Schweizer Robotik

Gestatten, mein Name ist Roboy

Uhr | Aktualisiert

Die Schweiz entwickelt den ersten sehnengesteuerten Roboter. Er soll "sympathisch" sein, 1,30m gross und eine dem Menschen nachempfundene Anatomie und Bewegungscharakteristik aufweisen.

So oder ähnlich dürfte Roboy dereinst aussehen. (Quelle: Konzeptagentur)
So oder ähnlich dürfte Roboy dereinst aussehen. (Quelle: Konzeptagentur)

Die Beschreibung von "Roboy" liest sich fast ein bisschen wie eine Kontaktanzeige: Humanoider Roboter, 1,30m gross, sympathisch, ungefährlich. Die Rede ist vom ersten sehnengesteuerten, humanoiden Roboter der Schweiz, der im kommmenden März in Zürich an der internationalen Robotikmesse "Robots on Tour" präsentiert werden soll.

Entwickelt wird der menschenähnliche Roboter "Roboy" anlässlich des 25-Jahre-Jubiläums des Artificial Intelligence Laboratory (AI Lab) der Universität Zürich, unter der Leitung von Initiant Rolf Pfeifer. Das Projektteam aus Wissenschaft und Industrie arbeitet seit Juni an der Konzeption von "Roboy". Neben den Wissenschaftlern des AI Labs der Universität Zürich beteiligen sich auch internationale Forschergruppen aus Deutschland und Japan an dem Projekt. Es erhält zudem Unterstützung von Schweizer Partnerfirmen.

Crowd-Funding-Modell

Die Finanzierung des Roboters läuft über Crowd-Funding. Damit die Umsetzung bis kommenden März gelingt, sind die Forscher auf die Unterstützung von Partnern und Robotikfans angewiesen. Zu diesem Zweck wurde die eigene Webplattform www.roboy.org aufgeschaltet und ein Facebook-Profil für "Roboy" angelegt.

Im Rahmen des Crowd-Funding-Modells kann jeder Begeisterte das Projekt finanziell unterstützen und erhält dafür auch eine Gegenleistung. "Je mehr Geld wir haben, desto mehr Funktionalitäten wird der Roboter haben", erklärt Adrian Burri, Gesamtleiter des Projekts. Wie Roboy dann wirklich aussehen wird, ist daher noch nicht klar. Zu den geplanten Fähigkeiten gehören unter anderem Berührungsempfindlichkeit und Gesichtserkennung.

Der Natur abgeschaut

Die Besonderheit von "Roboy" liegt in seiner Anatomie, die dem Menschen nachempfunden ist. "Roboy" ist eine Weiterentwicklung des kürzlich entwickelten ECCE-Robot, an dessen Entwicklung die Forschungsgruppe von Rolf Pfeifer im Rahmen eines EU-Projektes beteiligt war.

Beide Roboter, ECCE-Robot und Roboy, besitzen eine sehnengesteuerte Antriebstechnik, was dem Roboter die Durchführung von menschenähnlichen Bewegungen und das Reagieren auf die Umgebung erlaubt. Der Antriebsmechanismus sei bei einem sehnengesteuerten Roboter anders als bei anderen Robotern, erklärt Burri. Bei klassischen Robotern hat der Roboter einen Motor direkt im Gelenk eingebaut. Bei einem sehnengesteuerten Roboter ist das Gelenk passiv und der Motor befindet sich am Oberarm. Der Oberarm ist dann mit dem Unterarm durch eine künstliche Sehne verbunden. Roboy verfügt über Motoren, um seine Sehnen anzuspannen und zu entspannen, ähnlich dem Agonisten und Antagonisten beim Menschen.

Forschung für die Zukunft

Grundsätzlich geht es bei der Entwicklung von "Roboy" laut Burri um Grundlagenforschung. "Wir werden in Zukunft immer mehr mit Robotern zu tun haben, sie werden zum Beispiel in der Industire oder der Pflege vermehrt Aufgaben übernehmen, um uns zu entlasten." Wenn ein Roboter wie ein Mensch gebaut sei, komme er einfacher mit unserer für Menschen gebauten Infrastruktur zurecht. Zudem sei das Nebeneinander von Mensch und Roboter mit einem humanoiden Roboter für Menschen weniger gefährlich als mit einem klassischen Industrieroboter. Falls er die Fähigkeit dazu hat, kann ein humanoider Roboter erkennen, wenn sich ein Mensch neben ihm befindet und wird dann keine unkontrollierten Bewegungen ausführen, die einen Menschen unter Umständen verletzen könnten.

Zudem ist ein humanoider, sehnengesteuerter Roboter von seinem Aufbau her auch flexibler als ein klassischer Roboter. Sprich, wenn es zu einem Zusammenstoss zwischen einem Menschen und einem Roboter kommen sollte, wird der Aufprall bei einem Roboter wie "Roboy" viel eher abgefedert, erklärt Burri. Auch die Grösse von "Roboy" spielt bei diesen Überlegungen eine Rolle. "Wir wollen "Roboy" absichtlich nur 1,30m bauen, damit er sympathisch wirkt und man keine Angst vor ihm haben muss."

Open Source Projekt

Das bei "Roboy" gewonnene Know-how steht derweil Forschern, Robotikfans und allen technisch interessierten Personen frei zur Verfügung. "Wir definieren mit 'Roboy' eine neue Entwicklungs-Plattform für humanoide Roboter, die von allen genutzt und weiterentwickelt werden kann und soll", sagt Projektinitiant Rolf Pfeifer. Er ist davon überzeugt, dass so das Interesse in der Bevölkerung für Technologie auf breiter Basis geweckt und junge Talente dafür begeistert werden können.