Mitarbeit in mehreren Projekten können sie sich beispielsweise für die Mitarbeit in der Qualitätskontrolle oder als Consultant für spezifische Fachthemen qualifizieren", ergänzt Speidel.

Kostenersparnis von bis zu 70 Prozent

Die Projekte werden über ein eigenes Projektmanagement-System von der Vergabe bis zur Abrechnung der Honorare durch Schweizer Mitarbeitende abgewickelt. Verrechnet würden je nach Projekt zwischen 10 und 20 US-Dollar pro aufgewendeter Stunde.

Um den Qualitätsanforderungen der Kunden zu genügen, würden die Resultate der in Ost- und West-Europa, Amerika und Asien vergebenen Arbeiten durch hiesige Qualitätsmanager geprüft. Anschliessend würden die Daten zu Test- und Fehlerberichten zusammengefasst und mittels statistischer Analysen ausgewertet.

Im Zusammenspiel von Community und Ingenieuren ergäben sich Vorteile für Kunden, da Projekte nun in der gleichen Qualität in kürzerer Zeit abgeschlossen würden. Dadurch liessen sich zwischen 50 und 70 Prozent der sonst üblichen Projektkosten einsparen, verspricht das Unternehmen.