Prognosen von Bearingpoint

Das sind die Herausforderungen der Mobilität von morgen

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von René Jaun und msc

Die Mobilität von morgen ist multimodal, personalisiert und datengetrieben. Mit den Trends kommen auch neue Herausforderungen, denen sich längst nicht nur die Autobranche stellen muss. Auch die öffentliche Hand, Versicherungen und Energiedienstleister sind gefordert.

(Source: Thomas Delacrétaz / unsplash.com)
(Source: Thomas Delacrétaz / unsplash.com)

Mehr Shared- und On-Demand-Angebote, multimodale Fahrten mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln und jede Menge Personalisierung – Mobilität könnte schon in wenigen Jahren ziemlich anders aussehen als heute. Das Management- und Technologie-Beratungsunternehmen Bearingpoint hat in einer Studie den Blick in die Glaskugel gewagt und beschreibt die Trends, aber auch die Herausforderungen der Mobilität im Jahr 2030.

In der Studie prognostiziert das Unternehmen, dass im Jahr 2030 in Grossstädten fast 25 Prozent aller Fahrten durch Shared- und On-Demand-Angebote erfolgen werden. Das entspreche einer Verdreifachung zu 2021.

Künftig werden alle Akteure "Teil der neuen, anspruchsvollen Infrastruktur sein und im Verbund mit Partner-Netzwerken zusammenarbeiten, die den Kunden multimodale Fahrten mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln anbieten", wie es in der Mitteilung heisst.

Das Bedürfnis nach individuell zugeschnittenen Lösungen werde unter den Akteuren zu einem Wettrennen um Kundendaten und Wertschöpfungsketten führen, lässt sich Bearingpoint-Schweiz-Partner Reto Tomasini zitieren. "Zudem werden Servicedienstleistungen gefragt sein, die sowohl nationale als auch städtische und ländliche Bedarfsmuster berücksichtigen. Mobilitätslösungen werden – vergleichbar mit den Angeboten von Tech-Konzernen wie Apple, Amazon oder Google – Teil eines datengetriebenen Netzwerkes werden."

Gefordert ist auch die öffentliche Hand

Für die Automobilindustrie bedeuten die neuen Trends: Zeit zum Handeln. Statt anonyme Massenprodukte für breite Kundensegmente herzustellen, sollte sie eine Kombination von Produkten und Dienstleistungen anbieten, die auf die Kunden persönlich zugeschnitten sind, wie Bearingpoint ausführt. Zudem müsse die Automobilindustrie über die opportunistische Datenerfassung hinausgehen und zu einer strategischen Datenorchestrierung übergehen, um Erkenntnisse aus Kundendaten entlang der gesamten Customer Journey auch in werthaltige Kundenangebote überführen zu können.

Doch längst nicht nur die Autobranche muss auf die Veränderungen reagieren. Gefordert ist laut Bearingpoint etwa auch die öffentliche Hand. "Unternehmen müssen innovative Geschäftsmodelle entwickeln und mit der öffentlichen Verwaltung sowie der Technologiebranche zusammenarbeiten, um Synergien zu schaffen. Die Integration von digitalen Plattformen und smarte Verkehrsmanagement-Systeme sind entscheidend, um den Verkehrsfluss zu optimieren und individuelle Mobilität mit Shared-On-Demand-Services zu koordinieren", lässt sich Pompeo D'Ingiandi, Partner bei Bearingpoint in der Schweiz, zitieren. Laut der Studie werde zwar das "Erlebnis Privatfahrzeug" auch 2030 noch weiterbestehen, dies aber unter Einbeziehung mehrerer Verkehrsträger und mit der Integration über mehrere Plattformen als öffentliche Dienstleistung zu geringeren oder gar keinen Kosten für die Kerndienstleistung Mobilität.

Aufgaben für Versicherungen und Energiedienstleister

Veränderungen stehen auch für Versicherungen an: Sie müssen sich infolge der zunehmenden Car-Sharing-Angebote auf mehr B2B-Abschlüsse einstellen. Zudem werden sie neue Produkte erarbeiten müssen, um etwa Elektrofahrzeuge und autonome Fahrzeuge abdecken. Bearingpoint spricht in der Studie von der Veränderung "von der reinen Fahrzeugversicherung hin zum Schutz der gesamten Mobilität". Sie erfordere neue Geschäftsmodelle und Kooperationen mit Partnern im Mobilitäts-Ökosystem.

Veränderte Geschäftsmodelle sieht Bearingpoint auch für Energiedienstleister. Sie müssten künftig individualisierte Angebote machen können, wie etwa ermässigte Preise für das Aufladen von E-Fahrzeugen am späten Abend und nachts sowie Garantien für Pendler für die Strecken von Tür zu Tür. Zu den digitalen individualisierten Dienstleistungen können Parkplatzfinder und Essensbestellungen bzw. Abholungen an Tankstellen und Ladestationen gehören, schlagen die Studienautoren vor. Ein Fokus werde auch darauf liegen., Ladestationen überall verfügbar zu machen, namentlich in ländlichen gebieten. Diese wiederum lassen sich zu "Mobility-Hubs" ausbauen, die Ladestationen für E-Fahrzeuge, Wasserstofftankstellen, Mini-Märkte und Toiletten bieten und in direktem Wettbewerb zu den Tankstellen der Öl- und Gas-Industrie stehen würden.

Die vollständige Studie steht bei Bearingpoint zum Download bereit.

Daten haben einen grossen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wert. Zusammen mit der Swiss Data Alliance und der Berner Fachhochschule untersuchte die SATW, wie das vorhandene Potenzial besser erschlossen werden kann. Im Bericht legte sie einen Fokus auf den Bereich Mobilität. Mehr dazu lesen Sie hier.

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