Nexxiot-CEO im Interview

So hilft IoT in der Logistik

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Technologien wie das Internet of Things (IoT) halten für die Logistik viele Versprechungen bereit. Dabei gehen die Einsatzmöglichkeiten weit über die digitalisierte Inventur hinaus. Wie IoT Logistikunternehmen und ihren Kunden nützt und wie man beim Einsatz der Technologie die Cybersicherheit sicherstellt, erklärt Stefan Kalmund, CEO von Nexxiot.

Stefan Kalmund, CEO von Nexxiot. (Source: zVg)
Stefan Kalmund, CEO von Nexxiot. (Source: zVg)

IoT in der Logistik – ist damit die digitalisierte Inventur gemeint?

Stefan Kalmund: Weit mehr als das! Digitale Prozesse in Lagerhäusern oder Distributionszentren stellen nur einen winzigen Teil aller Warenbewegungen und Logistikdienstleistungen weltweit dar. Der Begriff Internet of Things in der Logistik beschreibt oft Hardware wie Sensoren und Gateways für die Kommunikation wichtiger Frachtdaten. Aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt des Gesamtbildes. Wir betrachten IoT-Devices als Türöffner. Sie überwachen die Bewegung von Transportmitteln und Fracht über die gesamte Lieferkette hinweg – in Echtzeit, vom Warenhaus bis zum Endverbraucher. Das Bündeln solcher Daten ist allerdings erst der Anfang. Richtig interessant wird es, diese im Sinne des Trade-Tech-Ansatzes zu nutzen, um den globalen Handel zuverlässiger zu gestalten. Dazu sammeln wir relevante Prozessdaten und verarbeiten sie mithilfe leistungsstarker Algorithmen, künstlicher Intelligenz und Machine Learning. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können helfen, die Prozesse entlang der Lieferkette nicht nur zu verbessern, sondern zu revolutionieren.

Wie sieht das in der Praxis aus?

Die Daten aus der Überwachung von Transportmitteln wie Schiffscontainern, Eisenbahnwaggons, Tankcontainern und Lastwagen werden mit der von ihnen beförderten Fracht verknüpft. Diese Kombination von IoT und cloudbasierter Datenanalyse ermöglicht eine maximale Transparenz, von der alle Beteiligten profitieren. Diese Transparenz sorgt für mehr Vertrauen und unterstützt die Automatisierung von Schlüsselprozessen in der Logistik. Davon profitieren die Frachtqualität, Flottenauslastung, Transporteffizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Die Anwendungsgebiete sind dabei vielfältig, besonders dann, wenn die Erkenntnisse mit dem gesamten Transportökosystem geteilt werden und jeder Akteur seine Schlüsse daraus ziehen kann.

Welche Anforderungen bestehen an IoT-Geräte für den Einsatz in der Logistik?

Entscheidend ist die Frage, wie man aus den gewonnenen Daten tatsächlich einen Mehrwert gewinnt. Dafür ist eine enge Zusammenarbeit mit den Kunden nötig. Natürlich müssen die IoT-Geräte autark und langlebig sein und dürfen nach der Installation keine kostspielige, aufwändige Wartung benötigen. Ausserdem müssen die intelligenten Devices über die gesamte Nutzungsdauer hinweg Daten erfassen und übertragen können. Ein grosses Thema ist ausserdem die Zukunftssicherheit der Geräte, damit sie mit dem rasanten technologischen Fortschritt Schritt halten und auch bei neuen Kommunikationsprotokollen lange und zuverlässig funktionieren. Auch ein einfacher Installationsprozess muss gegeben sein, um die Standzeiten der Transportmittel zu minimieren. Diese bewegen sich zeitweise in rauen Umgebungen. Die Gateway-Geräte müssen also entsprechend robust und auf einen langen Betrieb ausgelegt sein. Wo Gefahrgüter ins Spiel kommen, ist der Explosionsschutz ebenfalls ein Thema. Alle Geräte müssen daher eigensicher und entsprechend zertifiziert sein. Hinzu kommt, dass sie ihre Daten zu jeder Zeit selbst aus den entlegensten Orten dieser Erde senden müssen. Letztlich muss diese IoT-Hardware zu einem Preis erhältlich sein, bei dem es wirtschaftlich sinnvoll ist, die gesamte Transportflotte auszurüsten, denn nur so lassen sich die Vorteile grösserer Transparenz nutzen.

