X.Days 2014

"Manchmal brauchen sie einen Tritt in den Hintern"

Uhr | Aktualisiert

Die X.Days 2014 sind zu Ende. Zu sehen und zu hören waren unter anderem Sean Simpson, Eishockey-Nati-Trainer, und der Leiter der Flugsicherheitsforschung der Lufthansa, Manfred Müller.

Letztes Jahr sprach Sean Simpson an den X.Days. Er war damals noch Trainer der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft. (Quelle: Netzmedien)
Letztes Jahr sprach Sean Simpson an den X.Days. Er war damals noch Trainer der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft. (Quelle: Netzmedien)

"Zwischen Welten und Wolken" - unter diesem Motto gingen dieses Jahr die X.Days in Interlaken mit rund 1'300 Besuchern pro Tag über die Bühne. Einhockeyfans dürften vor allem der Keynote vom Donnerstag entgegen gefiebert haben. Der aktuelle und abtretende Nationaltrainer der Schweizer Eishockeymannschaft, Sean Simpson, sprach in seinem unverwechselbaren "Simpson-Deutsch", wie der gebürtige Engländer es selbst nennt, über den Aufbau eines "Team Spirits" und wie man ihn am Leben erhält.

Natürlich sprach Simpson in seinem Referat vor allem über seine Erfahrungen aus dem Eishockey-Business, aber mancher Zuhörer dürfte aus seinem Vortrag auch Ideen für seine eigenen Geschäfte gewonnen haben. "Man muss sein Team kennen", sagte Simpson beispielsweise. Man könne nicht mit den Menschen zusammen arbeiten, wenn dies nicht zutreffe. Ein Trainer müsse auch einen Stil haben, ansonsten werde er sich nicht lange behaupten können. Das gleiche gilt auch für einen Chef in einem Unternehmen. Wer nicht sichtbar ist, kann auch keine Mitarbeiter führen. Und man müsse immer das Beste geben – sei es nun im Beruf, in der Beziehung oder in der Freizeit, wenn man seinen Hobbies nachgeht. Auch das ist sinnvoll – ohne Einsatz kein Gewinn.

Siegermentalität aufbauen

Die wichtigste Aufgabe für Simpson war, im Team eine Siegermentalität aufzubauen. Er hatte die Mannschaft vom damaligen Nationaltrainer Ralph Krueger übernommen – keine einfache Aufgabe, wie er unumwunden zugab. Es habe seine Zeit gedauert, bis sich seine Ideen durchgesetzt hätten.

Beispielsweise war es ihm wichtig, dass die Spieler die Nationalhymne auswendig lernen, damit sie sie auch zusammen singen können. Was vielleicht auf den ersten Blick etwas überflüssig erscheinen mag, hat sich anscheinend bewährt. Denn daS gemeinsame Singen förderte das Zusammengehörigkeitsgefühl des Teams. Auch predigte er den Spielern immer wieder, dass jeder einzelne Spieler der Mannschaft gleich wichtig sei. "Es ist wie ein Puzzle – fehlt jemand, sind wir weniger stark", so Simpson.

Es war auch seine Aufgabe, das Team immer auf den Boden zurückzuholen – sei es nun nach einem Sieg oder einer Niederlage. "Und du musst wissen, wer Zuwendung braucht und wer einen Tritt in den Hintern", sagte er trocken – und erntete prompt Gelächter.

Mit Fantasie und Einsatz

Pascal Jenny, Tourismusdirektor von Arosa und erster Referent des Business-Tracks, muss zwar kein Team aufbauen, aber dafür das Tourismusgeschäft am Leben erhalten. Die Aufenthaltsdauer der Gäste, die Arosa besuchen, hat in den letzten Jahren stetig abgenommen, wie Jenny in seinem Referat sagte. Das Resultat: Ein Defizit von 0,5 Millionen Franken im Jahr.

