Wild Card von Rino Borini

Die digitalste Bank der Schweiz

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UBS schluckt Credit Suisse. Von links bis rechts wird eine Abspaltung des Schweizer Geschäfts gefordert. Ist das überhaupt sinnvoll? In einer Welt, die von Technologie getrieben wird, wäre eine technologiegetriebene Super-Bank für die Banken­nation Schweiz vielleicht interessanter.

(Source: Tierney - stock.adobe.com)
(Source: Tierney - stock.adobe.com)

Die Credit Suisse (CS) als eigenständiges Unternehmen ist Geschichte. Alfred Escher, Gründer der Grossbank, würde sich wohl im Grabe umdrehen, wenn er um die Gründe für das Scheitern der traditionsreichen Bank wüsste. Eigentlich ein Armutszeugnis für die Bankennation Schweiz. Doch das ist nun halt so. 
Die CS scheint jedoch bei der UBS in guten Händen zu sein, immerhin schaffte die UBS das, was die Credit Suisse in den vergangenen Jahren nicht schaffte: ihr Versprechen einzuhalten. Die UBS hat ihr risikoreiches Investment-Banking heruntergefahren und das weniger kapitalintensive Vermögensverwaltungsgeschäft ausgebaut. Entstanden ist der weltweit grösste Vermögensverwalter made in Switzerland. 

Unsere Politiker in Bern fordern nun lauthals eine Abspaltung der CS Schweiz. Verständlich, es ist Wahlkampf, da gehört lautes Poltern dazu. Fordern ist das, was Politiker immer können, Verantwortung übernehmen liegt den meisten fern. Oder wer sagte schon wieder mehrheitlich «Ja» zur Änderung des Bankengesetzes über die Regelung der «Too big to fail»-Problematik? Der National- und Ständerat im September 2011. Was viele Politiker nicht wissen, ist, dass die CS Schweiz unter anderem erfolgreich war, weil vermögende Kunden und KMUs auf das internationale Geschäft der CS zugreifen konnten. Diese Klientel könnte sich bei der UBS oder bei einem anderen internationalen Player besser aufgehoben fühlen. Der Markt wird entscheiden. 

Letztlich würde «nur» eine Bank übrigbleiben, die traditionelles Retail-Banking betreibt, was die meisten Kantonal- und Regionalbanken schon tun. Mit dem Kauf der CS hat die UBS zudem ein weiteres Problem: ein weiteres Kernbankensystem, das jährlich Milliarden kostet. Das lässt sich nicht einfach so abstellen. Die Kernbankensysteme entstanden, als es noch kein Internet gab, und verschlingen inzwischen jährlich Milliarden Franken allein für den Betrieb. 

Würde man das Schweizer Geschäft als Marke CS verselbstständigen oder in die UBS integrieren – die Basis bliebe dieselbe: Das Geschäftsmodell baut auf einem uralten Kernbankensystem auf. Doch wir wissen: Banking ist digital und wird noch digitaler. Ein Planspiel könnte sein, Teilbereiche der CS, wie eben das traditionelle Retailgeschäft, weder zu integrieren noch abzuspalten, sondern weiterlaufen zu lassen, als eine Tochter der UBS. Parallel wird in eine neue Plattform investiert, und nach und nach werden Kundensegmente auf diese neue Plattform verschoben. Das ist kostenintensiv und ein solcher Prozess müsste schrittweise über mehrere Jahre erfolgen. Basiert dann das Retailgeschäft der Credit Suisse auf einer neuen Technologie, könnte auch die «Grande Dame» des Bankings auf diese neue Plattform migriert werden und es entstünde die Super-UBS Schweiz. 

Dieses Planspiel kostet natürlich Milliarden. Ein Verkauf der CS Schweiz bringt hingegen ebenso Milliarden. Unternehmen müssen aber in Dekaden denken, nicht in Jahren. Vielleicht wäre Sergio Ermotti derjenige CEO, der zwei systemrelevante Banken zusammengeführt hat, die weltweit auf der modernsten Banken-Technologie betrieben werden. Eine schöne Vision für die Bankennation Schweiz. 

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