Digitale Souveränität

Lateinische Kantone spannen für "souveräne Cloud" zusammen

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von Rodolphe Koller und Übersetzung: Joël Orizet

Die Digitalchefs der lateinischen Kantone wollen das Thema "digitale Souveränität" gemeinsam vorantreiben. In der heiklen Frage nach einer "souveränen Cloud" setzen sie auf die Zusammenarbeit mit dem Bund und dessen Projekt der Swiss Government Cloud.

(Source: Fotolia / Adobe)
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Die Westschweizer Kantone und das Tessin wollen gemeinsam für ihre digitale Souveränität einstehen. An der Conférence latine des directrices et directeurs cantonaux du numérique (CLDN) haben die Digitalisierungsverantwortlichen der lateinischen Kantone beschlossen, Partnerschaften zwischen der öffentlichen Hand und privaten Anbietern auszubauen. Dies, um entsprechende Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln, Kontrollmöglichkeiten auszubauen und Risiken zu reduzieren. Ebenfalls auf der Agenda stand die Stärkung der Ausbildung und des digitalen Vertrauens. 

Die Kantone einigten sich auch auf eine Definition der digitalen Souveränität. Man verstehe darunter "die Fähigkeit der Behörden, ihre strategische Autonomie zu wahren, das heisst die Fähigkeit, materielle und immaterielle Güter und digitale Dienstleistungen, die sich auf Wirtschaft, Gesellschaft und Demokratie auswirken, selbstständig nutzen und kontrollieren zu können". Anlass zur Diskussion gab der Cloud-Vertrag zwischen dem Bund und ausländischen Public-Cloud-Anbietern, der insbesondere in der Romandie auf Kritik stiess. 

Beteiligung an der Swiss Government Cloud 

Statt ein eigenes Projekt zu entwickeln, möchten die lateinischen Kantone ihre Zusammenarbeit mit dem Bund in diesem Bereich verstärken und sich aktiv an der Entwicklung und Umsetzung seiner "Swiss Government Cloud" beteiligen. Dabei würde es sich um eine Cloud handeln, die speziell für die sensibelsten Daten der Verwaltung bestimmt ist und vollständig vom Bund in seinen Rechenzentren betrieben wird. Ein Projekt, das der "bundeseigenen Private-Cloud" ähnelt, welche die Bundesverwaltung bereits im vergangenen Herbst ins Gespräch gebracht hatte.

Souveräne Cloud: Es ist kompliziert

Die lateinischen Kantone publizierten zudem drei von ihnen in Auftrag gegebene Studien zur digitalen Souveränität und zur souveränen Cloud. Untersucht wurden ethische, rechtliche und technische Aspekte. 

Aus der von Eraneos erstellten Studie geht hervor, dass man bei der digitalen Souveränität den gesamten Lebenszyklus der Systeme und ihre Vielfalt berücksichtigen müsse (Speicherung ist nicht dasselbe wie DeepL) und dass alles eine Frage der Abstufung sei, man also nie vollständig souverän sein könne. Folglich gehe es in erster Linie um eine Interessenabwägung: Mehr Souveränität führe unweigerlich zu mehr Komplexität und umgekehrt, ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf Kosten und Sicherheit. Um von Fall zu Fall entscheiden zu können, sei es deswegen ratsam, die Daten und die entsprechenden Anforderungen im Vorfeld zu klassifizieren. 

Übrigens: Welche Rolle hiesigen Providern im Rahmen des Public-Cloud-Projekts des Bundes zukommt und wie sich die unlängst eingereichte Motion zur Swiss Cloud darauf auswirken würde, erklärt Daniel Markwalder, Leiter des Bereichs Digitale Transformation und IKT-Lenkung der Bundeskanzlei, im Interview.

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