Huawei-Lab in München

"Wir wollen die Funkantenne neu erfinden"

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Huawei hat sein Forschungslabor in München für Pressevertreter geöffnet. Die Huawei-Forscher zeigten ihre Innovationen im Bereich Antennen- und Soundforschung. In München betreibt Huawei sein grösstes Forschungszentrum in Europa.

In einem Glaskomplex unweit des ehemaligen Pressezentrums in München befindet sich das Research Center des chinesischen Technologieanbieters Huawei. Nur das Logo des chinesischen Herstellers ist schon aus der Ferne oben an der Fassade zu sehen. Äusserlich deutet sonst nichts darauf hin, dass sich in diesem Gebäude das grösste Forschungszentrum Huaweis in Europa befindet.

Auf über drei Etagen forscht das Unternehmen an Infrastrukturtechnologien wie Antennen und Funk und der 5G-Technik. Aber auch Softwareentwicklung spielt eine grosse Rolle. Dieser Bereich nehme inzwischen den weitaus grössten Teil der Forschungsarbeit ein, sagte Thorsten Küpper, Director Corporate und Public Affairs bei Huawei Deutschland, in einem Gespräch am Rande des Besichtigungstour.

Forschungslabor öffnet seine Tore

Erstmals hat Huawei dieses Forschungszentrum für die Öffentlichkeit geöffnet. Im Rahmen des Innovation Day 2015 konnten Medienvertreter aus Europa und Asien einen Einblick in die Forschungsarbeit des Unternehmens nehmen. In Europa betreibt Huawei 18 eigene Forschungszentren.

Laut Walter Weigel, VP Huawei Europe Research Institute, sind in Europa 1200 Forscher für das Unternehmen tätig. In München arbeiten über 300 Personen aus über 20 Nationen, vorwiegend Europäer, für das Unternehmen. Das Münchner Forschungszentrum ist in den letzten Monaten stark gewachsen, sagte Küpper weiter.

Beim Betreten des Gebäudes gelangt man zunächst in ein grosses glasverdachtes Foyer. Von dort führen Wege in die weitverzweigten Forschungseinrichtungen. In dem Komplex ist nicht nur Huawei alleine tätig. Beispielsweise forscht auch Oracle in dem Gebäude. Da es keine Showrooms gibt, konnten die Pressevertreter die echten Labore besichtigen. Einen Einblick gewährte Huawei in seine Antennenforschung und der Arbeit an Audiotechnologien.

Antennentechnologie revolutionieren

Das Forschungslabor für Antennen ist vollgestopft mit diversen Antennenprototypen. Es stehen dort aber auch klassische Funkantennen, wie sie auch auf vielen Häusern in der Schweiz zu finden sind. Zudem befanden sich in dem Raum zwei Messstationen, in denen Huawei die Verteilung der Funkstrahlen und Stromemissionen misst.

Huaweis Ziel bei der Antennenforschung ist es nicht weniger, als "die Funkantenne neu zu erfinden", sagte Stefan Feuchtinger, leitender Antennenforscher für Huawei in Europa. Dabei forscht Huawei sowohl an der Sendetechnik an sich, aber auch die Verbesserung und Entwicklung von neuen Materialien sowie Antennenarchitekturen spielen eine grosse Rolle.

Huawei erforscht dabei Sendefrequenzen bis zu 6 Gigahertz. Auch sogenannten Massive-Mimo-Antennen, die hohe Frequenzen über nur kurze Distanzen senden, erforscht Huawei intensiv. Diese Technologie ist insbesondere für 5G sehr wichtig. Gemäss Feuchtinger verwenden die Forscher von Huawei momentan bereits 40 Prozent ihrer Arbeitszeit für Innovationen im Bereich 5G.

Dabei fliessen auch Forschungsergebnisse aus anderen Laboren von Huawei in München zusammen, um neue Infrastrukturen und Sendetechnologien entwickeln zu können. Die Forschungszentren sind über Europa hinaus auch mit Asien und Nordamerika vernetzt.

Laut Feuchtinger ist Huawei erst vor einer relativ kurzen Zeit in das Antennenbusiness eingestiegen. In wenigen Jahren konnte das Unternehmen aber eine starke Marktposition erreichen und rangiere laut Abi Research nur knapp hinter dem Marktführer Kathrein. Für Huawei ist das Antennen-Business ein Zukunftssegment und daher sind die Anstrengungen hier auch so gross, sagte Feuchtinger abschliessend.

Räumliche Soundwiedergabe verbessern

Die Media-Labs von Huawei erinnern ein bisschen an ein Tonstudio. An den Decken und Wänden sind Elemente eingelassen, die Schallschwingungen dämpfen. In den Räumlichkeiten entwickeln die Forscher von Huawei Audio- und Videotechnologien. Um die Soundqualität von Lautsprechern an Tablets oder Smartphones zu verbessern, haben die Forscher eine Softwarelösung namens "Super Wide Sound" entwickelt. Dies soll den räumlichen Klang von Tablet- und Smartphone-Lautsprechern verbessern.

Tatsächlich wirkte der Ton in einer Demo auf einem Tablet nicht mehr so eindimensional wie bisher. Auch Bewegungen und Geräuschveränderungen waren deutlich zu hören. Noch muss das Gerät für eine gute Wirkung direkt vor den Betrachter gehalten werden. Schon heute liefert Huawei die Technologie an einige seiner Endgeräte aus, sagten die Forscher.

Weiter zeigten die Forscher noch eine Lösung für die Audiowiedergabe in Konferenzen mit mehreren Personen. Bei einer Demonstration über Kopfhörer waren mehrere Stimmen von Personen zu hören. Wenn alle Personen gleichzeitig sprachen, waren die Stimmen kaum auseinanderzuhalten. Mit der neuen Technologie von Huawei werden die Personen akustisch im Raum verteilt. Dadurch scheinen die Stimmen von unterschiedlichen Positionen zu kommen, wodurch sich der Hörer leichter auf eine sprechende Person konzentrieren kann. Zudem liessen die Forscher eine Person durch den Raum wandern und der Hörer könnte die Person bei seiner Bewegung wie im echten Leben verfolgen.

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