IT Press Tour

"Software hätten Sie von Micron nicht erwartet"

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Der Halbleiter- und Speicherhersteller Micron hat im Silicon Valley einen Einblick in seine Flash-Strategie gegeben. Die Zukunft von Flash sieht Micron in der 3-D-Technologie. Das Unternehmen räumt Software immer mehr Bedeutung ein.

Im Rahmen der IT Press Tour durch das Silicon Valley hat der Speicher- und Chip-Hersteller Micron einen Einblick in seine Zukunftspläne gegeben. Gegenüber 15 europäischen Journalisten präsentierten hohe Kader des Herstellers seine neuesten Entwicklungen im Bereich der 3-D-Flash-Speichertechnologie und gab Einblick in die Speicherstrategie.

Flash-Revolution bei Micron

Micron hat seine Führungsetage im Bereich Speicher in den letzten Jahren völlig neu aufgestellt, sagte Darren Thomas, VP Micron Storage. Er selber ist erst seit eineinhalb Jahren beim Unternehmen und viele seiner Mitarbeiter sind vor weniger als einem halben Jahr zum Unternehmen gestossen.

In dieser Zeit habe sich Micron auch von der DRAM-Technologie abgewandt und voll dem NAND-Flash-Speicher zugewandt, betonte Thomas.

Dabei habe bei Micron eine Revolution in der Denkweise stattgefunden. Das Unternehmen schaut nicht mehr mit der OEM-Perspektive auf seine Technologie sondern stellt den Endnutzer in den Fokus. Die grössten Kunden sind daher nicht mehr Dell oder andere Hersteller, sondern die Deutsche Bank oder die Royal Bank of Scotland, sagte Thomas weiter.

Noch würden Flash-Speicher aber nur einen kleinen Teil im Enterprise-Bereich ausmachen. Diese werde sich aber ändern, zeigte sich Thomas überzeugt. Als Beispiel zog der den CE-Bereich heran, wo sich Flash schon als Speichertechnologie durchgesetzt habe und auch das Business werde mit seinen Ansprüchen nachziehen.

3D-NAND ist die Lösung

Die Vorteile von Flash seien auch für den Enterprise-Bereich frappierend. Neben einer deutlich höheren Geschwindigkeit und einer längeren Lebensdauer betonte Thomas die höhere Vertrauenswürdigkeit, also Lesefähigkeit, der Informationen.

Klassische Flash-Speicher stossen bei der Verkleinerung der Strukturen momentan aber an physikalische Grenzen. Bei der Verkleinerung auf Strukturen um 16 Nanometer passen nur noch wenige Elektronen in ein Speichergitter. Dadurch können die Daten immer schwerer gelesen werden, was die Geschwindigkeit herabsenke.

Die Antwort hierauf ist die 3-D-Technologie, sagte Thomas. Dabei werden die Speicherelemente nicht mehr in einer Ebene, sondern aufeinander gestapelt und miteinander verbunden. "3D bringt uns zurück zum Mooreschen Gesetz", fasst Thomas die Vorteile zusammen. Bereits seit 2009 arbeitete Micron an der Technologie. Jetzt sei das Unternehmen so weit, dass 3-D-Speicher-Produkte marktreif seinen. In den nächsten Monaten will Micron viel Neues zeigen, kündigte Thomas an.

Software ist der Schlüssel

"Der Türöffner für die neue Technologie ist die Software", sagte Thomas. Flash müsse durch Software smarter gemacht werden, denn noch würde diese den Flash-Speicher ausbremsen. Daher stecke Micron momentan viele Ressourcen in die Entwicklung von Software-Produkten. "Das ist eine Seite, die sie nicht von Micron erwartet hätten".

Die grosse Bedeutung von Software hob auch Eric Endebrock, VP of Storage bei Mircron, mit den Worten: "Software defined wird alles sein" hervor. Daher suche Micron hier auch nach engen Partnern, um die Entwicklung voranzutreiben.

Auch habe Micron sein Verständnis von Speicher grundlegend überdacht. In den letzten 60 Jahren wurde Speicher als "Data at Rest" angesehen, so Thomas. Flash verändere diese Sichtweise grundlegend und mache Speicher zu "Data in Motion". Daher liege im Flash-Speicher die Zukunft. Laut Thomas hat Micron diesen Trend erkannt und sich völlig darauf ausgerichtet.

Zudem stelle Micron nun die Daten in das Zentrum und nicht mehr die CPU, sagte Rob Peglar, VP Advanced Storage SBU. Die Bewegung von Daten brauche sehr viel Zeit. Dies sei jedoch für viele Unternehmen geschäftskritisch. Daher arbeite Micron intensiv in Memory-Computing um Daten schnell zu analysieren und zu verarbeiten. Denn nur ein sehr kleiner Teil aller anfallenden Daten brauche die meiste Rechenleistung. Peglar machte dabei eine Unterscheidung in heisse und kalte Daten, welche ihren Aggregatzustand aber schnell ändern können. In diesem Bereich komme dem Daten-Management mit Software eine so grosse Rolle zu.

Peglar veranschaulichte dies am Beispiel eines Kunden der ein Geschäft betritt. In diesem Moment müssen alle hinterlegten Daten aktiviert werden, um ihm in Sekundenschnelle ein massgeschneidertes Angebot auf sein Smartphone schicken zu können. Die Lagerung dieser Daten sei aber nicht kritisch, sondern die Verfügbarmachung und Verarbeitung sind es, betonte Peglar.

Mircron setzt auf Partner und Kooperationen

Bei seinen Verkäufen setzt Micron sehr stark auf seine Partner. Nur bei grossen Kunden wie dem CERN, Facebook oder Goolge sei Micron im Direktgeschäft tätig, sagte Thomas. Dem Channel ordnete er daher eine grosse Rolle zu.

Daneben setzt Micron auch auf umfangreiche Partnerschaften. Als Beispiel nannte Thomas hier IBM. Das Unternehmen setzte zu 100 Prozent auf Micron Chips und Micron liefere speziell auf die Bedürfnisse von IBM zugeschnitten Flash-Speicher. Aber auch mit dem HDD-Hersteller und direkten Konkurrenten Seagate verbindet Micron eine Partnerschaft. Die Zusammenarbeit konzentriert sich dabei vor allem auf die Herstellung von hybriden Festplatten.

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