Nachgefragt bei Gérald Vernez

Update: So begründet der Digivolution-Präsident die Absage des Swiss Cyberhub

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von René Jaun und lha; jor

Im Oktober 2023 hätte in Freiburg die erste Ausgabe des Swiss Cyberhub über die Bühne gehen sollen. Nun verwirft die Stiftung Digivolution die entsprechenden Pläne aber und kündet eine Neuausrichtung an. Man habe zu lange keine umfassende Risikoanalyse gemacht, räumt der Stiftungspräsident auf Anfrage ein.

(Source: Markus Winkler / Pixabay)
(Source: Markus Winkler / Pixabay)

Update von 25.4.2023: Ende März erst hat Digivolution erste Eckpunkte zum geplanten Cybersecurity-Event Swiss Cyberhub in Freiburg veröffentlicht – jetzt gibt die Stiftung die Streichung der Veranstaltung bekannt. Auf Anfrage begründet Gérald Vernez, Präsident der Stiftung, den plötzlichen Richtungswechsel. Man habe in den letzten Monaten keine umfassende Risikoanalyse gemacht, räumt er ein und spricht von einem klaren Fehler.

"Die jüngsten Entwicklungen, unter anderem der Finanzkrise und der sozialen Krise in Europa, waren bis dahin nicht berücksichtigt worden. Die vollständige Analyse zeigt eine hohe Wahrscheinlichkeit mit einem negativen Trend über 6-9 Monate", schreibt Vernez. Damit verbunden seien ein finanzielles Risiko für Veranstalter und Aussteller und damit auch ein Reputationsrisiko für alle Beteiligten.

In der Ankündigung der Neuausrichtung erwähnt die Stiftung auch die unlängst verabschiedete Nationale Cyberstrategie. Diese, erklärt Vernez, befürworte die Absicht der Dezentralisierung; und das Konzept des Swiss Cyberhub habe dieser Absicht nicht mehr ausreichend entsprochen. Er ergänzt: "Das Thema und die gewünschte Resilienz erfordert zu Recht keine grossen und unübersichtlichen Grossveranstaltungen, sondern eine gezielte und regionale Präsenz über das ganze Jahr."

Auf die Frage, ob die Absage des Events im Oktober personelle Konsequenzen habe, winkt Vernez ab: "Glücklicherweise haben wir diese Entscheidung getroffen, bevor wir uns zu sehr engagiert haben, sodass es für uns keine grösseren Konsequenzen und für unsere Partner keine Auswirkungen hat." Natürlich sei ein Teil der geleisteten Arbeit obsolet, aber "wir haben auch viel an Erfahrung gewonnen, die in die Neuausrichtung des Projekts einfliessen wird. Sie wird mit demselben Team durchgeführt, das in dieser ersten Phase stärker denn je zusammengewachsen ist."

Originalmeldung vom 24.4.2023: Digivolution sagt Swiss-Cyberhub-Event vorerst ab

Unter dem Namen Swiss Cyberhub hätte am 12. und 13. Oktober 2023 im Forum Fribourg ein neuer Cybersecurity-Event stattfinden sollen. Doch daraus wird nichts, wie einer Mitteilung der Veranstalterin, der Stiftung Digivolution, zu entnehmen ist. Darin gibt sie bekannt, der Anlass vom 12. und 13. Oktober in Freiburg werde "gestrichen, neu konzipiert und in einem neuen Format realisiert". Auch die für den 11. Oktober 2023 geplanten Workshops würden neu organisiert.

"Noch vor knapp drei Wochen haben wir das Programm und die Leitthemen des Swiss Cyberhub 23 mit Enthusiasmus bekannt gegeben", lässt sich Digivolution-Präsident Gérald Vernez in der Mitteilung zitieren. "Die allgemeine Entwicklung der letzten Wochen veranlasste uns nun, eine gründliche Überprüfung vorzunehmen und uns näher an den Zielen der Stiftung auszurichten, anstatt uns auf grosse, einmalige Veranstaltungen zu konzentrieren."

Als Stiftung messe und analysiere man holistisch die globale und nationale Cybersecurity-Entwicklung und berate Entscheidungsträger in Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Bildung und Forschung, sagt Vernez weiter.

Polykrise und Event-Overkill

In der Mitteilung nennt die Stiftung drei Faktoren, die sie zum Umdenken bewog: "Eine gründliche Einschätzung der Bedürfnisse der Schweizer Akteure vor den Herausforderungen des digitalen Wandels, die zunehmende Entwicklung zu einer Polykrise sowie die inflationäre Durchführung von Cyberveranstaltungen im Herbst." So finden etwa am 20. und 21. September die diesjährigen Swiss Cyber Security Days statt – allerdings nicht wie bislang in Freiburg, sondern in Bern, wie Sie hier lesen können.

Mit dem Begriff Polykrise bezieht sich Digivolution auf die Spannungen in den Bereichen Geopolitik, Finanzen, Energie, Gesellschaft und Wirtschaft, die sich laufend vervielfachten, wie sie in der Mitteilung ausführt. In solch einer Polykrise seien Prognosen auf sechs Monate hinaus wenig aussagekräftig und sogar riskant.

Zu den künftigen Plänen des Swiss Cyberhub schreibt Digivolution, das überarbeitete Projekt solle "näher an die Unternehmen und die Menschen in der ganzen Schweiz heranrücken und die bereits begonnenen kontinuierlichen Bemühungen mit dedizierten Veranstaltungen über das ganze Jahr hinweg verstärken." Ziel der Veranstalter sei es, das neue Konzept bis zu den Sommerferien bekanntzugeben.

Anlässlich der Swiss Cyber Security Days 2022 kündigte Digivolution eine Wissensplattform namens DV-Net an. Sie richtet sich an Entscheiderinnen sowie Entscheider und soll über Abos abrufbar sein. Mehr darüber lesen Sie hier.

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