Interview mit Mike Fitzmaurice

"Sharepoint ist wie ein Schweizer Sackmesser"

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Mike Fitzmaurice gilt dank seiner langjährigen Tätigkeit für Microsoft als einer der grössten Sharepoint-Experten in der IT-Branche. Wir sprachen mit ihm über die bekannte Web-Anwendung.

Mike Fitzmaurice, Nintex (Quelle: Bamboo Nation)
Mike Fitzmaurice, Nintex (Quelle: Bamboo Nation)

Herr Fitzmaurice, Sie haben früher für Microsoft gearbeitet, wo Sie an der Entwicklung von Sharepoint beteiligt waren. Können Sie uns etwas über ihre damalige Tätigkeit erzählen?

Ich war von Beginn weg Teil des Teams bei Microsoft, das Sharepoint lancierte und war an jeder Version beteiligt, seit es das Produkt in dieser Form gibt. Um genau zu sein, arbeitete ich bereits daran, als es noch nicht einmal diesen Namen hatte und war der allererste "Product Evangelist" für Sharepoint. Damals war das Produkt noch nicht populär und meine Aufgabe war es die Leute von dessen Nutzen zu überzeugen. Ich zeigte den Leuten, dass es eine gute Entwicklungs- und Deployment-Plattform ist.

Was sind die grossen Vorzüge von Sharepoint, zum Beispiel im Vergleich zur Konkurrenz?

Kein Konkurrenz-Produkt kann so viel wie Sharepoint. Ich würde Sharepoint als eine Art Schweizer Sackmesser bezeichnen (lacht), weil es so vielseitig ist und vieles auf einmal kann. Es unterstützt verschiedenste Workloads. Es gibt jeweils nur Konkurrenten für je einen Workload, der mit Sharepoint zu meistern ist. Keiner ist jedoch in der Lage, alles zu bieten, was Sharepoint bietet. Ich mache Ihnen ein simples Beispiel: Sharepoint ist als Dokument-Management-System einsetzbar. Hier gibt es Konkurrenten wie Google Drive oder Box. Sharepoint kann aber noch viel mehr.

Nach elf Jahren bei Microsoft haben Sie das Unternehmen verlassen und arbeiten nun seit sechs Jahren für Nintex. Was waren die Gründe für den Wechsel?

Ich wurde direkt abgeworben, als Nintex daran war, den Hauptsitz von Australien in die USA zu verschieben. Mir gefiel Nintex' Arbeit und Tätigkeit, weshalb ich mich zu einem Wechsel hinreissen liess. Und ich bin mit dem Wachstum der Firma seit meinem Eintritt sehr zufrieden. Wir haben inzwischen Büros auf vier Kontinenten und mehr als tausend Partner. Ausserdem sind unsere Produkte in sehr vielen Sprachen erhältlich, auch die Schweizer Landessprachen, mit Ausnahme von Rätoromanisch (lacht).

Was tun Sie genau bei Nintex?

Eines unserer Hauptprodukte, mit dem ich mich nun beschäftige, ist Nintex Workflow für Sharepoint. Damit lassen sich ein Drag-und-Drop-Workflow-Designer, sowie verschiedene Workflow Features der Sharepoint-Plattform hinzufügen. Das Ziel ist es dabei, Nutzern die Möglichkeit zu geben, schnell und einfach Geschäftsprozesse zu automatisieren. Aber erlauben Sie mir ein kleines Wortspiel auf Englisch: "Without Workflow Sharepoint is a place to put work. With Workflow Sharepoint is a place to do work." Das ist der Slogan, den ich gerne nutze, um den Sinn unseres Produktes zu beschreiben. Ganz wichtig ist dabei, dass mit Workflow eine Alternative zum klassischen Entwickeln von Applikationen geboten wird. Durch die Verwendung von Workflow müssen Sie nicht mehr programmieren.

Microsoft hat aufgehört, Infopath weiter zu entwickeln – wie bewerten Sie dies?

Das geschah vor zwei Jahren, wobei wir müssen eigentlich weiter zurückgehen. Schauen Sie, wenn Sie Infopath 2010 mit Infopath 2013 vergleichen, so werden Sie nur einen einzigen Unterschied feststellen: Das Logo! (lacht). Es war also schon klar, dass es wohl nicht mehr weitergehen würde. Auf Englisch sagen wir: "The writing was already on the wall." Die negativen Vorzeichen waren schon zuvor sehr deutlich. Für uns alle bedeutet das vorerst nicht so viel. Microsoft hat erklärt, dass der Support für Infopath bis 2019 fortgeführt werden soll. Wir können es also nach wie vor benutzen und es gibt keinen Grund zur Panik. Im Vergleich zu früher hat Infopath aber für viele Nutzer sowieso an Bedeutung verloren.

Zurück zu Nintex: Was können wir in nächster Zeit von Ihrer Firma erwarten?

Grundsätzlich versuchen wir, weiter zu wachsen. Wie ich immer sage: We are the Workflow people. Wie erwähnt, bieten wir Workflow für Sharepoint. Wir haben aber auch eine Variante für Windows 365. Grundsätzlich versuchen wir immer, Workflow für die Arbeit mit anderen Applikationen zu erweitern. Wir haben also noch einiges vor in nächster Zeit.

Herr Fitzmaurice, vielen Dank für dieses Gespräch.