SPONSORED-POST Experteninterview

"Um erfolgreich zu sein, müssen Banken wissen, wo ihre Stärken liegen"

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Technologische Entwicklungen und neue Kundenbedürfnisse verändern das traditionelle Bankengeschäft. Daniel Bernasconi, Chief Technology Officer bei Finnova, und Samuel Scheidegger, Chief Product Officer bei Finnova, erklären im Interview, welche Entwicklungen sie am Markt erwarten und auf welche Veränderungen sich Banken einstellen sollten.

Samuel Scheidegger (l.), Chief Product Officer, Finnova, und Daniel Bernasconi, Chief Technology Officer, Finnova. (Source: zVg)
Samuel Scheidegger (l.), Chief Product Officer, Finnova, und Daniel Bernasconi, Chief Technology Officer, Finnova. (Source: zVg)

Wie sehen Sie die Zukunft des Bankings im ­Hinblick auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Bankkundinnen und Bankkunden?

Samuel Scheidegger: Kundinnen und Kunden möchten bereits heute flexibel verschiedene Services beanspruchen, egal ob diese von einer Bank oder etwa einer Versicherung angeboten werden. Früher oder später wollen sie ihre Konten konsolidieren und Services auf einer einzigen Plattform beziehen. Deshalb braucht es weitere bankseitige Öffnungen, um die Integration von Dritt-Services zu begünstigen. Automatisierung und künstliche Intelligenz (KI) werden für die Kundschaft wichtig werden, ob bewusst oder unbewusst. Wie genau das Banking künftig in den verschiedenen Metaversen stattfinden wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. 

Welche Geschäftsmodelle und technologischen ­Eigenschaften ermöglichen es den Banken, auch in Zukunft erfolgreich zu sein? 

Scheidegger: Banken müssen in einem sinnvollen Masse innovationsfreudig sein. Dabei sind Stabilität und Qualität ebenso wichtig wie die Bereitschaft, sich zu öffnen und vermehrt in Ökosystemen zu denken. Wenn die Banken die Öffnung selbst nicht in Angriff nehmen, wird früher oder später eine staatliche Instanz eingreifen. 

Daniel Bernasconi: Neue Modelle ergeben sich für Banken durch die Weiterentwicklung des klassischen Geschäftsmodells. Beispiele hierfür sind Erweiterungen der Produktportfolios durch Versicherungslösungen, wie sie bereits am Markt zu sehen sind. 

Wie sehen Sie den aktuellen Rechtsrahmen für ­Banken, und welche Änderungen würden Sie sich wünschen, um Innovation zu fördern?

Scheidegger: Sind die Regularien und das Umfeld zu streng und unflexibel, entstehen keine neuen Fintech-Unternehmen, welche die Banken «herausfordern». Fintechs bringen neue Ideen, sind schnell und zeigen neue Möglichkeiten auf, von denen sich Banken etwas abschauen können. Als etablierte Bank muss man nicht den Anspruch haben, gleich schnell zu sein wie ein Fintech oder ein Start-up. Banken – und Finnova – haben den Anspruch, dass sie mit diesen Ideen, Funktionen oder Technologien innerhalb kurzer Zeit Schritt halten und ihr Angebot funktionell gleichsetzen können. Dies in derselben Qualität und Stabilität. 

Wie wichtig ist die technologische Entwicklung für den Bankensektor, und welche Rolle spielen ­dabei Themen wie künstliche Intelligenz und Blockchain? 

Bernasconi: Fortschritt ist – wie in jeder Industrie – oft an technologische Entwicklungen geknüpft. Somit befähigt die Technologie auch den Finanzsektor. Banking lebt von der Informationsverarbeitung wie kaum eine andere Industrie. Deshalb sollte man sich die Frage stellen, wie sich etwa die Anwendung von Sprachmodellen und das Potenzial von Blockchain entwickeln. Sprachmodelle, die unstrukturierte, offene Fragen anhand einer Textbasis beantworten, haben das Potenzial, neue Kundengruppen anzusprechen. Blockchain ermöglicht die unabhängige Repräsentation eines Assets. Dies wird neue Modelle mit disruptivem Charakter ermöglichen, etwa als Alternativen zur klassischen Depotverwaltung. Auch Entwicklungen in den Bereichen Open Banking – die Öffnung der Bankleistungen über standardisierte Schnittstellen – bieten neue Möglichkeiten für die Bank, ihre Leistungen mit Partnern zu bündeln. Für Banken dürfte es zunehmend interessanter werden, sich auch in andere Wertschöpfungsketten einzu­gliedern. 

Welche Handlungsoptionen haben Tech-Anbieter, um den Bankensektor zu unterstützen, und welche Rolle spielt dabei die Frage nach maximaler Standardisierung versus maximaler Freiheit bei der ­Individualisierung? 

