Cebit 2016

Schneider-Ammann wirbt für liberale digitale Wirtschaft

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Mit viel Tamtam ist gestern die Cebit gestartet. Bundespräsident Johann Schneider-Ammann war für das Gastland Schweiz zugegen. Zudem traten europäische und deutsche Politikgrössen auf.

Am Montagabend ist die Eröffnungsveranstaltung der Cebit über die Bühne gegangen. Wie üblich gaben sich zu diesem Anlass die führenden Politiker Deutschlands die Klinke in die Hand. Neben Vizekanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel war auch die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka, zugegen. Die europäische Union wurde durch den EU-Kommissar für die "Digitale Agenda", Günther Oettinger, repräsentiert. Für das Gastland Schweiz hielt Bundespräsident Johann Schneider-Ammann die Einführungsrede.

Rück- und Ausblick

In seiner Rede blickte der Bundespräsident zunächst auf seine beruflichen Anfänge als Elektroingenieur zurück. Ausser der Hoffnung auf den technologischen Fortschritt sei die Technologie damals auch als Gefahr wahrgenommen worden. Die Zukunftsvisionen von damals seien nun grösstenteils Realität geworden.

"Die Faszination ist wieder da. Die Zukunft, von der wir in den Siebziger Jahren als junge Ingenieure träumten, ist heute dank der rasanten Entwicklung der Technologie in greifbare Nähe gerückt", heisst es im Redemanuskript.

Die Schweiz habe einen nicht unerheblichen Beitrag zu den technischen Entwicklungen geleistet, sagte Schneider-Ammann. So sei das World Wide Web am Genfersee geboren worden. Zudem hätten Google und IBM grosse Forschungszentren in der Schweiz. Auch die ETH in Zürich und Lausanne mit ihrer Forschungsleistung hob er hervor.

"Die Schweiz hat also in Sachen Forschung und Innovation enorm viel zu bieten", sagte Schneider-Ammann. Für die Schweiz sei es zudem wichtig, am Forschungsprogramm "Horizont 2020" teilnehmen zu können. In diesem Zusammenhang dankte er der deutschen Regierung für ihr Engagement für die Schweiz.

Menschen nicht vergessen

Die neuen technologischen Errungenschaften würden dabei das Leben der Menschen immer mehr verändern. Die digitale Welt könne nicht mehr ignoriert werden. Bei der Transformation müssten die Bürger aber mitgenommen werden. "Wir müssen lernen, mit den Möglichkeiten und auch Risiken der neuen digitalen Technologien umzugehen", betonte Schneider-Ammann.

Dabei seien die drei Pfeiler "Freiheit", "Sicherheit" und "Wissen" entscheidend. Ohne Freiheit könne es keine Kreativität geben. Auch die Industrie brauche Freiräume, um sich entfalten zu können. Schneider-Ammann plädierte gleichzeitig für mehr Zurückhaltung des Staates. Dennoch müsse sich auch der Staat mit den anstehenden Veränderungen auseinandersetzen. "Die Schweizer Regierung wird diesen Frühling eine Neuauflage der Strategie für die digitale Gesellschaft verabschieden", kündigte er an.

Für den Pfeiler "Sicherheit der Bürger" sieht Schneider-Ammann die öffentliche Hand in der Verantwortung. Auf die Frage, ob die Interessen des einzelnen Bürgers weniger hoch zu gewichten seien, "als das Interesse der Gesellschaft, sich gegen Terrorismus und Kriminalität zu verteidigen", müssten europäische Antworten gefunden werden. Nur wenn der Bürger sich nicht von der Technologie bedroht fühle, könne diese einen Beitrag zum Allgemeinwohl leisten, hob Schneider-Ammann hervor. Gleichzeitig sagte er Hackern und anderen Cyberkriminellen den Kampf an.

Beim letzten Punkt "Wissen" seien die "klugen Köpfe als Rohstoff" gemeint. Für die Schweiz sei dies ein sehr wichtiger Rohstoff, betonte er. Gleichzeitig mache Wissen aus unmündigen Konsumenten mündige Bürger.

Für Schneider-Ammann ist die Cebit nicht nur ein Ort, um "gute Geschäfte" zu machen. Auf solchen Foren könnten auch wichtigen gesellschaftlichen Fragen nachgegangen werden. Die Schweiz freue sich, im Rahmen der Cebit einen Beitrag leisten zu können, schloss der Bundespräsident seine Rede.

Europa fit machen für die Digitalisierung

Zur Eröffnung erschien Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht persönlich. Sie wird erst am Dienstag zusammen mit Schneider-Ammann über die Messe gehen. Vizekanzler Gabriel gab an Stelle von Merkel einen Einblick in die Strategie des "grossen Kantons".

Gabriel rührte für die sogenannte "Digitale Strategie 2025" die Werbetrommel. Diese wurde zur Cebit erstmals vorgestellt. Mit dieser soll Europa wettbewerbsfähiger gemacht werden, schreibt Heise Online. In fünf bis zehn Jahren soll Europa die weltweit leistungsstärkste Infrastruktur haben, um im Wettbewerb mit den USA und Asien bestehen zu können.

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