E-Commerce-Summit

„Wir nehmen nicht an der Online-Preisschlacht teil“

Uhr | Aktualisiert

Multichannel sei teuer, niemand verdiene damit Geld und die Organisation des Unternehmens werde durchgerüttelt. Soweit die Befürchtung von Skeptikern. Der 5. Schweizer E-Commerce-Summit stand ganz im Zeichen des kanalübergreifenden Verkaufens.

Olivier Burger, CEO des Modehauses PKZ (Bild: Unic) (Quelle: Unic)
Olivier Burger, CEO des Modehauses PKZ (Bild: Unic) (Quelle: Unic)

Der 5. Schweizer E-Commerce-Summit im Zürcher Lake Side gestern Donnerstag stand ganz im Zeichen von Multichannel. Dabei geht es etwa darum, weitreichende Serviceleistungen kanalübergreifend anzubieten oder an Point-of-Sales Tablet-Computer zur Unterstützung der Berater einzusetzen. Organisiert wurde der Anlass von den E-Commerce-Anbietern Unic und Hybris.

Die Umsetzung von Multichannel gehe nicht immer nur in eine Richtung, sagte Niklas Mahrdt, Professor für Marketing und E-Commerce, an der Rheinischen Fachhochschule in Köln. Zwar bauten immer mehr traditionelle Läden neue Webshops. Doch das Beispiel des E-Bay-Schaufenster in New York zeigt, dass durchaus auch Online-Marken in die Offline-Welt drängen.

Ein gut umgesetztes Multichannel-Konzept sah Mahrdt im Schuh-Shop Crocs. Im jenem Shop in New York findet der Kunde nur Muster-Produkte, die er sich noch am selben Tag nach Hause schicken lassen kann.

Skepsis gross

Weit gereist ist auch Philippe Olivier Burger, CEO des Modehauses PKZ, vor der Lancierung von Thelook.com. Mit tollen Ideen im Gepäck, stiess er nach der Rückkehr in die Schweiz auf viele Skeptiker. „Alle warnten mich“, sagte Burger. Multichannel sei teuer, niemand verdiene Geld damit und zudem würde die Organisation des Unternehmens durchgerüttelt.

Das änderte indes nichts an seinem Vorhaben, Multichannel bei der PKZ-Gruppe umzusetzen. „Wir haben viele Stürme erlebt“, sagte Burger. Sein Team hat diese indes überstanden und letzten Oktober Thelook.com live geschaltet.

Multichannel bedeutet für Burger insbesondere auch, dass man auf den verschiedenen Kanälen identische Preise anbiete und transparent bleibe. Die Verlockung zu Rabattangeboten im Web sei zwar oft gross, doch seine Devise lautet: „Wir nehmen nicht an der Online-Preisschlacht teil.“

iPhone unter den Wintersport-Destinationen

In einer verzwickten Lage befand sich vor geraumer Zeit auch Andreas Bärtsch von der Weisse Arena Gruppe, die die Region Flims Laax Falera vermarktet. Es sei viel komplizierter Skiferien zu buchen, als mit dem Flugzeug ans Meer zu fliegen.

Mehr Kundenservice und Transparenz bieten, das war dann das Ziel. „Laax soll das iPhone unter den Wintersport-Destinationen werden“, brachte Bärtsch die Devise auf den Punkt. Doch das war gar nicht so einfach umzusetzen. Das Problem: Skischule, Skivermietung und Hotels hatten alle verschiedene Logisitiksysteme.

Die Tourismusregion führte letztlich unter anderem das Blueline-Ticket ein, das ähnlich wie Flugtickets auf einem nachfragebasierten Preismodell basiert. Der Anteil Online-Umsätze liegen derzeit laut Bärtsch bereits bei zwölf Millionen Franken, was etwas mehr als zehn Prozent des Gesamtumsatzes der Weisse Arena Gruppe entspricht.

Hürde "Plattform-Dschungel"

Die iPhone-Nutzer haben zuletzt auch Marcelo Alé, CTO von Leshop Freude bereitet. Sie waren es in erster Linie, die daran Anteil hatten, dass Leshop das Ziel von zwei Prozent Umsatzanteil des Mobile Shops an Onlineverkäufen bei der Lancierung des Mobile Shops hat übertreffen können.

Nicht alles ist aber so einfach, wie es tönt. Als etwas weniger kauffreudig als die iPhone-Nutzer zeigten sich in der Folge die wachsende Anzahl an Android-Nutzern. Zudem würden parallel zu den Mobile-Umsätzen, insbesondere auch wegen des „Plattform-Dschungels“, die Ausgaben in die IT wachsen, so Alé.

Erfreut habe man bei Leshop jedoch festgestellt, dass die Zusatzkäufe, also jene, die beim Kunden nicht auf dem Einkaufszettel stehen, beim Mobile-Shopping nicht weniger geworden sind. „Man hat gemeint, die Leute würden viel gezielter einkaufen“, so Alé. Doch dank Mobile Shopping stöberten die Kunden auch schon mal während der Zugfahrt im Shop.