Interview mit Christian Martin von Cisco

"Homeoffice ist bei Cisco eine Selbstverständlichkeit"

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Das Institut "Great Place to Work" hat Cisco in der Kategorie Grossunternehmen zum besten Arbeitgeber der Schweiz gekürt. Die Redaktion hat bei Länderchef Christian Martin nachgefragt, was das für das Unternehmen bedeutet.

Christian Martin, Länderchef von Cisco Schweiz (Quelle: Cisco)
Christian Martin, Länderchef von Cisco Schweiz (Quelle: Cisco)

Herr Martin, viele der bestbewerteten Unternehmen im Ranking "Great Place to Work" sind aus der IT-Branche. Warum ist das so?

Das ist eine interessante Frage. Es gibt verschiedene Gründe. Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass Mitarbeiter bei IT-Unternehmen sehr stolz auf die Innovationen und Produkte der eigenen Firma sind. Viele brauchen die Lösungen selbst, sei es privat oder im Homeoffice. Der Arbeitgeber stellt also Technologien her, die den Mitarbeitern einen hohen Nutzen bringen. Das dürfte auch die Identifikation mit der Firma erhöhen.

Fast alle der Top-Unternehmen sind im Ausland ansässig. Macht die Arbeit bei Firmen mit Sitz in der Schweiz weniger glücklich?

Nein, das erklärt sich anders. Die meisten Grossunternehmen sind nun mal nicht in der Schweiz ansässig. Für sie ist das Ranking eine Möglichkeit, sich in diversen Ländern durch eine unabhängige Stelle benchmarken zu lassen. Das kann sehr aufschlussreich sein. Und in der Kategorie KMU hat mit UMB ja auch eine Schweizer Firma gewonnen.

Wie beeinflusst der Fachkräftemangel das Ranking?

Der Kampf um Talente zwingt IT-Firmen, eine tolle Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Fehlt diese, wandern Fachkräfte ab, oder sie bewerben sich woanders. Aber nicht nur darum müssen wir zu unseren Mitarbeitern viel Sorge tragen. Es gibt auch eine menschliche Komponente. Merkt ein Mitarbeiter, dass er vom Arbeitgeber geschätzt und ernst genommen wird, erhöht das seine Zufriedenheit. Davon profitieren alle.

Macht es die Auszeichnung für Cisco einfacher, Mitarbeiter zu finden?

Cisco ist vom Fachkräftemangel zum Glück nicht so stark betroffen wie andere IT-Unternehmen. Bis jetzt haben wir keine Probleme, gute Leute zu finden. Obwohl wir nicht aktiv mit der Auszeichnung werben, wissen viele, dass Cisco beim Great Place to Work immer oben mit dabei ist. Ich merke das zum Beispiel an den "Students Fair", die ich öfters besuche. Es überrascht mich, wie viele Bewerber das Ranking kennen. Das zeigt uns, dass die Auszeichnung in der Öffentlichkeit durchaus wahrgenommen wird.

Cisco ist seit 2009 immer auf Platz 1 oder 2 des Rankings in der Kategorie "Grossfirmen". Nun hat Cisco wieder gesiegt. Haben Sie das so erwartet, jetzt, wo Google nicht mehr mitmachte?

Ich bin zumindest nicht überrascht. Cisco legt viel Wert darauf, dass unsere Mitarbeiter zufrieden sind. Wir machen regelmässig Befragungen und nehmen Feedback ernst. Zudem hat bei uns jeder zumindest die Chance, auch mal im Ausland zu arbeiten oder in der Hierarchie aufzusteigen. Die Mitarbeiter bei Cisco haben klare Perspektiven. Das ist wichtig. Wir machen beim Ranking übrigens jedes Jahr mit - auch dann, wenn es mal nicht optimal läuft.

Was macht Cisco noch für seine Mitarbeiter?

Viele Unternehmen haben ja jetzt einen Homeoffice-Tag eingeführt. Bei Cisco ist es aber selbstverständlich, dass Mitarbeiter auch zuhause arbeiten können - und das nicht nur an einem Tag, sondern wann immer sie möchten. Diese Flexibilität wird von unseren Mitarbeitern geschätzt. Zudem wird bei uns das Unternehmertum stark gefördert. Jeder Mitarbeiter kann sich jederzeit zu jedem Thema äussern, und die Hierarchien sind eher flach. Das motiviert unser Personal, die weitere Entwicklung von Cisco aktiv mitzugestalten. Das spüre ich jeden Tag auf der Arbeit.

Gibt es bei Cisco Schweiz auch etwas, das im Umgang mit den Mitarbeitern eine Herausforderung darstellt?

Herausforderungen gibt es viele. Die Schweizer Niederlassung ist im Vergleich zu anderen Länderorganisationen von Cisco relativ klein. Die Aufstiegchancen sind in der Schweiz nicht ganz so gross wie im Ausland. Das Problem haben aber viele Firmen in der Schweiz. Für uns ist es darum umso wichtiger, genau auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter zu hören und sie auch entsprechend zu fördern.

Cisco hat bei "Great Place to Work" auch bei einer Umfrage sehr gut abgeschnitten, die anonym durchgeführt wurde: Das Vertrauen in das Management ist sehr hoch. Wissen Sie, warum das so ist?

Das müssen sie wohl unsere Mitarbeiter fragen. Das Management von Cisco kommuniziert aber offen, pragmatisch und ehrlich. Das schafft Vertrauen. Ich veröffentliche jeden Montag ein Video, in dem ich wichtige Ereignisse der letzen Woche aufgreife, einen Ausblick gebe, und unsere Erwartungshaltung kommuniziere. Wir sagen auch, was wir im Management diskutieren und wo wir noch keine Lösung haben und auf Input von Kollegen angewiesen sind. Bei Problemen diskutieren wir zudem zuerst mit unseren eigenen Leuten. Das kommt bei den Mitarbeitern gut an.

Gibt es bei Cisco viele Abgänge?

Nein, wir haben sehr wenig Abgänge. Einer unserer Mitarbeiter arbeitete 21 Jahre bei Cisco Schweiz. In der schnelllebigen Zeit, in der wir uns heute befinden, ist das extrem lange.

Die IT-Branche wird stark von Männern dominiert. Wären die Mitarbeiter mit einem besseren Mix zwischen Mann und Frau nicht glücklicher?

Wohl ja. Auch bei Cisco gibt es mehr Männer als Frauen, und das ist tatsächlich ein Problem. Ein Problem, das nicht nur Cisco, sondern die ganze Branche hat. Es ist aber falsch, die Diskussion nur auf das Geschlecht zu reduzieren. Wir bei Cisco Schweiz haben ein 3G-Programm gestartet: Gender, Generation, Geography. Alle drei Teile sollten in einer Balance sein. Wir arbeiten daran, dieses Ziel zu erreichen.

Was wichtig ist eigentlich der Lohn?

Die Löhne, die wir zahlen, liegen über dem Durchschnitt der Branche. Wir müssen uns hier also sicher nicht verstecken. Wir arbeiten zudem mit Anreizen, um unsere Mitarbeiter zusätzlich zu motivieren. Für sie ist der Lohn aber nicht die Hauptmotivation, um bei Cisco zu arbeiten. Wichtiger ist es, dass sie in einem kreativen, offenen Umfeld arbeiten können und das Vertrauen ihres Arbeitgebers spüren. Das ist bei Cisco der Fall und wir tun alles, damit dies auch in Zukunft so sein wird.

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