Bernasconi: Anbieter von Softwarelösungen können sich auf Standardprodukte für etablierte und meist sehr ähnlich umgesetzte Geschäftsprozesse fokussieren oder sich als Integrator für kundenspezifische Einzellösungen auftreten. Die meisten Banken benötigen beides. Ein Standardprodukt, um die TCO in den stabilen Kernprozessen tief zu halten, und Individuallösungen, um sich differenzieren zu können. Für Anbieter eines Corebanking-Standardprodukts ist es darum eminent wichtig, über Schnittstellen ihren Kunden die erforderlichen Freiheitsgrade zu geben.

Wie sehen Sie die Konkurrenz durch Neo-Core-­Anbieter, und welche Konzepte gibt es, um im ­Wettbewerb zu bestehen?

Bernasconi: Banken wollen und müssen ihre Geschäftsmodelle weiterentwickeln können. Wird dies durch ihr bestehendes Core-System behindert, werden sie dieses auswechseln. Früher waren die Core-Banking-Angebote ein «Rundum-glücklich-Paket». Heute suchen Banken aber zunehmend die Möglichkeit, flexibel Teilleistungen unterschiedlicher Lösungen, auch im SaaS-Modell zu kombinieren. Core-Banking-Systeme müssen damit offen sein und Integrationsaufgaben einfach machen. Viele Neo-Core-Anbieter verfolgen diesen Ansatz und geben die Messlatte vor, an der sich auch etablierte Anbieter orientieren müssen. Um zu bestehen, führt kein Weg daran vorbei, die eigene, bestehende Plattform kontinuierlich und konsequent zu erneuern. 

Wie wichtig ist das Finnova-eigene SaaS-Angebot für die zukünftige Entwicklung des Unternehmens im Kontext der Neo-Core-Anbieter?

Bernasconi: IT-Leistungen für eine Gruppe von Banken mittels einer mandantenfähigen Installation bereitzustellen, war und ist einer der Erfolgsfaktoren von Finnova. Diese Erfahrung hat uns natürlich bei der Entwicklung unseres eigenen SaaS-Angebots in die Hände gespielt. Eine eigene SaaS-Lösung ist aus zwei Gründen wichtig. Einerseits, um der zunehmenden Zahl an Banken ein Angebot unterbreiten zu können, die sich eine SaaS-Lösung direkt vom Softwarelieferanten wünschen. Andererseits, weil wir so die betrieblichen Herausforderungen aus erster Hand kennen und bei der Weiterentwicklung unserer eigenen Lösung nutzen können. Im Gegensatz zu einzelnen Neo-Core-Anbietern, die exklusiv auf SaaS setzen, unterstützt Finnova auch klassische On-Premises-Installationen und Banking-as-a-Service-Lösungen ihrer Partner.   

Wie wichtig ist ein 100-prozentiger Microservice-Ansatz für Banken, und welche Vorteile bringt dieser im Vergleich zu einem hybriden Ansatz?

Bernasconi: Architektur ist immer ein Mittel zum Zweck. Ein reiner Microservice-Ansatz, der ein Core-Banking-System in viele hundert bis tausend Bausteine zerlegt, ist nicht zielführend. Finnova ist auf das grossvolumige Finanztransaktionsgeschäft der Banken ausgerichtet. Dabei stehen die Transaktionssicherung und die Datenkonsistenz im Vordergrund und dafür setzen wir auf eine integrierte Architektur im Kern. Aber es gibt durchaus Bereiche, zum Beispiel Front- und Mid-Tier, wo Microservice-Ansätze vorteilhaft sind. Deshalb nutzt Finnova einen hybriden Ansatz, der verteilte und integrierte Architekturen nach den jeweiligen Erfordernissen kombiniert. 

Welchen Einfluss haben diese Entwicklungen bezüglich Markterfordernissen und Technologien auf die TCO? Fahren die Banken nun günstiger?

Scheidegger: Ohne Zusatzinvestitionen wird all diesen Markt- und technologischen Entwicklungen wohl kaum zu begegnen sein. Bei einer korrekten Umsetzung in Kombination mit der Erneuerung von Betriebsmodellen – etwa mittels gezielt eingesetzter Lösungen aus der Cloud – lassen sich die TCO auch wieder senken. Banken müssen sich überlegen, welche Services aufgesplittet werden sollen, sich Gedanken über die Datenmodelle machen und sich Zeit für den Konzeptaufbau nehmen. Das bedeutet: Die Banken sind jetzt gefordert, sich Gedanken zum Technologieeinsatz und zu den Wahlmöglichkeiten in der Umsetzung zu machen. 

Bernasconi: Vielen Banken ist Flexibilität wichtig. Und auch diese hat bekanntlich ihren Preis. In Banking-Bereichen, die eine hohe Individualisierung und damit Flexibilität benötigen, lohnt es sich, eine adäquate Technologie wie Microservices einzusetzen. Letztlich wird diese Lösung unter dem Strich günstiger sein, als wenn man versuchen würde, die gleiche Flexibilität in einen Monolithen zu packen. Zu wissen, wann welche Architektur wo eingesetzt werden soll, hat einen Einfluss auf die Entwicklung der TCO. Und ja, schaut man die IT-Landschaften an, wie sie bei einigen Banken in den vergangenen Jahren gewachsen sind, dann lässt sich der TCO definitiv verbessern. 

