Agilität: Ein Evergreen, auf den es je länger desto mehr ankommt

Wer agil ist, der ist entweder bereits erfolgreich oder hat beste Aussichten, es zu werden. Dass dies nicht erst seit kurzem so ist, zeigt etwa eine Passage eines 1952 erschienenen Artikels im "Spiegel" über den 2004 verstorbenen Peter Ustinov: "Peter Ustinov, dicklich, agil und erst dreissig, (…) ist von der Londoner Kritik schon ekstatisch gefeiert worden, ehe ihn jetzt Barlog für das deutsche Publikum entdeckte." Der Rest der Geschichte ist bekannt: Peter Ustinov war Zeit seines Lebens eine überaus erfolgreiche Persönlichkeit in der Unterhaltungsbranche.

Die Losung "Agilität gleich Erfolg" gilt besonders auch im Sport: In der Berichterstattung sind die Sieger die besseren, boten eine "überzeugende Leistung" oder waren schlicht und einfach agiler. Dagegen war bei den Verlierern "der Wurm drin", sie hatten "keine Linie" oder waren ganz einfach miserabel. Die Losung gilt nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für einzelne Spieler: Ein wirklich agiler Spieler sei fähig, vorauszudenken und zu improvisieren, wenn die Situation es erfordere, schreibt die Boston Consulting Group (BCG) in ihrem Artikel "IT-enabled business agility". Wiederum auf Ebene der Mannschaft komme es auf die Fähigkeit an, "einen hohen Grad an Synergien zwischen den einzelnen Akteuren auf dem Feld in einem bestimmten Augenblick zu erzeugen."

Zauberwort Agilität

Die BCG zieht nachfolgend die Parallele zu Agilität in Business und IT. Demnach soll IT dazu beitragen, ein Unternehmen agiler zu machen, indem sie etwa hilft, modulare Komponenten bereitzustellen. Damit könnten innerhalb kurzer Zeit Lösungsarchitekturen für ganz spezifische Bedürfnisse gebaut werden, schreibt die BCG. Diese "Komponenten" beinhalteten Prozesse, Software- und Infrastrukturelemente sowie Mitarbeiter mit ganz spezifischen Fähigkeiten. Kein Wunder also, nimmt man in der IT-Branche das mutmassliche Zauberwort Agilität immer häufiger in den Mund.

Daraus den Schluss zu ziehen, je agiler, desto besser, ist jedoch kaum der Weisheit letzter Schluss, wie das Beispiel der agilen Softwareentwicklung zeigt. Noch hätten agile Methoden auf Kundenseite nicht den besten Ruf, gab kürzlich Christian Stocker von der für agile Softwareentwicklung bekannten Webagentur Liip im Interview mit der Netzwoche zu Protokoll. Wenn agile Softwareentwicklungsprojekte scheitern würden, "hat das meist nichts mit der Methode an sich zu tun, sondern damit, dass das Projekt per se verkorkst war". Ausserdem müsse man wohl noch stärker am Markt kommunizieren, was mit agilem Arbeiten genau gemeint sei. Somit ist erstmal klar: Agilität per se ist kein Heilsbringer. Sich jedoch auch abgesehen von der Softwareentwicklung damit zu beschäftigen, dürfte indes nicht gänzlich verkehrt sein.

IT-TALKS – INFORMATIONEN ZUR VERANSTALTUNGSREIHE

Was genau sind die IT-Talks?

Die IT-Talks sind eine neue Veranstaltungsreihe für IT-Entscheidungsträger zum Erfahrungsaustausch über Themen der Unternehmens-IT. Die IT-Talks bestehen aus einem Podiumsgespräch mit ausgewiesenen Branchenkennern, das als Video aufgezeichnet wird und im Anschluss online abgerufen werden kann. Zusätzlich sollen Hintergrundbeiträge, Interviews und News zu den jeweiligen Themen die Debatte fördern.

Um welche Themen geht es?

Die Rolle der IT in Unternehmen verändert sich rasant. Von der Finanzbranche bis hin zum Handel, von der Pharma bis hin zu Luxusgüterherstellern – IT ist längst mehr geworden als nur ein Unterstützer für den Betrieb. Sie ist heute ein entscheidender Businessvorteil. In den IT-Talks sollen die brennenden Fragen zu den Veränderungen im Alltag an der Schnittstelle zwischen Business und IT diskutiert und Lösungen aufgezeigt werden.

Was ist das Thema der ersten Ausgabe?

Auf ein Thema in der Schnittstelle zwischen Business und IT kommt es ganz besonders an – auf die Agilität. Denn die geschäftliche Flexibilität hängt zunehmend von externen Faktoren ab und ist damit schwer zu kontrollieren. Die Agilität der IT hängt entscheidend von der Flexibilität ihrer IT-Systeme ab.

Folgende Fragen wird Moderator Dr. Pascal Sieber am ersten IT-Talk am 21. Mai im Zürcher Schiffbau aufwerfen:

• Mit welchen Faktoren und Veränderungen sind die Unternehmen heute konfrontiert?

• Ist Agilität eine Frage der Organisation, der Prozesse oder der IT?

• Bringt die Cloud wirklich mehr Agilität?

• Funktioniert das Konzept der agilen Entwicklung auch für Infrastrukturprojekte?