Weibliche Vorbilder fehlen

Technik sollte keine Männerdomäne sein

Uhr | Aktualisiert
von David Klier

Nach Ansicht der EU-Kommissarin Neelie Kroes steigt die Zahl der Frauen in der ICT-Branche zwar, jedoch nicht schnell genug. Kroes fehlt es an Vorbildern. Deshalb sammelt sie nun Statements von "Technik-Frauen" unter ictladies.com und auf Facebook.

"Nur 9 Prozent aller App-Entwickler sind Frauen? Das kann doch nicht wahr sein." (Quelle: European Commission)
"Nur 9 Prozent aller App-Entwickler sind Frauen? Das kann doch nicht wahr sein." (Quelle: European Commission)

Im Vorfeld des Internationalen Frauentages am 8. März hat sich die EU-Kommissarin Neelie Kroes für die Digitale Agenda bei einer Veranstaltung dafür ausgesprochen, dass "Technik zu wichtig ist, um sie allein den Männern zu überlassen." Es würden sich heute zwar mehr Frauen denn je für Technik interessieren, doch noch immer werde die ICT-Branche von Männern dominiert.

Mädchen und Frauen ICT schmackhaft machen

Kroes erklärte, dass sie jede Woche mehr inspirierende Frauen in der Technik antreffe als je zuvor. Trotzdem formulierte sie den Wunsch, dass die Zahl der Frauen noch steigen möge. "ICT ist nicht mehr nur für ein paar Geeks – ICT ist cool und es ist die Zukunft! Nur 9 Prozent aller App-Entwickler sind Frauen? Das kann doch nicht wahr sein. Probieren Sie das Programmieren mal aus, und finden Sie heraus, wie viel Spass das machen kann!"

Mit diesen Worten bewarb die EU-Kommissarin die Initiative "Every Girl Digital", die Mädchen und Frauen für ein Studium der Informatik und eine Karriere in der ICT-Welt animieren soll. Parallel zu der Initiative auf Facebook lancierte Kroes die Webseite ictladies.com. Dort formuliert sie ihre Einstellung in einem Blogeintrag und fordert Frauen in der Technik dazu auf, anderen ein Vorbild zu sein und mit einem Video, einen Beitrag zur Webseite zu leisten. Denn Rollenvorbilder seien eines der wichtigsten Elemente, um den Unterschied zwischen den Geschlechtern in vielen Sparten auszugleichen.

Wirtschaftliche Vorteile durch mehr Frauen in der ICT

Neelie Kroes geht es in ihrem Blogeintrag aber nicht nur um Gleichberechtigung. Sie verweist auch auf wirtschaftliche Aspekte. Aus einer Studie zur Digitalen Agenda vom Oktober des letzten Jahres zitiert sie etwa, dass das europäische Bruttoinlandsprodukt um etwa 9 Milliarden jährlich wachsen würde, wenn Frauen ebenso oft wie Männer digitale Berufe ergreifen würden.

Firmen, die Frauen stärker ins Management einbeziehen, erzielen zudem eine um 35 Prozent höhere Eigenkapitalrendite und eine um 34 Prozent höhere Gesamtperformance. Darüber hinaus besagt die Studie, dass Frauen in der ICT-Branche beinahe 9 Prozent mehr verdienen als in anderen Wirtschaftszweigen, ihre Arbeitszeit flexibler gestalten können und weniger oft ihre Stellen verlieren.

Nur 10 Prozent der Schweizer ICT-Auszubildenden sind Frauen

In der Liste der 100 mächtigsten Frauen, aufgestellt vom Magazin Forbes, finden sich in der Ausgabe vom letzten Jahr gerade einmal 15 Frauen aus der ICT-Branche. Allerdings wählte Forbes IBM-CEO Virginia Rometty zur mächtigsten Frau der Wirtschaft. Ihren Branchenkolleginnen gesteht das Magazin hingegen weniger Einfluss zu. Facebook-COO Sheryl Sandberg oder auch Meg Whitman von HP müssen sich hinter anderen "Grössen" wie etwa der Musikerin Lady Gaga einreihen.

In der Schweiz sieht die Lage zumindest auf Seite der Auszubildenden und Studierenden in der ICT-Branche noch düsterer aus. Der Anteil der Frauen an ICT-Lehrlingen und –Studierenden bewegt sich seit Jahren zwischen 10 und 11 Prozent, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik zu entnehmen ist. Von den rund 177'000 Beschäftigten in der ICT-Branche (Stand 2012) sind ebenfalls nur knapp mehr als 10 Prozent Frauen.

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