Müllers kleines ABC

I wie Infinite Scrolll

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(Source: Kerde Severin / Pexels.com)
(Source: Kerde Severin / Pexels.com)

Theorie: Mit Infinite Scroll ist ein relativ neues Navigationsprinzip ­gemeint, das Inhalte und Suchresultate etwa in Form einer "endlosen" vertikalen Liste präsentiert. Damit steht es im Gegensatz zur sogenannten Pagination, welche die Inhalte seitenweise ausgibt.

Realität: Natürlich sind die Listen auch bei Infinite Scroll nicht unendlich lang, aber weil beim Scrollen im Hintergrund ständig Inhalte nachgeladen werden, kommt das den Nutzenden so vor. Besonders bei mobilen Geräten ist das Verfahren beliebt. Der Nutzer findet es cool, weil es ihm erlaubt, sich nonchalant mit dem Daumen durch lange Listen zu wischen. Das spart ihm Klicks (oder heisst das hier Tapps?) und richtig gelöst, verkürzt es auch die gefühlten Ladezeiten. Die Website, die App erscheint schlank und rank, weil sie weniger Navigationselemente benötig. Und die Betreiberin profitiert, weil endlose Listen zu endlosem Verweilen einladen und damit mehr Nutzerdaten abwerfen.

Genau das nutzen Instagram, Youtube, Facebook und dergleichen längst gnadenlos aus und bringen damit das ganze Konzept in Verruf. Es steht seit einiger Zeit unter Verdacht, süchtig zu machen und gilt besonders unter Jugendschützern als böse. Nicht mal seinem mut­masslichen Erfinder, dem Ex-Mozilla-Mitarbeiter Aza Raskin, scheint es noch geheuer zu sein. Schon 2018 sagte er in einem BBC-Interview, dass die Apps der notorischen Datensauger wirkten, "als ob sie Verhaltens-­Kokain über ihre Interfaces streuen".

Hinzu kommen noch ein paar weitere Nachteile: Weil man das Ende der Seite ja nie erreicht, fällt beispielsweise der Footer als Navigationselement weg. Viel gravierender allerdings wiegt, dass die Konversion da­runter leidet. Hier rächt sich halt, dass die Leute zwar länger in der Liste bleiben, sich aber die einzelnen Einträge weniger genau ansehen.

Fazit: Wer hip aussehen und möglichst viele Daten abschöpfen will, für den kann Infinite Scroll ein Segen sein. Wer hingegen etwas verkaufen will, sollte eher über Pagination oder Mischformen nachdenken.

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DPF8_260167