Event in Zürich

Eurocloud Swiss wirbt für mehr Vertrauen in die Cloud

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Eurocloud Swiss hat an einem Event über die Aktivitäten des Verbands informiert. Ausser der Förderung der Cloud stand auch die Vernetzung ganz oben auf der Agenda. Zudem stellte der Verband verschiedene Zertifikate vor.

Eurocloud Swiss hat am 12. Oktober zu einem Event mit dem Titel: "Der sichere Weg in die Cloud – Wir schlagen Brücken und schaffen Vertrauen" geladen. Die Veranstaltung fand im Metropol Restaurant in Zürich statt. Die Unterorganisation Eurocloud Swiss ist seit Anfang 2015 als Interessengemeinschaft in den Swico-Verband integriert und tritt als Fachverband für die Förderung von Cloud Computing in der Schweiz ein. Auch die Vernetzung mit dem europäischen Ausland ist Eurocloud Swiss ein Anliegen, wie der Website zu entnehmen ist.

Internationale Zusammenarbeit fördern

Stefan Kunz, Beiratsvorsitzender von Eurocloud Swiss, begrüsste die Gäste des Events. Gleich zu Beginn stellte er die Frage, ob es eigentlich einen eigenen Verband für die Schweizer Cloud-Wirtschaft brauche. Er beantwortete diese Frage gleich selbst mit einem klaren "Ja". Seiner Meinung nach hat Eurocloud Swiss "eine ganz klare Daseinsberechtigung", denn der Verband fungiere als Bindeglied zwischen europäischen und globalen Entwicklungen im Internet-Business. Dabei sei es auch wichtig, über den Tellerrand der Schweiz hinauszuschauen. Daher sei Eurocloud Swiss auch international mit anderen Eurocloud-Partnerverbänden vernetzt. Die Schweiz sei bisher als einziges Nicht-EU-Land bei Eurocloud dabei.

Ein zentrales Anliegen von Eurocloud ist es auch, einen Beitrag für einen "europäischen digitalen Binnenmarkt" zu leisten, wie Kunz sagte. Dass es hier noch Nachholbedarf gebe, untermauerte Kunz mit einer Statistik. Demnach würden 54 Prozent aller Cloud-Services in Europa aus den USA bezogen. 42 Prozent seien europäische und nationale Cloud-Services, und nur 4 Prozent werden als Cross-Border-Dienstleistungen eingeordnet.

Weiterhin bemängelte Kunz, dass in Europa viele gute Ideen im Cloud-Bereich nicht bis zum Durchbruch gelangten. Es fehle an risikobereiten Geldgebern, die ein Jungunternehmen voranbringen könnten. In den USA gebe es dieses Geld, und viele Unternehmen würden in die USA abwandern, was dem europäischen Markt als Ganzes schade. Hier gegenzusteuern, sei auch ein Anliegen der Eurocloud-Initiative.

Den Ausstieg schon beim Einstieg bedenken

Im Anschluss sprach Andreas Weiss. Er ist Direktor von Eurocloud Deutschland. Er plädierte für einen digitalen Pragmatismus beim Einsatz der Cloud. Bei der Digitalisierung gebe es nicht nur Gewinner und Verlierer. Auch das ganze Spektrum dazwischen sollte nicht vergessen werden. Er ergänzte, dass es keine absolute Sicherheit in der Cloud geben könne. Die Maxime sollte daher Risikominimierung heissen.

Weiss zitierte danach aus einer Studie. Diese besage, dass Mitarbeiter 15 Mal mehr Cloud-Dienste verwendeten, um kritische Unternehmensdaten zu speichern, als dem CIO bewusst sei. Diese Schatten-IT in der Cloud sei ein grosses Problem. Das zu verbieten, ist für Weiss keine Lösung, denn die Mitarbeiter seien durch die private Nutzung an den Umgang mit Cloud-Diensten gewöhnt. Stattdessen müssten die Unternehmen Ersatzdienste anbieten, wodurch die IT die Kontrolle wiedererlange.

Bei der Entscheidung für einen Cloud-Dienst sei die Daten-Souveränität einer er entscheidenden Faktoren, betonte Weiss. Am Ende müsste immer das Unternehmen die Kontrolle behalten. "Bevor ich in einen Cloud-Dienst einsteige, muss ich auch wissen, wie ich wieder aussteige", hob Weiss als eine weitere Maxime hervor. Der Ausstieg müsste schon bei der Ausarbeitung des Vertrags mit bedacht werden. In der Regel könne dies aber mit Standardverträgen geregelt werden und es sei keine "grosse Zauberei".

Zum Abschluss warb er noch für das deutsche Cloud-Label "Trusted Cloud". Dieses bewerte anhand von über 100 Kriterien, wie gut ein Cloud-Dienst aufgestellt sei. Weiss würde dieses Konzept mit einem einheitlichen Kriterienkatalog gerne auch auf die Schweiz und eventuell ganz Europa ausweiten. Inzwischen gebe es auch zwei Kandidaten aus der Schweiz, die das Label erhalten wollten, sagte Weiss. Einziges Hindernis sei bisher, dass die Anbieter einen Vertrag nach deutschem Recht abschliessen können müssen.

Vertrauen aufbauen und Transparenz schaffen

Mit Staraudit stellte Martin Andenmatten, neu im Beirat von Eurocloud Swiss, eine weitere Zertifizierungsinitiative vor. Bei Staraudit handle es sich um eine internationale Non-Profit-Organisation. Ausser der Zertifizierung sei der Wissenstransfer eine weitere Stossrichtung von Staraudit, betonte Andenmatten.

Anders als die bestehenden ISO-Zertifizierungen betrachte Staraudit nicht nur die Infrastrukturen des Dienstleisters, sondern den Dienst an sich. Dazu müssen Unternehmen in einer Selbstauskunft rund 130 Fragen zum Dienst beantworten. Je nach Reifegrad erhalten sie pro Bereich bis zu fünf Sterne. Ab einem Durchschnitt von drei Sternen bekommt ein Dienst das Label von Staraudit. Mit dem Label soll Vertrauen geschaffen und Transparenz erzeugt werden, wie Andenmatten sagte.

Auch bietet Staraudit für Kunden die Möglichkeit des Vergleichs der einzelnen Anbieter. Ausser der Zertifizierung selbst gibt es auch noch Schulungen, in denen Personen sich etwa im Bereich Staraudit qualifizieren können, wie er weiter sagte.

Stefan Kunz, Sandro Eggenberger wie auch Jürg Stucki gaben zum Ende einen Einblick in die weitere Strategie des Verbands. In kleinen Schritten will Eurocloud Swiss sein Engagement ausweiten. Dazu werde es in Zukunft zwei- bis viermal im Jahr einen Newsletter geben. Zudem hat Eurocloud seine Website überarbeitet. Dort stehen jetzt zahlreiche Informationsmaterialien zum Thema Cloud zum kostenlosen Download bereit. Etwa der "Leitfaden Cloud Computing von Sourcing International", Infos zur "öffentlichen Auftragsvergabe" oder zu "Risk & Compliance". Der Abend klang mit einem Apéro aus.

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