Start-up von Elon Musk

Neuralink implantiert Gehirnchip erstmals einem Menschen

Uhr
von Joël Orizet und msc

Das BCI-Start-up Neuralink hat sein Neuro-Implantat erstmals einem Menschen eingesetzt. Firmengründer Elon Musk spricht von vielversprechenden Ergebnissen. Die Vision: Patienten mit Querschnittslähmung sollen in der Lage sein, Computer mit Gedanken zu steuern.

Neuralink hat sein münzgrosses Gehirn-Implantat erstmals bei einem Menschen eingesetzt. (Source: neuralink.com)
Neuralink hat sein münzgrosses Gehirn-Implantat erstmals bei einem Menschen eingesetzt. (Source: neuralink.com)

Neuralink, das auf Brain Computer Interfaces (BCI) spezialisierte Start-up von Elon Musk, hat seinen drahtlosen Gehirn-Computerchip erstmals einem Menschen implantiert. Der Patient erhole sich nach dem Eingriff am Sonntag gut, schreibt Elon Musk auf seinem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). Erste Ergebnisse würden eine vielversprechende Erkennung neuronaler Aktivitäten zeigen. 

Das erste Produkt von Neuralink heisst demnach Telepathy. Die Idee dahinter: Nutzende, insbesondere Menschen mit Tetraplegie, Alzheimer oder anderen neurologischen Erkrankungen, sollen Smartphones, Computer und andere elektronische Geräte über Gedanken steuern können. "Stellen Sie sich vor, Stephen Hawking hätte schneller kommunizieren können als eine Schnellschreiberin oder ein Auktionator - das ist das Ziel", twitterte Musk. 

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte dem Unternehmen im vergangenen Mai die Erlaubnis erteilt, das Implantat im Rahmen einer klinischen Studie bei Menschen einzusetzen. Zuvor war die Technologie an Affen getestet worden. 

Das aktuelle Neuralink-Implantat ist ungefähr so gross wie eine Münze und hat 1024 Elektroden. Ein von Neuralink selbst entwickelter Chirurgie-Roboter soll die Implantate in die Gehirne der Versuchspersonen einpflanzen. 

Laufzeit: sechs Jahre; Probandenzahl: unbekannt

Die Studie soll etwa sechs Jahre dauern, wobei für die klinische Phase pro Testperson ungefähr 18 Monate vorgesehen sind. Innerhalb von weiteren fünf Jahren würden Langzeiteffekte überprüft, heisst es in einer Broschüre (PDF) zur Studie. 

Wie viele Probanden an den Versuchen teilnehmen, ist noch unklar - weder Neuralink noch die FDA haben sich bislang dazu geäussert. Auf seiner Website teilt das BCI-Start-up allerdings mit, man sei offen für weitere Teilnehmende. Gesucht sind demnach insbesondere Menschen, die aufgrund einer Verletzung der Halswirbelsäule oder einer amyotrophen Lateralsklerose (ALS) nicht oder nur eingeschränkt in der Lage sind, beide Hände zu benutzen. 

Neuralink ist allerdings längst nicht das einzige Unternehmen, das an einem Gehirnchip arbeitet. Ähnliche Ziele verfolgen beispielsweise die Unternehmen Synchron und Precision Neuroscience. Letzteres entwickelte einen ebenfalls mit 1024 Elektroden ausgestatteten Gehirnchip, der jedoch wesentlich kleiner sein soll als jener von Neuralink - angeblich ist er sogar fünfmal dünner als ein menschliches Haar. 

Die Grundlagenforschung zu BCI hat in den vergangenen Jahrzehnten eindrückliche Fortschritte erzielt, ist aber nach wie vor vergleichsweise jung. Dementsprechend hat die Technik ihre Grenzen - das betrifft sowohl invasive Gehirn-Implantate wie auch nicht-invasive BCI, die mit Elektrodenkappen respektive Elektroenzephalografie-Messungen arbeiten. Mehr über die Funktionsweise und Limitierungen solcher Gehirn-Computer-Schnittstellen erfahren Sie übrigens im Beitrag von Roger Gassert, Professor für Rehabilitationstechnik an der ETH Zürich: "Wenn Gehirn und Computer zusammenspannen"

Webcode
RP53crjr