Wie wichtig sind cloudbasierte Lösungen für Banken, und welche Anforderungen müssen dabei an das Datenmanagement, die Sicherheit und ­Compliance gestellt werden?

Bernasconi: Entgegen manchen Vorurteilen bedeutet eine Cloud-Infrastruktur nicht, dass automatisch ein Sicherheitsrisiko besteht. Auch eine On-Premise-Infrastruktur sieht sich mit verschiedensten Angriffsparametern konfrontiert. In dieser Hinsicht bieten Hypercloud -Anbieter mit ihren verschiedenen Tools und laufenden Investitionen in die Cybersicherheit auch Vorteile. Cloud-Anbieter sind immer Teil der Revisionskette, was bei der Wahl des Partners für eine Cloud-Service-Plattform zwingend zu berücksichtigen ist. Banken mit einer Infrastruktur, die über Jahrzehnte gewachsen ist, tun gut daran, den Wechsel schrittweise zu vollziehen, um Erfahrungen zu sammeln. Der Grund: Viele ihrer Lösungen sind noch nicht bereit, effizient in der Cloud betrieben zu werden. Das Spannende an einer Hypercloud ist jedoch nicht primär das Teilen von Infrastruktur, sondern die Geschwindigkeit beim Skalieren der über die Hyper­cloud bezogenen Services. Ein Beispiel ist ein Datenbank-, Messaging- oder Orchestrationsservice, der früher mühsam von einem Team aufgebaut werden musste. Letztlich müssen sich Banken im Klaren sein, welche Leistungen sie nutzen wollen, damit sie nicht ein Sammelsurium von Diensten aktivieren, nur weil es möglich ist. Banken verfügen über das notwendige technische Know-how bezüglich Cloud und deren Services, oder sie outsourcen dieses Know-how. 

Scheidegger: Die Cloud-Technologie kann als Enabler für Banken funktionieren, um neue oder angepasste Geschäftsmodelle rasch auf den Markt zu bringen. Dabei ist auch das Stichwort Open Banking zu nennen. Die Cloud hilft bei der Gestaltung und bei der effizienten Abwicklung von Prozessen. 
Bernasconi: Aber sie «bewegt» Banken nicht. Wir unterscheiden zwei Arten von Technologien: Erstens Technologien, die das Banking weiterentwickeln, wie etwa Blockchain. Zweitens Technologien, die in der Lage sind, die Prozesseffizienz zu erhöhen oder via Analytics und KI neue Marktleistungen rascher und effektiver aus dem Datentopf hervorzubringen. 

Wie stellen Sie sicher, dass neue Lösungen für Banken eine hohe Stabilität, Performance und Time-to-Market aufweisen und gleichzeitig eine End-to-End-Digitalisierung gewährleisten? 

Bernasconi: Der Schlüssel dazu liegt in einem schlanken, hoch skalierbaren und stabilen Kern, der nach aussen offen ist und sich gemäss den Bedürfnissen der Bank durch Lösungen weiterer Anbieter erweitern lässt. Wir haben nicht den Anspruch, überall die Besten zu sein. Wir fokussieren uns auf unsere Stärken wie Stabilität, Performance, TCO und Integration des Core Bankings. Bei anspruchsvollen Front-Applikationen, die einen hohen Integrationsgrad erfordern, werden wir im Wettbewerb mit anderen Anbietern aber auch weiter auf eigene Lösungen setzen. Am Ende gilt es, sich auf diese Stärken zu fokussieren und in einem Ecosystem von Partnern zu kooperieren.


Zu den Personen

Daniel Bernasconi
Daniel Bernasconi hat von 2015 bis 2019 als Chief Service Officer den Bereich Services bei Finnova aufgebaut. Seit 2020 führt er das Technology Compentence Center als CTO. Davor war er zuerst als Entwickler und dann als Software- und Enterprise-Architekt bei unterschiedlichen Firmen tätig. Zuletzt als Partner für Financial Services bei IBM Schweiz.

Samuel Scheidegger
Samuel Scheidegger stiess Februar 2023 als Chief Product Officer zu Finnova. In seiner beruflichen Laufbahn war er in verschiedenen IT-Management-Positionen tätig, dies unter anderem bei der Bank Julius Bär, der Esprit Netzwerk AG und der Credit Suisse, sowie langjähriges Geschäftsleitungsmitglied der ti&m AG. Samuel Scheidegger studierte Informatik an der Berner Fachhochschule und hält einen Dual Degree der University of Rochester (MBA) und der Universität Bern (Executive MBA).

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