Google Product Listing Ads

"Ich gehe davon aus, dass sich Google eine bessere Datenqualität erhofft"

Uhr | Aktualisiert

Google macht seine Produktsuche kostenpflichtig. Was bedeutet dies für E-Commerce-Anbieter? Die Netzwoche hat beim E-Commerce-Berater Thomas Lang nachgefragt.

Thomas Lang, Geschäftsführer und Inhaber von Carpathia Consulting, kann Googles Entscheidung verstehen.
Thomas Lang, Geschäftsführer und Inhaber von Carpathia Consulting, kann Googles Entscheidung verstehen.

Google wird am Mittwoch die sogenannten "Shopping Portal Product Listing Ads" (PLAs) lancieren, eine kostenpflichtige Produktsuche, bei der sich E-Commerce-Anbieter registrieren können. Bisher war die Produktsuche Google Shopping für E-Commerce-Anbieter kostenlos. Die Netzwoche hat Thomas Lang, Geschäftsführer und Inhaber von Carpathia Consulting, gefragt, weshalb Google diesen Schritt unternimmt und was dies für Schweizer E-Commerce-Anbieter bedeutet.

Herr Lang, wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach für einen Schweizer Anbieter, in der Google PLA gelistet zu sein, damit potenzielle Kunden ihn finden?

Ich erachte diese Präsenz als wichtig, da Google in der Regel für 50 Prozent des Traffics in Online-Shops verantwortlich ist. Zudem erfolgt mein Entscheid, welchen Shop ich überhaupt besuche, oft schon auf der Google Resultatseite. Mit den Google PLAs habe ich als E-Commerce-Plattform die Möglichkeit, zum gesuchten Produkt auch gleich mit meinem Angebot präsent zu sein - inklusive Produktbild, Preis und gegebenenfalls Bewertung. Das ist ein nicht zu unterschätzender Trigger.

Was würden Sie einem Schweizer E-Commerce-Anbieter folglich raten – lohnt es sich, für PLA zu bezahlen?

Ich verstehe die Aufregung um die PLAs nicht so ganz. PLAs sind grundsätzlich ähnlich wie Adwords. Letztere haben die meisten Online-Shops schon für ihre Produkte geschaltet. Nur sind PLAs eben besser, da sie noch das Produktbild, den Preis und so weiter beinhalten. Und bezahlt wird nur, wenn darauf geklickt wird. Das bislang kostenlose Google Shopping war auf breiter Ebene nicht wirklich erfolgreich und die Performance bei den Online-Shops nicht in jedem Fall befriedigend. Natürlich gibt es immer Ausnahmen. Vor allem Nischenanbieter und kleinere Shops dürften wenig Freude an den PLAs haben.

Macht es dabei einen Unterschied, ob der Anbieter nur national oder auch international tätig ist?

Nicht wirklich, da die Strategie sehr ähnlich ist wie diejenige der Adwords. Also verfolgt sie auch vergleichbare Ziele mit ähnlichem Targeting. Zu beachten ist für internationale Player sicher, dass man sich noch genauer auf den Zielmarkt konzentrieren muss. Ist das bei Adwords primär Wording und Tonalität, kommen bei den PLAs auch noch die korrekten Preise und Währungen und gegebenenfalls Produkt-Eigenschaften für das jeweilige Land hinzu.

Wo sonst ausser bei Google werden E-Commerce-Anbieter typischerweise noch gelistet?

Primär auf Preisvergleichsplattformen und wer daran teilnimmt, auf Marktplätzen wie Amazon, Shops.ch und so weiter.

Wie prominent ist diese Google-PLA-Konkurrenz?

Preisvergleichsplattformen sowie Marktplätze sind beides promimente Mitbewerber, aber in wirklicher Konkurrenz stehen nur die Preisvergleichsplattformen. Diese dürften mit den neuen PLAs wohl noch mehr unter Druck kommen.

Warum sind PLAs, im Gegensatz zum bisherigen Google Shopping, nicht mehr kostenlos?

Ich kann mir vorstellen, dass man bei Google mit der Performance von Google Shopping nicht wirklich zufrieden war und deswegen nun ein Modell ähnlich demjenigen der Adwords bei den Shop-Angeboten anwendet. Sicher haben auch wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle gespielt. Doch das sind Mutmassungen meinerseits.

Was, ausser mehr Einnahmen, verspricht sich Google von PLA?

Ich gehe davon aus, dass sich Google eine bessere Datenqualität erhofft. Denn das ist ein zentraler Erfolgsfaktor bei Google. Der Suchmaschinen-Gigant ist technikgetrieben. Für Google gilt, so viel wie möglich zu automatisieren und mit Algorithmen abzudecken. Im alten Programm konnte praktisch jeder Shop seine Produktdaten einliefern und teilweise war da auch eine schlechte Qualität zu beobachten. Das merkt auch der Nutzer - und wohl bevor dieser an der Qualität von Google zweifelt, will man da womöglich Gegensteuer gegeben. Denn nur mit zufriedenen Kunden und hervorragender Qualität funktioniert das Google-Modell.

Folglich können Sie diesen Schritt von Google nachvollziehen?

Aus oben genannten Gründen durchaus, ja.