VMworld 2016

VMware propagiert Cross-Cloud-Architekturen

Uhr

VMware hat in Barcelona seine Vision der IT der Zukunft präsentiert. In dieser sollen Workloads noch stärker als bisher von der Infrastruktur entkoppelt und flexibel verschoben werden können. Das Unternehmen verriet zudem Details zu seiner Kooperation mit AWS.

VMware-CEO Pat Gelsinger an der VMworld 2016 (Quelle: Netzmedien)
VMware-CEO Pat Gelsinger an der VMworld 2016 (Quelle: Netzmedien)

Apps, Datenbanken, Netzwerke, Speicher und Rechenleistung sind überall. Lokal, in der Cloud, auf jedem Gerät. Die Ressourcen können sich frei bewegen, zwischen Infrastrukturen hin- und hertanzen, je nach Bedarf und Anwendungsfall. Gesteuert wird alles über Software. So sieht sie aus, die neue, moderne IT-Welt. Sagt VMware. Das Unternehmen hat in Barcelona seine Zukunftsvision präsentiert. Und den Fokus auf hybride Cloud-Umgebungen und Software-definierte Architekturen gelegt.

Brückenbauer zwischen zwei Welten

CEO Pat Gelsinger hielt das erste grosse Referat an der VMworld 2016, die 10'000 Besucher anzog. Seine These: Jedes Business muss heute digital sein, um zu überleben. IDC stufe aber nur 20 Prozent aller Unternehmen als digitale Leader ein. Der Marktforscher meint damit Firmen, die ihr Geschäft auf mobilen Clouds aufbauen und so die Regeln der Märkte umschreiben.

2006 liefen laut VMware 98 Prozent aller IT-Workloads lokal. Heute seien es rund 73 Prozent. Der Rest verteile sich auf die Wolke: 15 Prozent auf Public Clouds, 12 Prozent auf Private Clouds. Gelsinger erwartet, dass die Cloud die traditionelle IT im Jahr 2021 überflügeln wird. Bis diese aber ganz verschwinde, werde es noch Jahrzehnte dauern. Und viele Firmen, die auf die Cloud setzen, werden ihre lokale IT parallel weiter nutzen. Das spielt VMware in die Hände: Das Unternehmen hat sich in Barcelona genau in der Mitte der beiden Welten positioniert.

Die nächste grosse Herausforderung

Es braucht also Technologien, die lokale IT und Cloud-IT verbinden und hybride Umgebungen ermöglichen. VMware soll genau diese anbieten. Das Unternehmen wandelt sich vom Virtualisierungsspezialisten zum Integrator. Die nächste Herausforderung der Branche seien Cross-Cloud-Architekturen, sagte Gelsinger. Es müsse nicht nur möglich sein, IT-Workloads in die Cloud und auf Wunsch wieder zurück zu verschieben, sondern auch über Clouds hinweg zu transferieren. Um das zu verwirklichen, kündigte VMware Updates seiner Software an.

VMware setzt auch auf den Mobile-Trend und das Internet der Dinge. Laut dem Unternehmen gab es 2006 etwa 2,9 Milliarden PCs, Tablets und Smartphones. Bis 2021 sollen es 8,7 Milliarden sein. Noch grösser werde das Internet der Dinge: 2021 sollen 18 Milliarden Geräte miteinander vernetzt sein. Und VMware profitiert davon, dass viele auf Clouds zugreifen.

Partnerschaft mit Amazon

VMware betonte am ersten Tag der VMworld seine Partnerschaft mit Amazon. CEO Pat Gelsinger schloss eine solche vor drei Jahren noch kategorisch aus. Nun zeigte er sich gemeinsam mit Mike Clayville, Vice President von Amazon Web Services, auf der grossen Bühne. Die Kooperation bringt einige Vorteile: AWS und VMware arbeiten jetzt zusammen, VMware-Kunden finden einen einfachen Weg in die Amazon-Cloud, und viele IT-Workloads können nun effizenter und kostengünstiger in der Wolke laufen.

Wie die Migration genau funktioniert, demonstrierte VMware auf der Bühne. Natürlich am Beispiel einer hybriden Cloud: Die AWS-Session lief in Irland, die Private Cloud in Denver, und der vSphere Client zeigte in einer konsolidierten Ansicht beide an. Die Workloads liessen sich mit wenigen Klicks zwischen den Clouds verschieben, wofür VMware sein Produkt vMotion erweiterte. Sämtliche Policys sollen dabei automatisch übernommen werden.

Integration statt Silos

"Die Kunden haben von uns verlangt, dass wir mit AWS zusammenarbeien", sagt Marcel Panholzer, Senior Manager Systems Engineering ALPS bei VMware, im Gespräch mit der Redaktion. "Viele nutzten bereits Technologien beider Unternehmen und forderten, dass sie besser miteinander funktionieren." Anstatt ein VMware- und ein AWS-Silo gebe es nun eine integrierte Lösung. Panholzer weist zudem darauf hin, dass Amazon für das Angebot eigene Bare-Metal-Hardware verwende. Das bedeutet, dass der Hypvervisor auf einer dedizierten Hardware als Single-Tenant-Server und nicht in geteilten Host-Umgebungen läuft.

Es soll zudem möglich sein, Workloads und Speicher unter verschiedenen Clustern oder etwa über Amazon S3 dynamisch auszubalancieren. Wer seine VMware-Workloads in die AWS Cloud verschiebt, soll zudem auf alle rund 70 AWS-Dienste zugreifen können. Die Lösung soll bis Mitte 2017 verfügbar sein.

Herausforderung Cross Clouds

Was aber bietet VMware für Workloads an, die bereits nativ in der AWS Cloud laufen? Oder in den Clouds von Microsoft, IBM und Google? Laut Guido Appenzeller, Chief Technology Strategy Officer von VMware, sollen auch diese bald mit VMware-Technologien einfach migrierbar sein. Das Unternehme wird dafür die Cross Cloud Services einführen, die VMware in einer Tech-Preview vorstellte. VMware Cross Cloud Services ist eine Software-as-Service-App, die einzelne Instanzen bei unterschiedlichen Cloud-Anbietern auflistet. So lässt sich zum Beispiel anzeigen, wie hoch die Kosten für eine Instanz sind, in welcher Cloud sie läuft, und wie sie genau entstehen.

VMware demonstrierte zudem, wie Administratoren die Funktionen eines typischen Netwerks über einen NSX-Gateway in der Cloud verwalten können. So ist es etwa möglich, den Traffic zu verschlüsseln, Firewall-Regeln zu erstellen oder Ports zu sperren. Die Einstellungen lassen sich über eine App in der Cloud ändern, also als Software-as-a-Service. Auch Datenbanken können repliziert und in einer Public Cloud abgebildet werden.

Die VMware Cross Cloud Services gibt es allerdings erst in einer Tech-Preview. VMware will sie in der ersten Hälfte des neuen Jahres verfügbar machen.

Webcode
NW171629