Wie wirkt sich der Einsatz von IoT auf die Cybersicherheit in der Logistik aus?

Das Cybersicherheitsrisiko lässt sich durch ein dezentrales System reduzieren, das sich auf die Daten der Transportobjekte sowie der Ladung selbst stützt. Suboptimal wäre ein einziges, zentrales Verzeichnis sensibler Daten, wie es heute bei vielen älteren Logistikmanagementsystemen der Fall ist. Ausserdem sollten höchste Standards für Verschlüsselung, Anti-Spoofing sowie zertifizierte Testverfahren zum Einsatz kommen.

Wie kann man diesem Risiko als Logistikunternehmen oder als Kunde begegnen?

Theoretisch kann jedes System angegriffen werden, aber durch die Wahl des richtigen Partners in Verbindung mit den bestmöglichen Verschlüsselungsmethoden und Risikomanagementansätzen können die Vorteile des IoT genutzt werden, ohne dass zusätzliche Risiken entstehen. Wir raten unseren Kunden und der gesamten Logistikbranche, auf moderne Technologien zu setzen und einen Partner an Bord zu holen, der umfassende und integrierte Lösungen anbietet. Darüber hinaus muss das Thema Cybersecurity ganzheitlich und qualitätsorientiert über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg adressiert werden. Von Sensoren über Gateways, Konnektivität, Geräte- und Datenmanagement bis hin zu Trade-Tech-Analysen und der Automatisierung von Geschäftsprozessen ist ein gemeinsamer strategischer Ansatz für Cybersicherheit nötig.

Welche Vorteile hat IoT für Logistikfirmen und ihre Kunden?

Allgemein gesprochen bringt die IoT-gestützte Transparenz entlang der Lieferkette Vorteile in Bezug auf betriebliche Effizienz, gesteigertes Vertrauen zwischen den Akteuren und ein Mehr an Nachhaltigkeit. Das bedeutet, dass Flottenbetreiber den Einsatz ihrer Assets optimieren und Frachteigentümer die Qualität, Herkunft und Nachhaltigkeit ihrer Produkte optimieren können. Ihre Lieferketten sind effizienter und besser vorhersehbar, wenn sie die richtigen Daten zur Hand haben. Es gibt ein breites Gebiet von Anwendungsfällen und Geschäftsprozessen, die sich automatisieren lassen. Verladern und Frachteigentümern werden neue Dienstleistungen angeboten, etwa dynamische Ankunftszeitprognosen (ETA), intelligente Verträge, Überwachung der Frachtqualität, flexible Routenplanung, Verbesserungen bei Versicherung und Finanzierung, Zuordnung von Schadensfällen und die Nutzung von multimodalen Dienstleistungen. Ob Spediteure, Terminals, Frachteigentümer oder Endkunden – jeder Akteur in der Transport- und Wertschöpfungskette kann seine Effizienz verbessern, wenn er Zugang zu den benötigten Daten hat.

Was bringt IoT bei der Überwachung von Gütern auf längeren Transportwegen?

Lange Transportwege erhöhen tendenziell die Komplexität, da man sich stärker auf Dienstleistungen Dritter verlassen muss. Zudem besteht ein grösseres Risiko in Bezug auf Diebstahl, Beschädigungen und Beeinträchtigung der Frachtqualität. Auf längeren Strecken hat man es ausserdem mit verschiedenen Kontrollen, Regularien und Zertifizierungen zu tun, die sehr länderspezifisch sein können. Daher erfordert der Transport über weite Distanzen auch automatisierte Prozesse, insbesondere, wenn Eingriffe von aussen durch unklare Verantwortlichkeiten schwieriger zu realisieren sind. Die Flexibilität innerhalb der Lieferkette steht und fällt mit der Transparenz. Auf längeren Strecken hilft diese, Risiken zu bewältigen und sicherzustellen, dass im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen getroffen werden können – für einen durchgehenden Warenfluss und zufriedene Kunden.

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