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Was Schweizer CIOs dieses Jahr beschäftigt

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Die Redaktion hat Informatikentscheider in der Deutsch- und Westschweiz zu ihren Prioritäten für 2018 befragt. Die meisten IT-Budgets bleiben konstant oder steigen. APIs, Microservices und Container liegen im Trend.

(Source: treety / iStock.com)
(Source: treety / iStock.com)

Welche Technologien sind für Unternehmen wichtig? Wo liegen die Prioritäten der CIOs? Und für welche Veränderungen müssen die Informatikleiter gewappnet sein? Um diese Fragen zu beantworten, erkundigten sich die «Netzwoche» und ihr Westschweizer Schwestermagazin «ICTjournal» bei Schweizer CIOs zu deren Prioritäten für 2018.

Die Redaktion führte die Umfrage zwischen Dezember 2017 und Januar 2018 mit dem Onlinetool Surveymonkey durch. Es nahmen 25 Informatikentscheider teil. Letztes Jahr hatte die Redaktion Antworten von 22 CIOs erhalten.

IT-Budgets sinken kaum

Letztes Jahr gaben rund 59 Prozent der CIOs an, dass sie 2017 etwa ein gleich hohes IT-Budget hätten wie 2016. 27 Prozent der Befragten hatten damals mehr Geld zur Verfügung als im Vorjahr, 14 Prozent hatten weniger.

In der aktuellen Umfrage sieht es ähnlich aus (siehe Grafik 1). 48 Prozent der Befragten müssen mit gleich hohen IT-Budgets wie letztes Jahr auskommen. Rund 16 Prozent können auf weniger Geld zurückgreifen, die rest­lichen 36 Prozent dürfen sich über eine Erhöhung des IT-Budgets freuen.

Grafik 1 (Source: Netzmedien)

Top-Prioritäten für 2018

Welche Themen haben dieses Jahr bei den CIOs die allerhöchste Priorität? 9 CIOs gaben an, 2018 unbedingt ihre Digitalstrategie stärken zu wollen, um gewappnet für die Zukunft zu sein. 6 fokussieren auf Mobile-Apps, 5 wollen vor allem das Risk und Security Management stärken (siehe Grafik 2).

Folgende Themen und Aktivitäten haben eine hohe Priorität: Mobile-Apps (17), Geschäftserfolg durch IT herbeiführen (16), die Digitalstrategie stärken (14) und die IT-Skills mit Investitionen in Know-how und Personal fördern (14). Je 12 CIOs gaben an, 2018 die Verbesserung der Customer Experience, der internen Kommunikation und der Zusammenarbeit mit hoher Priorität zu behandeln.

Grafik 2 (Source: Netzmedien)

Mobile-Apps bleiben beliebt

Die Redaktion fragte, wer welche Technologien wie stark nutzt (siehe Grafik 3). Letztes Jahr waren Mobile-Apps beliebt: 13 Unternehmen setzten sie ein, 4 rollten sie gerade aus und 4 ­beobachteten die Entwicklungen im Markt. Niemand gab damals an, sich nicht für Mobile-Apps zu interessieren.

Auch dieses Jahr sagten 13 CIOs, dass ihre Firma Mobile-Apps nutze. 3 rollen sie gerade aus, 1 macht eine Pilotphase und 5 beobachten den Markt. Nur 3 Informatikentscheider sind nicht interessiert an Mobile-Apps.

Grafik 3 (Source: Netzmedien)

Container sind in, Wearables out

Einiges fällt dieses Jahr besonders auf: 9 CIOs gaben an, Technologien für APIs, Microservices und Container auszurollen; 8 Unternehmen experimentieren mit Advanced Analytics und Big Data; 16 sondieren den Markt für künstliche Intelligenz und Machine Learning.

