Informations- und Medienmanagement

"Explosion der Informationstechnologie etwas enttäuschend"

Uhr | Aktualisiert

Der Einsatz von digitalen Kommunikationsmitteln hat in europäischen Unternehmen laut einer von Canon in Auftrag gegebenen Studie im Vergleich zu vor fünf Jahren stark zugenommen. Die Schweiz schneidet im Bericht besonders gut ab - Videokonferenzen sind hierzulande aber weniger beliebt.

Experte der Arbeitswelt: Der Brite Graeme Codrington.
Experte der Arbeitswelt: Der Brite Graeme Codrington.

Canon hat in Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsberater Accenture "Canon Consultancy Services" lanciert. Das Angebot soll Unternehmen bei der Verwaltung von Informationen und Medien in diversen Kommunikationskanälen helfen.

Dafür legte Canon eine europaweiten Arbeitsplatzstudie zum Thema "Technology’s Role in Evolving Business Relationships" vor, die zeigen will, wie Unternehmen mit ihren Kunden kommunizieren. Die Autoren wollten herausfinden, wie sich Trends und Gewohnheiten in den letzten fünf Jahren verändert und welchen Einfluss diese Entwicklung auf die Beziehungen in der Arbeitswelt haben.

Im Auftrag von Canon befragte ICM Unternehmen in Grossbritannien, der Schweiz, Finnland, Österreich, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Norwegen. Im Vergleich zu vor fünf Jahren lasse sich aus den Ergebnissen eine erhebliche Steigerung bei der digitalen Kommunikation feststellen.

E-Mail-Verkehr stagniert

Frankreich und die Niederlande zählen zu den Ländern, die sich gemäss Studie am langsamsten an die digitalen Kommunikationsverfahren anpassen. Lediglich 72 respektive 71 Prozent nutzen Online-Angebote mehr als vor fünf Jahren. Die Schweiz und Finnland teilen sich den Spitzenplatz mit 83 Prozent, gefolgt von Grossbritannien mit 82 Prozent.

8 von 10 Befragten arbeiten laut Studie mit Online-Plattformen wie Instant Messenger, sozialen E-Mail-Netzwerken, Online-Kooperationen und Videokonferenzen. Die traditionellen Arten der Kommunikation nehmen erwartugnsgemäss ab. 22 Prozent der Befragten führen weniger Telefongespräche vom Arbeitsplatz aus.

Die persönlichen Kontakte von Angesicht zu Angesicht nahmen laut Studie stark ab – in der Schweiz um 34 Prozent. Europaweit veranstalten 15 Prozent weniger entsprechende Besprechungen, 32 Prozent nehmen weniger an Mittagessen teil und 34 Prozent der Befragten verbringen weniger Zeit bei Konferenzen.

Für den E-Mail-Verkehr konstatiert die Studie Anzeichen, dass ein Sättigungspunkt erreicht werde: 35 Prozent gaben an, die E-Mail-Nutzung würde nicht weiter zunehmen. In einigen Fällen sei diese sogar gesunken.

Videokonferenzen in der Schweiz noch unpopulär

Genau die Hälfte der Befragten nutzen mittlerweile mehr die sozialen Netzwerke als Kommunikationskanäle und 25 Prozent arbeiten mehr mit Instant Messenger als vor 5 Jahren.

Um 24 Prozent erhöht habe sich in den letzten fünf Jahren der Einsatz von Arbeitsplatz-Kooperationsprogrammen wie Microsoft SharePoint und Huddle. Bereits 57 Prozent der befragten Unternehmen haben damit gearbeitet, um effizienter zu kommunizieren.

Nur ein Fünftel der Befragten nutzen jedoch die Videokonferenz. Fast die Hälfte gab an noch nie damit gearbeitet zu haben. Am meisten setzen die Briten die Videokonferenz ein (59 Prozent der Befragten), gefolgt von Frankreich mit 56 Prozent. Am geringsten ist die Nutzung laut Studie in Österreich (18 Prozent) und hierzulande mit 29 Prozent.

Webinare nutzen nur 13 Prozent der Befragten und 58 Prozent setzten dieses Medium noch nie ein. VoIP und Webinare sind am beliebtesten in Deutschland, wo 59 Prozent beziehungsweise 54 Prozent laut Studie mit diesen Technologien arbeiten.

Verwaltung des Datenzuwachses verlangsamt Geschäftsabläufe

"Jede neue Form der Kommunikationstechnologie wie Papier, Zeitungen oder PC hat immer die Zielsetzung gehabt, die menschlichen Kontakte effektiver zu gestalten. Angesichts dieser Vorgaben ist die Explosion der Informationstechnologie in den letzten beiden Jahrzehnten etwas enttäuschend verlaufen", kommentiert Graeme Codrington, Autor der Studie. "Es werden mehr Daten als je zuvor übertragen und dennoch hat man den Eindruck, als wären unsere menschlichen Verbindungen weniger gehaltvoll, weniger befriedigend und weniger bedeutend geworden. Das kann man nicht der Technologie anlasten. Das Problem ist unsere Unfähigkeit, uns schnell an neue Verfahren, neue Möglichkeiten und neue Arten der Kommunikation anzupassen."

Gary Horsfall, Head of Consultancy Services von Canon Europe, meint dazu: "Bei einem Vergleich der heutigen Geschäftswelt mit der vor fünf Jahren stellt man fest, dass sich dramatisch viel verändert hat. Die Unternehmen stehen jetzt vor der Herausforderung, stabile Beziehungen zu den Kunden aufrecht zu erhalten, und zwar auf möglichst effiziente Weise mit den neuesten Technologien."

39 Prozent aller Befragten sind denn auch der Ansicht, dass die Verwaltung des Datenzuwachses die Geschäftsabläufe verlangsamt. Mühselige und ineffiziente interne Prozesse seien das Haupthindernis für Geschäftserfolge. Besonders bei den grösseren Unternehmen wurde dies angegeben (46 Prozent).