Neue Schweizer Suchmaschine

"Ich mag es nicht, wenn meine Daten geklaut werden"

Uhr | Aktualisiert
von Interview: Janine Aegerter

Andreas Wiebe ist CEO und Firmengründer der Hulbee AG, dem Unternehmen, das hinter der anonymen Suchmaschine Swisscows.ch steht. Im Interview spricht er über die Ziele der neuen Schweizer Suchmaschine.

(Quelle: Hulbee)
(Quelle: Hulbee)

Herr Wiebe, mit Duckduckgo und Ecosia gibt es schon Google-Alternativen auf dem Suchmaschinen-Markt. Wieso sollte man Swisscows nutzen?

Zunächst ist es wichtig, zu verstehen, dass Duckduckgo, Ecosia, Startpage und so weiter keine Technologieunternehmen sind, sondern reine Servicedienstleister. Das heisst, dass sie keine eigens entwickelte Services, sondern diejenigen von Dritten anbieten. Duckduckgo beispielsweise bezieht Informationen aus Yandex. Würde Yandex in absehbarer Zeit den Service an Duckduckgo nicht mehr anbieten, wäre dies das Ende dieser Suchmaschine. Duckduckgo nutzt ausserdem die Cloud von Amazon. Dazu kommt noch, dass die Server in der USA stehen, also unter der Kontrolle der NSA sind. Unsere Server hingegen stehen alle in der Schweiz, in Zug. Zudem sind wir ein Technologieunternehmen und bauen unseren eigenen Index, auch wenn wir derzeit mit Bing kooperieren. Das ist aber nur eine Lösung auf Zeit. Swisscows plant, im kommenden Jahr auf einen eigenen Index umzusteigen. Zeitlich bedingt war es wichtig, jetzt zu starten. Daher sind wir für die Zeit, bis die eigenen Indexes fertig sind, die Kooperation mit Microsoft eingegangen.

Sie sagen, Sie speichern keine Daten Ihrer Nutzer. Andere Unternehmen leben von den Daten ihrer Nutzer. Wie finanzieren Sie sich?

Wir finanzieren uns aus der Werbung, ähnlich wie unsere Wettbewerber. Swisscows sieht jedoch nur die Suchanfrage selbst, alles andere ist uns verborgen. Somit ist unser Finanzierungstrumpf "Swisscows Annonce". Das ist übrigens eine völlig eigene Entwicklung und wir konkurrieren hier ganz klar mit Google Adwords. Unter Swisscows Annonce kann jedes Unternehmen, ähnlich wie bei Google, die Textwerbung auf der Website von Swisscows publizieren. Die Anzeigen funktionieren auf vergleichbare Weise. Mit dem Produkt Annonce sind wir erst Ende August gestartet und haben derzeit in der Schweiz mehr als 300 regis­trierten Kunden. Das wird sich entsprechend zu Weihnachten steigern. Wir suchen strategische Kooperationen mit Mediaagenturen und bieten hierzu interessante Kooperationen.

Wie kam es zur Lancierung von Swisscows?

Wir arbeiten seit 2009 daran, eine eigene Suchmaschine zu lancieren. Doch der Zeitpunkt ist erst 2014 gekommen. Wären wir früher an den Start gegangen, würden Nutzer uns weniger ins Visier nehmen.

Was sind Ihre Ziele und was ist Ihre Motivation?

Zunächst wollen wir den Nutzern beweisen, dass wir fähig sind. Somit sind die kurzfristigen Ziele für dieses Jahr, jeden Monat mit den neuen wichtigen Service zu starten. Das funktioniert im Moment sehr gut. Swisscows hat viele innovative Produkte und Technologien, mit denen wir unsere Nutzer begeistern wollen. Unsere Motivation ist es, den Menschen Hilfe zu leisten in der Zeit der Informationsüberflutung und zugleich sie so zu behandeln, wie ich es mir für mich wünsche. Zum Beispiel möchte ich nicht, dass meine Daten analysiert werden. Ich mag es nicht, wenn meine Daten geklaut werden.

Legt Swisscows bei den Suchresultaten ­einen Fokus auf Schweizer Websites?

Da wir ein Schweizer Unternehmen sind, legen wir zuallererst natürlich den Fokus auf die Schweizer Websites, jedoch konzentrieren wir uns nicht nur auf lokale, sondern auch auf globale Player.

Wie funktioniert Ihr Suchalgorithmus?

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, eine intelligente Suchmaschine zu bauen. Intelligent bedeutet semantisch. Eine Suchmaschine soll meine Frage verstehen können und mir aber entsprechende Antworten und Vorschläge liefern, die ich als Mensch nicht bedacht habe. Angenommen, ich suche nach dem Wort "Ton". Die übliche Suchmaschine wie Google schmeisst mir als User den Trefferhaufen geballt an den Kopf. Swisscows liefert neben Antworten auch weitere Themenvorschläge wie "den Ton in der Musik", "Ton als Material" und so weiter. Dabei kann ich als Nutzer die Themenrichtung auswählen, und schon ist der Haufen der Ergebnisse deutlich kleiner.

Können Unternehmen ihr Ranking unter Swisscows beeinflussen?

Nein, das geht nicht! Unser Ziel ist, nicht käuflich zu sein, sondern die wirklich relevanten Informationen in Bezug auf die Frage zu liefern. Da wir derzeit hauptsächlich mit dem Bing-Index antworten, ist das noch schwierig, wird sich jedoch radikal ändern, sobald wir unseren eigenen Index einsetzen.

Wie viele Seitenaufrufe verzeichnen Sie derzeit?

Wir sind seit 3 Monaten online und verzeichnen derzeit über 2,5 Millionen Seitenaufrufe. Wir erwarten, bis Ende September auf über 3 Millionen Aufrufe zu kommen und zum Dezember die Marke von 7 Millionen Seitenaufrufen zu überschreiten.

Wie sind Sie auf den Namen "Swisscows" gekommen?

Diese Frage wird immer wieder gestellt (lacht). Wir haben vieles gesucht, das sich friedlich und nicht angriffslustig anhört und dabei aber die Schweiz ganz klar repräsentiert. Kühe sind friedliche Tiere, keine Fleischfresser und auch nicht angriffslustig. Das Wort "Swiss" war uns zudem extrem wichtig, da wir in der IT-Welt die Swissness repräsentieren wollen. Die guten IT-­Produkte müssen ja nicht immer nur aus Übersee kommen.