SAP Public Services Day

SAP-Event: Twitter-Wand, Fragen zur Cloud und ein Schuss Ironie

Uhr | Aktualisiert

Wie steht die Schweiz im Bereich Cloud Computing da im Vergleich zum Ausland? Dies war eines der Themen am diesjährigen SAP Public Services Day.

Der Nahostexperte Erich Gysling sprach an den SAP Public Services Day.
Der Nahostexperte Erich Gysling sprach an den SAP Public Services Day.

"Seit 40 Jahren helfen wir, die Welt zu verbessern – und wir haben gerade erst angefangen". Mit diesen heroischen Worten eröffnete SAP gestern seinen Public Services Day im KKL Luzern. Anlässlich des Events war eine Twitter-Wand montiert, die von vielen eifrigen iPad-Besitzern genutzt wurde.

Für die erste Keynote war der Nahostexperte Erich Gysling geladen: Nebst vielen Informationen über den arabischen Frühling lieferte er auch seine Ansicht über Facebook, Twitter und Co. "Social Media hat nur eine Chance, wenn die Infos von konventionelle Zeitungen transportiert werden".

Aargau und E-Government

In den anschliessenden Break-Out-Sessions sprach ein Vertreter des Kantons Aargau über die Wichtigkeit von E-Government. Seit dem 1. März ist der Kanton Aargau mit einer neuen Website inklusive E-Goverment-Services im Netz. Ziel: Einen Mehrwert für den Kanton, die Verwaltung und die Öffentlichkeit zu generieren, sowie die Reduzierung des Website-Umfangs.

Das ist offensichtlich gelungen, habe der Kanton doch die Zahl der Webseiten von 15 000 auf etwas mehr als 3 000 reduziert, wie Marco Bürli, Leiter E-Gov-Projekte beim Kanton Aargau, informierte.

Facebook und Twitter

Auch im Bereich Social Media will der Kanton Anstrengungen unternehmen. So stehen als zwei zusätzliche Kanäle Facebook und Twitter zur Verfügung. Allerdings müssen die Angestellten der Verwaltung erst noch herausfinden, wie sie damit umgehen sollen.

Derzeit sammle man daher primär noch Erfahrungen. Das macht Sinn, schliesslich kann man den Schritt ins Unbekannte nur wagen, wenn man sich damit vertraut macht.

Viele Herausforderungen

Bürli verschwieg nicht, dass die Umsetzung der neuen Website die Projektverantwortlichen des Kantons vor "grosse fachliche und und technische Herausforderungen" gestellt habe. Zu den Hauptproblemen, die behoben werden mussten, gehörten verschiedene Logins für verschiedene Services, viele Schnittstellen, keine Durchgängigkeit der Prozesse und Silo-Architekturen.

Mit der neuen Website sei ein erster Schritt getan, doch noch seien nicht alle geplanten Arbeiten abgeschlossen, so Bürli. Er rechnet damit, dass in etwa zwei Jahren eine Konsolidierungsphase stattfinden kann, um alte Strukturen bereinigen zu können.

Rechtssicherheit in der Cloud

In einem weiteren Referat informierte Rechtsanwältin Ursula Widmer über die Rechtssicherheit in der Cloud. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie mit der allgemeinen Cloud-Strategie in der Schweiz alles andere als als zufrieden ist.

So bezeichnete sie die Cloud-Computing-Strategie für Schweizer Behörden als "traurig", verglichen mit der Digitalen Agenda der EU oder der Cloud-Computing-Plattform www.apps.gov der USA. In einem ironisch gefärbten Plädoyer listete sie Beispiele auf, wie die Cloud sinnvoll genutzt werden könne. Dazu gehörte die "Kita in der Cloud", wie sie die Stadt Düsseldorf umgesetzt hat. "Ich verstehe nicht, warum wir so etwas in der Schweiz nicht haben", lautete Widmers trockener Kommentar.

Cloud: ja oder nein?

Widmer wies darauf hin, dass es durchaus auch Daten gebe, die in der Cloud nichts zu suchen hätten - beispielsweise die des Schweizer Nachrichtendienstes ("das wollen wir nicht wirklich").

Sie erklärte auch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Cloud-Typen wie Public Cloud, Private Cloud oder Community Cloud ("die käme zum Einsatz, wenn beispielsweise die Stadt Zürich und die Stadt Bern vermehrt zusammenarbeiten würden, was wahrscheinlich noch Jahrzehnte dauern wird").

Blick gen Deutschland

Widmer erklärte weiter, was es bei einem Cloudanbieter zu beachten gilt ("es ist toll, wenn Sie für einen Anbieter Feuer und Flamme sind, aber bitte denken Sie auch daran, dass Sie vielleicht eines Tages dort wieder weg wollen").

Widmers Fazit zum Schluss ihres Referats: die Schweiz agiert im Bereich Cloud Computing viel zu langsam. Ihr Rat: "Schreibt einfach ab, was die Deutschen getan haben, dann funktioniert es."

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