Kommentar

Sicherheit ist keine Frage der Technik

Uhr | Aktualisiert
von Andreas Heer

Viele Unternehmen scheuen sich vor der Cloud. Doch die vermeintlich grössere Sicherheit bei der Datenlagerung in den eigenen vier Wänden ist trügerisch, kommentiert Andreas Heer, stellvertretender Chefredaktor der Netzwoche.

Andreas Heer, stv. Chefredaktor der Netzwoche (Quelle: Netzmedien AG)
Andreas Heer, stv. Chefredaktor der Netzwoche (Quelle: Netzmedien AG)

Kommentar

Viele Unternehmen scheuen sich vor der Cloud. Das mag bei Banken, Spitälern und Anwälten aufgrund der sensiblen Daten und gesetzlichen Vorschriften verständlich sein. Doch auch viele Firmen aus anderen Branchen halten ihre Daten lieber in den eigenen vier Wänden als bei einem (Schweizer) Cloud-Dienstleister. Zu gross ist die Angst, wenn schon nicht die Daten selbst, dann doch zumindest die Kontrolle darüber zu verlieren.

Die vermeintlich grössere Sicherheit bei der Datenlagerung in der eigenen Firma ist trügerisch. Daten sind nicht per se besser geschützt, wenn sie im eigenen Betrieb gespeichert sind. Denn oftmals ist Sicherheit gar keine Frage der Technik. Zur Veranschaulichung mag der Strassenverkehr dienen. Eigentlich sind heutige Autos so sicher, dass keine Unfälle mehr passieren dürften. Und trotzdem passieren sie. Ursache ist meist der Mensch. Und genauso wie der Mensch im Strassenverkehr Gefahrenherd (und auch Opfer) ist, ist er es beim Cloud Computing. Das Verhalten bestimmt die Sicherheit. Genauso wie Sie nie bei Rot über die Strasse gehen würden (oder?), würden Sie auch nie sensible Informationen per E-Mail verschicken (oder?). Und genauso selbstverständlich ist die eigene IT-Infrastruktur ebenso gut abgesichert wie das Rechenzentrum eines grossen (Schweizer) Anbieters, dessen Geschäftserfolg massgeblich vom guten Ruf abhängt, oder? Gerade KMUs, die oft über beschränkte IT-Ressourcen und wenig Fachwissen verfügen, würden von der Cloud enorm profitieren. Sie kämen damit nicht nur in den Genuss von Leistungen, die sie sich in Eigenregie niemals leisten könnten. Diese Firmen würden auch vom professionellen Betrieb der Rechenzentren profitieren.

Über den Grad der Sicherheit bestimmt immer noch das eigene – menschliche – Verhalten. Ja, keine Cloud, aber Daten via Dropbox austauschen, weil’s so schön bequem ist? Die Lohn- und Budgetzahlen sind auf der unverschlüsselten Notebook-Festplatte gespeichert? Den Server im Besenschrank aufstellen, weil’s dort grad so schön Platz hat? Wenn Sie mir beweisen können, dass dies sicherer ist als ein (Schweizer) Cloud-Angebot, bezahle ich Ihre nächste Geschwindigkeitsbusse.

Tags