"Adello bleibt trotz Expansion im Kern schweizerisch"
Adello hat zwei Millionen US-Dollar akquiriert. Wie viel investiert Swisscom? Und warum verlegte der Mobile-Vermarkter seinen Hauptsitz von Zürich nach Kalifornien? Die Redaktion hat bei CEO Mark Forster nachgefragt.
Herr Forster, Adello hat 2 Millionen US-Dollar Kapital akquiriert, von Swisscom Ventures und dem Adello-Management. Wie viel davon investiert Swisscom?
In dieser A-Runde hat Swisscom 1,65 Millionen US-Dollar und das Management die restliche Summe investiert. Das Engagement ist ein Vertrauensbeweis von Swisscom, die schon lange ein Kunde von uns ist. Diese Zusammenarbeit führte nun zu einem Investment.
Was erhofft sich Swisscom von der Investition?
Swisscom ist langjähriger Adello-Kunde, wie auch diverse andere Telekommunikationsunternehmen. Da sie Mobile profund verstehen, war es nur konsequent, dass sie früh Kunden von uns wurden. So wie ich informiert bin, investiert Swisscom Ventures in Schweizerische und internationale Start-ups in den Bereichen Information, Kommunikation und Unterhaltungstechnologien. Ich kann allerdings nicht für Swisscom sprechen, deshalb muss ich bei dieser Frage an Swisscom verweisen.
Warum hat Adello seinen Hauptsitz ins Silicon Valley verlagert?
Der Umzug unseres Hauptsitzes reflektiert unsere Wachstumsambitionen. Wir haben uns letztes Jahr nach dem Merger zu diesem Schritt entschlossen. Wir sind ein globales Unternehmen, das gesamte Management reist deshalb ständig, um die Kommunikation zwischen den Niederlassungen sehr eng zu halten. Adello bleibt trotz aller Expansion im Kern schweizerisch und ist hier entsprechend verwurzelt.
In welche Richtung wird sich der Schweizer Mobile-Advertising-Markt in den kommenden Jahren entwickeln?
Mobile Advertising bleibt ein enormer Wachstumsmarkt, mit hohen zweistelligen Wachstumsraten. Wir sehen darin ein paar Trends, unter anderem die sich verschiebenden Budgets. Global werden derzeit weniger als 4 Prozent aller Medienbudgets in Mobile investiert. Gleichzeitig verbringen Menschen rund 50 Prozent Ihrer Zeit mit mobilen Medien. Das bedeutet, dass mittlerweile mehr Zeit mit Mobile als mit TV oder PC verbracht wird, während die Budgets sich der veränderten Realität noch nicht angepasst haben. Dieser Gap schliesst sich nun sehr rasch. Wir sehen das bei unseren Kunden deutlich. Als wir 2008 starteten, betrugen typische Budgets maximal ein paar Tausend Franken. Mittlerweile haben wir Kunden, die 7-stellige Kampagnen fahren. Der Nachholbedarf ist also da. Deshalb erwarten wir in der Schweiz über die nächsten drei Jahre weiterhin ein 3-stelliges Wachstum pro Jahr - mehr als in jedem anderen Medium.
Viele Firmen zögern aber noch, Geld in mobile Werbung zu investieren.
Mobile entwickelt sich gerade zu einer eigenen Advertising-Kategorie. Dies ist nicht, was die meisten Firmen erwarten. Agenturen und Kunden erkennen zunehmend das Potenzial von Mobile Advertising, rein aufgrund der Resultate. Deshalb investieren ja die grossen Anbieter wie Google, Facebook oder Yahoo so viel Geld in Mobile. Je mehr investiert wird, desto mehr Innovation entsteht. Deshalb haben auch wir stets investiert und zum Beispiel interaktive Formate (HTML5) als Erste in die Schweiz gebracht und unseren Swipe-Cube lanciert. Unsere Innovationen dienen der besseren Performance. Gleichzeitig bieten wir die detailliertesten Insights an und nutzen als erster Schweizer Anbieter Machine Learning und Big Data for präzises Targeting. Denn auch ein kleines Schweizer Unternehmen wie Adello kann technologisch weltweit führend sein. Weil wir klar fokussiert sind.
Gibt es weitere Trends?
Automatisierung (oft als RTB oder Programmatic Buying bezeichnet) hält Einzug. Dies führt zu Effizienzgewinnen. Big Data Analytics und Machine Learning ersetzen dabei zwar nicht Medienplaner, aber sie übernehmen die aufwendige Arbeit der permanenten Optimierung. Die Planer können sich so darauf fokussieren, die richtigen Advertising-Strategien zu entwickeln. Das ist ja durchaus komplex. Wenn alle involvierten Parteien eng zusammenarbeiten, können wir den Anteil des Mobile Advertising von heute 4 Prozent schneller in Richtung der eigentlich nötigen 47 Prozent der gesamten Medienausgaben bewegen. Wir sind überzeugt davon, dass die Schweiz weltweit eine führende Rolle im Mobile Advertising einnehmen sollte und so neue Arbeitsplätze in dieser Industrie schaffen wird; schliesslich hat kein anderes Land hat eine vergleichbar hohe iPhone- und Tablet-Dichte.
Anmerkung: Das Interview wurde per E-Mail geführt.