Aktuelle Roadmap

Swisscom steckt sich ambitionierte Ziele für All-IP

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Swisscom hat seine aktuelle Agenda für die Umstellung auf All-IP vorgestellt. Bis Ende 2016 sollen drei Viertel aller Kunden umgestellt sein und ein Jahr später alle. Bisher sieht sich der Telko auf Kurs.

(Quelle: Flickr @Jim_K-Town )
(Quelle: Flickr @Jim_K-Town )

Auf einem Medienanlass hat Swisscom über den Stand der Umstellung auf die IP-Technologie (All-IP) informiert. Beat Döös, der Leiter All-IP Transformation beim Telko, skizzierte die Agenda der kommenden Monate und stellte sich den Fragen der Presse.

Bereits in knapp eineinhalb Jahren soll die TDM-Festnetztelefonie (Time Devision Multiplexing) auslaufen. Diese habe laut Döös das Ende ihrer Lebensspanne erreicht und werde nicht mehr weiterentwickelt. Auch gebe es kaum noch Ersatzteile und Spezialisten für TDM. Mit All-IP stehe den Kunden aber eine Lösung zur Verfügung, die zahlreiche Vorteile bietet. Etwa bessere Sprachqualität, Namensanzeige und ein leichteres Management für Unternehmenskunden, zählte Döös auf.

Roadmap für die nächsten Monate

Swisscom feierte im November des vergangen Jahres den millionsten All-IP-Kunden. Aktuell nutzen Döös' Angaben zufolge 1,3 Millionen Privatkunden und 80'000 Geschäftskunden die IP-Technologie. Damit sind rund 60 Prozent bereits umgestellt. Dies liege auch daran, dass Swisscom seit zwei Jahren für Neukunden im Prinzip nur noch IP-Angebote biete.

Bis Ende dieses Jahres sollen drei Viertel aller Kunden umgestellt sein und bis Ende 2017 schliesslich auch die restlichen Kunden. "Es ist ein ambitionierter Plan", sagte Döös. Swisscom sei bisher auf Kurs und die Ziele sind realistisch, betonte er weiter.

Mit einer Informationskampagne bei Privat- wie auch Geschäftskunden will Swisscom auf die Veränderungen aufmerksam machen und den Prozess beschleunigen. Weiterhin arbeite der Telko eng mit Bund, Behörden, Verbänden und weiteren Akteuren zusammen, um über die Veränderungen zu informieren.

Das Auslaufen der Technologie zum Jahresende 2017 bedeute laut Döös jedoch nicht, dass Swisscom dann "einfach den Stecker zieht". Der Telko garantiere bis zu diesem Datum den Support und die Verfügbarkeit. Nach dem Stichtag würden Regionen sukzessive abgeschaltet.

Ängste zerstreuen

Die Umstellungen bei den Privatkunden verlaufe nach Döös grösstenteils ohne Probleme. Jeden Monat würden rund 60'000 Kunden umgestellt, ohne dass es grössere Ausschläge beim Support gebe.

Weiterhin versuchte Döös auch Ängste von KMUs zu zerstreuen. Durch den integrierten "Back-up-Service" seien kurze Ausfälle des Netzes kein Problem. Anrufe würden für die Zeit auf das Mobilnetz umgeleitet und auch das Internet könne auf diesem Weg zumindest eingeschränkt genutzt werden. Für anspruchvolle Kunden und Grossunternehmen gebe es schliesslich auch Speziallösungen, um Ausfälle zu überbrücken.

Auch Bedenken bei Stromausfällen versuchte Döös zu relativieren. Es stimme schon, dass die IP-Telefonie nicht mehr stromautonom ist. Im Fachhandel gebe es einfache Lösungen, um Router auch bei Stromunterbruch weiter betreiben zu können.

Spezialfall Notrufsysteme und Sonderanwendungen

Einen besonderen Schwerpunkt der Präsentation waren Sonderanwendungen im Bereich der Telefonie. Gemäss Döös gebe es in der Schweiz rund 100'000 Notrufanlagen in Aufzügen und 100'000 Alarmanlagen mit Telefonanschluss. Hinzu kommen noch einmal 100'000 andersartige Sonderanschlüsse. Diese umzustellen, habe Swisscom ganz oben auf der Agenda.

Dabei suchte der Telko beispielsweise schon seit längerem den engen Kontakt zu den Liftherstellern. Im gesamten Ökosystem gebe es ein sehr komplexes Gefüge von Anwendungen und Lösungen, die Swisscom nicht alleine überblicken könne. Daher seinen die Hersteller in der Verantwortung, die Umstellung vorzunehmen, sagte Döös weiter. Der Dialog verlaufe konstruktiv. Eine einfache Lösung für Lifte sei etwa die Umstellung auf Mobilfunk. Persönlich empfahl er eine Zweiwegelösung, um die Vorteile aus Festnetz und Mobilfunk nutzen zu können.

Festhalten am "Routerzwang"

In der Fragerunde wurde auch der sogenannte "Routerzwang" angesprochen. Swisscom ist nach wie vor nicht bereit, die SIP (Session Initiation Protocol) Credentials herauszugeben. Daher können nur Swisscom-Router genutzt werden.

Deutschland habe sich für eine offene Lösung entschieden. Dies sei für Swisscom aber bisher keine Option, so Döös weiter. Denn nur mit eigenen Routern könne die Qualität und Sicherheit garantiert werden, begründete er dieses Vorgehen.

"All-IP ist unumgänglich und wir müssen die Umstellung machen", sagte Döös zum Abschluss. Auch die anderen Telkos in der Schweiz und international "haben die gleichen Herausforderungen". Nutzer sollten sich daher möglichst früh auf die Veränderungen einstellen.

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