Business Intelligence

Cloud Computing + Business Intelligence = Cloud BI

Uhr | Aktualisiert
von Brian Gentile

Kann man die Cloud und BI miteinander kombinieren und so einen Nutzen für die Anwender erreichen? Ja, sagt Brian Gentile, CEO von Jaspersoft, in seinem Gastbeitrag.

Brian Gentile, Chairman und CEO der Jaspersoft Corporation.
Brian Gentile, Chairman und CEO der Jaspersoft Corporation.

Anmerkung der Redaktion: Der Autor dieses Artikels, Brian Gentile, ist CEO und Chairman von Jaspersoft.

2011 wird häufig als das Jahr gesehen, in dem Cloud Computing endgültig im Bewusstsein der Verbraucher angekommen ist. Business Intelligence (BI) hingegen haben viele Unternehmen schon sehr lange auf dem Schirm. In den letzten Monaten sind vermehrt Artikel und Beiträge über eine Kombination dieser beiden Technologien erschienen. Es stellt sich die Frage, ob diese beiden Trends kombiniert von Nutzen sein kann. Meine Antwort ist: Ja und jetzt.

Einer der wichtigsten Gründe für die Schlagkraft von BI ist die Tatsache, dass Business-Anwender und Entwickler gleichermassen davon profitieren, da BI entweder als Tool oder Anwendung betrachtet werden kann. BI nimmt eine einzigartige Stellung im Software-Stack von Unternehmen ein – oberhalb der Datenbank- und Middleware-Schichten, aber unterhalb der Anwendungsschicht. Diese Stellung ist es, die bei der Differenzierung zwischen SaaS ("Software as a Service")- und PaaS ("Platform as a Service")-BI zu Verwirrung führt. Unglücklicherweise hat sich der Begriff "Cloud BI" im Sprachgebrauch etabliert, obwohl er nicht ganz korrekt ist. Fangen wir mit SaaS BI und dem Business-Anwender an, um beide Begriffe zu klären.

Betrachtet man Salesforce oder NetSuite, dann kann man mit Fug und Recht behaupten, dass SaaS bei Business-Anwendern sehr gut ankommt. Die Vorteile von SaaS liegen auf der Hand: kürzere Amortisierungszeiten, einfache Anwendung für den Endbenutzer und geringer beziehungsweise kein Schulungsaufwand.

Probleme von SaaS BI

Doch in dieser Einfachheit liegen auch die Probleme von SaaS BI. BI ist keine Out-of-the-box-Anwendung sondern vielmehr ein Toolset, das individuell angepasst werden muss, um unterschiedlichste Fragestellungen in einem Unternehmen zu lösen. Derzeit wird SaaS BI von Early Adoptern eingesetzt, die über das erforderliche technische Know-how verfügen und gleichzeitig vor einer konkreten Herausforderung stehen, bei der ein Cloud-basierter Ansatz die bessere Alternative bietet. Die überaus geringe Startinvestition ist dabei ein wichtiges Entscheidungskriterium für eine Cloud-basierte Option (das heisst, es ist keine Installation von Software oder Infrastruktur erforderlich). Folglich ist der Benutzerkreis von SaaS BI begrenzt.

Diese Einschränkungen werden nun offensichtlich. So ist Gartner hinsichtlich SaaS BI der Meinung, dass "Cloud-Angebote lediglich drei Prozent des Business Intelligence-Umsatzes im Jahr 2013 ausmachen werden, da der Einsatz bei Anwendern weit hinter den Erwartungen der Anbieter zurückbleiben wird." Das stimmt – allerdings denke ich, dass dies auf clevere Anbieter nicht zutrifft.

Ich glaube, dass es einen durchaus attraktiven Markt für SaaS BI geben und dass dieser heranreifen wird. Es wird vermehrt Analyse-Anwendungen (also in SaaS-Anwendungen integrierte BI-Funktionen) geben, mit denen Endbenutzer, die bereits die Vorteile einer SaaS-Lösung erkannt haben, konkrete Probleme lösen können. In diesem Fall sollte man eigentlich von BI für SaaS (und nicht SaaS BI) sprechen. Erfolgreiche Beispiele für Analyse-Anwendungen dieser Art gibt es viele, eines davon ist Web Analytics.

Begriffe unterscheiden

Vielfach wird immer noch nicht zwischen SaaS BI, BI für SaaS und BI für PaaS unterschieden. Gerne wird alles unter dem Begriff "Cloud BI" zusammengefasst, obwohl meistens SaaS BI gemeint ist. Abgrenzen lassen sich die Begriffe wie folgt:

  • SaaS BI: Hosting einer BI-Plattform oder -Anwendung in der Cloud und Bereitstellung von Business-Anwenderfunktionen bei Bedarf
  • BI für SaaS: Integration von BI-Funktionalität in eine SaaS-basierte Anwendung mit dem Zweck, eine bestimmte datengestützte Funktionalität innerhalb der Anwendung zur Verfügung zu stellen
  • BI für PaaS: Bereitstellung eines Reporting- und Analyse-Dienstes, der sich leicht in PaaS-basierte Anwendungen integrieren und über PaaS verwalten lässt

Trotz der allmählichen Entwicklung von BI für SaaS liegt die wahre Chance für Cloud BI im "Platform as a Service"-Modell. Denn PaaS bietet Software-Entwicklern den Nutzen, den SaaS für Business-Anwender gebracht hat – es schafft grössere Flexibilität, verringert Infrastruktur- und Anlaufkosten und hat eine schnellere Amortisierungszeit, unter anderem durch die höhere Benutzerfreundlichkeit.

BI für PaaS ist eine Sammlung moderner BI-Komponenten, die ausschliesslich auf webbasierten und offenen Standards beruht. Die Verfügbarkeit als Sammlung von Reporting- und Analyse-Technologien ermöglicht es dem Entwickler, moderne, datengestützte Anwendungen schnell zusammenzustellen und anschliessend in der Cloud verfügbar zu machen und zu verwalten.

Diese Bausteine bilden die Basis für Cloud-basierte Entwicklungsplattformen. Die Hauptakteure wie Red Hat und VMware im PaaS-Umfeld haben das bereits erkannt. Denn sie haben dafür gesorgt, dass ihre Reporting- und Analyse-Dienste in den entsprechenden Umgebungen Openshift bzw. Cloudfoundry verfügbar sind. Auch Heroku (Salesforce) und Google App Engine haben zumindest einfache Reporting- und Diagramm-Dienste in ihre PaaS-Plattformen integriert.

Meine persönliche Meinung ist, dass BI-Funktionen zunehmend Bestandteil dieser Software-Entwicklungs-Ökosysteme der nächsten Generation sein werden. Cloud BI wird sich rasch in Form von BI für SaaS (Analyse)-Anwendungen und BI für PaaS entwickeln. Mit beiden werden sich die Schwächen der allgemeinen SaaS BI kompensieren lassen.