12 CIOs zeigen kein Interesse an Wearables und neuen Interfaces, 10 warten ab und analysieren den Markt. Scharf beobachtet werden die Themen Software-defined Infrastructure (15), Blockchain (15), Platform-as-a-Service (12) und Robotic Process Automation (11).

Nichts ist wichtiger als die Endkunden

Wie bedeutsam ist die Beziehung mit den externen Stakeholdern und wie entwickelt sie sich? Die Antworten auf diese Frage (siehe Grafik 4) ergaben ein eindeutiges Bild: 17 von 25 CIOs (68 Prozent) gaben an, dass die Beziehung zu den Endkunden am allerwichtigsten sei. Weitere 20 Prozent stuften sie als sehr wichtig ein. 10 IT-Entscheider bewerteten das Verhältnis zu den Aufsichtsbehörden als sehr wichtig.

Wichtig sind die Beziehungen mit anderen CIOs (13) und Consultants (12). Für 9 der Befragten haben Lieferanten die höchste Priorität, für weitere 12 sind sie sehr ­wichtig. CIOs finden ihre Beziehung zu den Shareholdern unwichtig, 7 das Verhältnis zu den Analysten.

13 der Befragten gaben an, dass ihre Beziehung zu den Endkunden wichtiger geworden sei. 8 IT-Entscheider sagen das Gleiche über die Aufsichtsbehörden. Je 4 der CIOs sind der Meinung, dass ihre Beziehung zu den Lieferanten, zu ihren Berufskollegen und zu den Shareholdern an Wichtigkeit gewonnen habe.

Der Grossteil der Befragten gab allerdings an, dass sich ihr Verhältnis zu den Stakeholdern nicht verändert habe. 22 CIOs erkennen keine Veränderung in der Beziehung zu Analysten. Je 21 bezeichnen ihre Beziehung zu anderen CIOs und Consultants als stabil, je 20 sagen das Gleiche über die Lieferanten und Shareholder.

Grafik 4 (Source: Netzmedien)

Agilität ist zentral

Welche Faktoren befeuern die digitale Transformation von Unternehmen? Auch diese Frage stellte die Redaktion den CIOs, wobei mehrere Antworten erlaubt waren (siehe Grafik 5).

15 der 25 Befragten (60 Prozent) gaben an, dass ihr Umfeld eine höhere Agilität erfordere. 12 sagten, dass neue Technologien die digitale Transformation vorantreiben würden. 10 IT-Entscheider stellten fest, dass ihre Mitarbeiter neue Wege für Kollaboration und Zusammenarbeit forderten.

Weitere 10 CIOs konstatierten, dass sich ihr Unternehmen mit der Digitalisierung beschäftigen müsse, um ehrgeizige Wachstumsziele zu erreichen. Weniger wichtig ist das Streben nach höheren Gewinnmargen. Nur 12 Prozent aller Umfrageteilnehmer klickten auf diese Option.

Grafik 5 (Source: Netzmedien)

Neue Geschäftsmodelle stehen im Fokus

Die Redaktion fragte die CIOs auch, was zur digitalen Transformation eines Unternehmens zählt und was nicht (siehe Grafik 6). 72 Prozent der Befragten nannten auf diese Frage die Einführung neuer digitaler Geschäftsmodelle.

Je 15 der IT-Entscheider klickten auf folgende drei Optionen: Die Veränderung der Unternehmenskultur und Arbeitsweise, der Einsatz von SMAC-Technologien (Social, Mobile, Analytics, Cloud) und eine höhere Agilität und schnellere Reaktion auf Veränderungen des Umfelds. 14 CIOs gaben an, dass die digitale Transformation dazu führe, dass sie intensiver mit Kundendaten arbeiteten. Bei der Frage standen mehrere Antwortmöglichkeiten zur Verfügung. Einige Optionen wurden von weniger als der Hälfte der IT-Entscheider angeklickt. Für 12 der Befragten (48 Prozent) heisst digitale Transformation, einen starken Fokus auf Kundenerlebnisse zu legen. Je 40 Prozent sagten, dass Management-Entscheidungen immer öfters auf Daten und Algorithmen basierten. Ebenfalls 40 Prozent gaben an, dass das Marketing immer digitaler werde.

