Binnig and Rohrer Nanotechnology Center

Nanotechnologie-Zentrum in Rüschlikon eröffnet

Uhr | Aktualisiert
von George Sarpong

Mit dem neuen Zentrum für Materialwissenschaften wollen IBM und die ETH Lösungen für die IT von Morgen entwickeln.

Bundesrat Didier Burkhalter lobte die Zusammenarbeit von ETH und IBM.
Bundesrat Didier Burkhalter lobte die Zusammenarbeit von ETH und IBM.

Die ETH Zürich und IBM haben gestern ihr neues Nanotechnology Center mit einem offiziellen Festakt eröffnet. 6500 Quadratmeter, verteilt auf vier Stockwerke, geben Wissenschaftlern Raum für Forschung, Meetings und Administration.

Zwei Jahre nach Grundsteinlegung, kann zukünftig auf insgesamt 950 Quadratmetern Reinraumfläche experimentiert werden. In den Reinräumen sollen neue Materialen erforscht werden, um beispielsweise Transistoren für noch kleinere Prozessoren zu entwickeln.

Einzigartige Schutzmassnahmen

Die hierzu erforschten Materialien sind teilweise so empfindlich, dass diese nur in sogenannten Noise-free-Labs untersucht werden können. Diese speziellen Reinräume sind gegen äussere Einflüsse wie Lärm und Erschütterungen, zum Beispiel durch die nahe gelegene Autobahn und die Bahntrasse geschützt. Laborgeräte werden in eigenen Räumen nebenan untergestellt um deren elektromagnetische Wellen weitestgehend abzuschirmen, wie Emanuel Lörtscher erklärte. Der Wissenschaftler plante das Labor-Design und führte am Eröffnungstag durch den Labortrakt. Die Kombination dieser Schutzmassnahmen sei in dieser Art bisher einzigartig und eröffne dadurch eine neue Qualität bei Messungen, wie ETH und IBM betonen.

"Geforscht wird wohl erst gegen Ende Monat, da die Labore noch fertig eingerichtet werden müssen", wie Andreas Stemmer, Professor am Lehrstuhl für Nanotechnologie an der ETH auf Nachfrage mitteilte. Stemmer seine Kollegin Vanessa Wood und sein Kollege Hyung Gyu Park sind die ersten drei Wissenschaftler, die als Permanent Users eingezogen sind. Weitere Wissenschaftler sollen nach den Vorstellungen der ETH als Project-Based-Users nach Ablauf ihrer Forschungsprojekte das Zentrum wieder verlassen.

Nobelpreisträger als Paten

Benannt wurde das neue Forschungszentrum nach Gerd Binnig und Heinrich Rohrer. Die beiden Physiker entwickelten in den 80er-Jahren das Rastertunnelmikroskop. Mit diesem Gerät lassen sich Oberflächen von leitfähigen Materialien untersuchen. Dabei tastet oder rastert, eine spitze Nadel, in einem Abstand von wenigen Atomdurchmessern die zu untersuchende Oberfläche ab. Durch das Anlegen einer Spannung fliesst ein schwacher Strom zwischen Sonde und der Oberfläche. Dieser sogenannte Tunnelstrom wird in ein Bildsignal gewandelt und zeigt die untersuchte Oberfläche auf deren atomarer Ebene.

Dieses Verfahren eröffnet bis heute verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten neue Möglichkeiten bei Forschung und Entwicklung. 1986 wurden die Wissenschaftler dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet und gestern mit dem Patronat für das neue Forschungszentrum. "Letzte Nacht habe ich mich gefragt, warum man mit der Benennung nicht bis nach meinem Tod gewartet hat", sagte Rohrer an der Pressekonferenz und sorgte mit seiner Aussage für Gelächter. Mit diesem Witz bedankte er sich bei der Universität und dem IT-Unternehmen für diese Ehrung. Binnig gab sich ebenfalls dankbar und erklärte, er habe ähnliche Gedanken wie sein Kollege zur Namensgebung gehabt.

Bundesrat lobt die Kooperation

Neben den beiden Nobelpreisträgern war auch Prominenz aus der Politik vertreten. "Ich bin überzeugt, dass diese Zusammenarbeit, diese enge Verbindung von Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie, Früchte tragen und in der Nanotechnologie nochmals neue Perspektiven für die Menschheit eröffnen werden", sagte Bundesrat Didier Burkhalter. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 90 Millionen Franken. Einen Grossteil der Kosten übernahm IBM. Das Unternehmen finanzierte die 60 Millionen Franken für das Gebäude und die Hälfte der Gerätekosten in Höhe von 15 Millionen Franken. Die Kooperation ist zunächst auf rund zehn Jahre angelegt.