Schweizer Fintech Start-up

"Wir wollen Devisengeschäfte für KMUs günstiger machen"

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Das Schweizer Start-up Amnis will KMUs bei Devisengeschäften unterstützen. Dazu hat es einen eigenen Devisenmarktplatz aufgebaut. Unternehmensmitgründer Michael Wüst gibt einen Einblick in das Unternehmen.

Amnis Treasury Services ist ein Fintech-Start-up aus Zürich, das sich auf Fremdwährungsgeschäfte spezialisiert hat. Dazu lancierte das Unternehmen ein Online-Tool namens Amnisnet.

"Wir wollen Devisengeschäfte für KMUs günstiger machen", beschreibt Unternehmensmitgründer Michael Wüst die Mission des Unternehmens. KMUs sollen Devisengeschäfte zu den gleichen Konditionen abwickeln können wie Grossunternehmen, führte er weiter aus.

Überhöhte Gebühren für KMUs

Wüst ist der Meinung, dass die Fremdwährungebühren für KMUs, gerade im Vergleich zu Grossunternehmen, überhöht seien. Dies könne einerseits durch die wirtschaftliche Grösse, andererseits aber auch durch fehlende Ressourcen begründet werden. Auch sei der Devisenmarkt für die meisten Marktteilnehmer wenig transparent. Das Vergleichen der Preise sei sehr kompliziert und für die meisten KMUs sehr schwierig.

Die branchenübliche Marge für Devisengeschäfte liege bei kleineren Beträgen bei 1 bis 1,5 Prozent. Amnis wolle diese mit seinem Dienst auf 0,4 bis 0,2 Prozent senken. Davon profitierten insbesondere die kleineren und mittleren Unternehmen, betonte Wüst.

Um dies zu erreichen, hat das Unternehmen einen Devisenmarktplatz aufgebaut. Wüst erklärte in einem Gespräch die Funktionsweise. Ein KMU möchte etwa 20'000 Franken in Euro tauschen. Diesen Auftrag übermittelt es an den Marktplatz von Amnis. Das Programm sucht daraufhin nach einem passenden Gegenangebot zu den günstigsten Konditionen, dies könnte etwa ein Angebot eines anderen KMUs sein. Sollte es keinen Match geben, so wickle Amnis die Transaktion zu Grosskundenkonditionen über den Devisenmarkt ab. Durch dieses zweistufige Verfahren sei die bestmögliche Ausführung für die Auftraggeber gewährleistet.

Die verrechneten Wechselgebühren richten sich bei Amnis nicht wie üblich nach der Transaktionsgrösse, sondern nach dem jährlichen Fremdwährungsvolumen. Je grösser dieser Betrag, desto geringer die Gebühr.

Die Dienste von Amnis haben jedoch eine finanzielle Untergrenze. Laut Wüst eignen sie sich für Unternehmen mit einem Jahresmindestvolumen an Währungsgeschäften in Höhe von 100'000 Franken. Das Mindestvolumen begründete Wüst damit, dass Amnis für jede Geschäftsbeziehung spesenfrei "segregierte Währungskonti" bei einer Grossbank unterhalte. Damit entstünden für die Kunden keine Gegenparteirisiken. Für einzelne Transaktionen bestehe keine Mindestgrenze.

Weitere Pläne

Der Devisenmarktplatz ist der erste Schritt des Unternehmens. Als nächster Schritt sei eine Cash-Management-Lösung für KMUs in Arbeit. Wüst veranschaulichte das Konzept als einen "elektronischen Treasurer", der sich wie eine Treasury-Abteilung in Grossunternehmen um die Finanzen kümmere.

Als vereinfachtes Beispiel nannte Wüst ein KMU, das mehrere Konti in Schweizer Franken führe. Wenn eines dieser Konti ins Minus rutsche, während die anderen noch einen positiven Saldo aufwiesen, weise der Treasurer automatisch darauf hin, dies doch auszugleichen. Damit liessen sich Gebühren sparen, sagt Wüst weiter. Der "elektronische Treasurer" erbringe für KMUs die gleichen Dienste wie eine Treasury-Abteilung in Grossunternehmen. Dies jedoch zu deutlich geringern Preisen und erschwinglich auch für kleine Unternehmen, wie Wüst in Aussicht stellt.

Ein junges Unternehmen

Philippe Christen, Michael Wüst und Robert Bloch gründeten Amnis im Jahr 2014. Das Unternehmen ist selbstständig und zu 100 Prozent selbst finanziert, wie Wüst hervorhob.

Die Gründer kennen sich von der gemeinsamen Arbeit und sogar noch vom Studium, wie Wüst sagte. Alle Mitgründer kommen aus der Finanzindustrie. So waren sie bei Grossbanken und in Treasury-Abteilungen von internationalen Unternehmen tätig.

Die Idee für die Lösung kam ihnen, da sie alle drei in grossen internationalen Konzernen arbeiteten und dabei mitbekommen hätten, zu welch günstigen Konditionen diese mit Fremdwährungen handeln könnten. Die Mehrheit der KMUs hätte diese Möglichkeit aber nicht, betonte Wüst. Aber gerade die KMUs erwirtschaften einen grossen Teil der Wertschöpfung und seien die grössten Arbeitgeber in der Schweiz. Hier Abhilfe zu schaffen, war ihr das Hauptanliegen der drei Gründer.

Webcode
6215