Nur 5 CIOs sind der Meinung, dass die digitale Transformation dazu führe, dass ihr Unternehmen die gleichen Tools wie Start-ups nutze. Auch auf den Punkt «Softwarization von physischen Gütern» (Shops, Objekte etc.) klickten nur 5 der Befragten.

Grafik 6 (Source: Netzmedien)

Unternehmen müssen sich wandeln

Die CIOs beantworteten zudem die Frage, wie die digitale Transformation ihr Unternehmen beeinflusst (siehe Grafik 7). Drei Optionen erhielten je 12 Antworten: Sie beschleunigt die Auslieferung neuer Funktionen (Devops, Agile, Automatisierung), sie verstärkt die Nutzung von IT-as-a-Service (Cloud und Managed Services), sie schafft innovativere Prozesse (Design Thinking, Incubation).

10 der Befragten gaben an, dass die Digitalisierung dazu führe, dass sie sich im Unternehmen intensiver mit neuen Technologien auseinandersetzten. Weitere 10 sagten, dass die digitale Transformation den Bedarf an externen Partnern (Suppliers, Consultants) erhöhe, die neue Fähigkeiten und Skills ins Unternehmen einbringen könnten.

Nur 36 Prozent oder 9 der Befragten konstatierten, dass die IT und das Marketing näher zusammenwachsen würden. Ebenfalls 36 Prozent waren der Meinung, dass sie nun näher mit dem CEO zusammenarbeiteten. Je 7 der befragten Informatikentscheider klickten auf folgende zwei Optionen: Die digitale Transformation führt zu neuer und schneller agierenden Organisationen (Lab, Innovation Cluster, Incubator) und sie vertieft die Partnerschaften mit Start-ups und Forschungseinrichtungen.

Erstaunlicherweise gaben nur 6 CIOs an, dass die digitale Transformation die Art und Weise verändere, wie ihr Unternehmen Personal rekrutiere. Nur auf eine Antwort­option gab es noch weniger Klicks. Gerade mal 5 CIOs sind der Meinung, dass die Digitalisierung zur Schaffung neuer Budget-Prozesse motiviere.

Grafik 7 (Source: Netzmedien)

Angst vor Veränderung

Am Schluss der Umfrage konnten sich die IT-Entscheider offen äussern, wobei es interessante Rückmeldungen gab. «Wir haben nicht genug Leute, um unser Geschäft zu transformieren», lautete eine Wortmeldung. «Es ist schwierig, dem Management verständlich zu machen, dass wir wohl Marktanteile verlieren werden, wenn wir uns nicht ändern», schrieb ein CIO. Eine weitere Wortmeldung war fast identisch: «Unser Management hat Angst vor Veränderung. Es ist eine Herausforderung, den Leuten beizubringen, dass unser Business von neuen Geschäftsmodellen überrannt wird, wenn sich die Menschen im Unternehmen nicht ändern.»

Die IT-Entscheider kämpfen auch mit den neuen Technologien. «Sie sind oft extrem teuer. Es ist darum wichtig, gut zu verhandeln. Mit Start-ups zusammenzuarbeiten, ist eine gute Alternative», sagte ein CIO. Auch mit den Partnern ist es nicht immer einfach. «Wenn Unternehmen einfach verschwinden, wie damals die Veltigroup, verursacht das Probleme», lautete eine Wortmeldung. «Es ist schwierig, sicherzustellen, dass es den Partnern auch in Zukunft gutgeht», sagte ein anderer CIO.

Die Umfrage zeigt, dass die digitale Transformation für viele Unternehmen und Informatikentscheider eine grosse Herausforderung ist. Das wird sich auch im neuen Jahr nicht so schnell ändern.

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