Hinzu kommt, dass das Wintergeschäft im Vergleich zum Sommergeschäft viel wichtiger ist. Dann nämlich generiert Arosa 75 Prozent seines Umsatzes, Lenzerheide sogar 90 Prozent. Schneesicherheit hat also oberste Priorität. Aber nicht nur das – auch Fantasie ist gefragt. Eine der Lösungen, die sich Arosa hat einfallen lassen, betrifft die Skischule. So zahlen Kinder, die mit ihren Eltern mindestens zwei Tage in die Ferien fahren, seit 2012 keinen Rappen für die Skischule.

Die Rechnung ging bisher auf: "Wir hatten deutlich mehr Gäste, vor allem solche, die zum ersten Mal nach Arosa kamen", bestätigt Jenny. Und: Viele dieser Gäste stammten aus der Ostschweiz. Laut Umfragen hatte das Skischulangebot den Ausschlag gegeben, dass sie nach Arosa statt nach Österreich fuhren. Zwar musste Arosa das eigene Marketing-Budget kürzen, um das Skischulangebot finanzieren zu können, dafür generierten die Gäste mehr Einnahmen für das ganze Dorf.

Werbefigur Shaqiri

Arosa nutzt aber auch digitale Kanäle für seine "Überlebensstrategie". Früher hat Jenny beispielsweise Fotos von Arosa an den Facebook-Account von Tourismus Schweiz geschickt. Heute nutzt er dafür den Facebook-Account von Xherdan Shaqiri. Die Tourismusorganisation hat einen Vereinbarung mit dem Schweizer Nati-Fussballer getroffen, damit er als Werbefigur für Arosa auftritt. Im Rahmen dieser Vereinbarung kann Arosa ein Jahr lang den Facebook-Account von Shaqiri mitnutzen.

In einem letzten Referat vor dem Mittag sprach Manfred Müller, Leiter der Flugsicherheitsforschung der Deutschen Lufthansa. Er zeigte eindrücklich auf, wie die Lufthansa immer wieder versucht, die Sicherheit von Flügen zu verbessern. Immer wieder steht diesem Ziel die Fehleranfälligkeit der Menschen selbst im Weg. Auch der bestausgebildete Pilot mache alle halbe Stunde einen Fehler, so Müller. "Wir haben daraufhin alles automatisiert. Das brachte aber nicht viel, denn stattdessen traten Softwarefehler auf."

Deswegen sitzen nun ein Co-Pilot und ein Pilot zusammen im Cockpit. Sie sollen miteinander arbeiten und einander gegenseitig kontrollieren. Was so einfach klingt, ist sehr komplex. Vieles hängt dabei von den beiden Charakteren ab und ihrer eigenen Hierarchie ab. So kann beispielsweise der Pilot sehr autoritär und der Co-Pilot sehr schüchtern sein. Falls der Pilot in diesem Fall einen Fehler macht, wird sich der Co-Pilot möglicherweise nicht trauen, ihn darauf hinzuweisen, was fatale Folgen haben kann. Deswegen müssen die beiden Piloten unter anderem festgelegten Kommunikationsregeln folgen, um solche Fehler möglichst auszuschliessen.

Bis zum nächsten Jahr

Zusammenfassend kann man sagen, dass alle diese drei Referenten ihren Job sehr gut gemacht und das Publikum während je 45 Minuten auf ihre Weise in den Bann gezogen haben. Daneben konnten die Besucher parallel andere Referate besuchen, beispielsweise zum Thema Rechenzentrum oder Public, Private und Hybrid Cloud.

Nach weiteren Referaten am Nachmittag endeten die X.Days für ein weiteres Jahr. Ab morgen werden also wieder vermehrt Asiaten statt Männer in schwarzen Anzügen und weissen Hemden die Strassen Interlakens bevölkern.

2015 werden die X.Days erneut stattfinden, wie laut Jolanda Brühwiler, Pressesprecherin der X.Days, nun feststeht.

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