Studien

ICT-Fachkräftemangel gefährdet Wirtschaftsstandort Schweiz

Uhr | Aktualisiert
von asc

An einer heutigen Medienveranstaltung des Verbandes ICT Berufsbildung Schweiz wurden zwei umfassende Studien vorgestellt, die den quantitativen und qualitativen Bildungsbedarf vorstellen. Die Prognosen zeigen, dass ohne Gegenmassnahmen hierzulande bis ins Jahr 2017 32‘000 Fachkräfte fehlen.

Das Berufsfeld der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) ist mit einem BIP Anteil von 5 Prozent (25 Mrd. CHF) von entscheidender Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit des Innovations und Technologiestandorts Schweiz. Mit zwei umfassenden Studien wurde der quantitative und qualitative Bildungsbedarf untersucht.

Mit den von der Stiftung IT-Berufsbildung Schweiz und dem Bundesamt für Berufsbildung (BBT) finanzierten Studien, werden nicht nur die bisher publizierten Zahlen analysiert und einbezogen, sondern das heterogene Berufsfeld ICT in seiner ganzen Breite untersucht: Dabei greift der Blick auf die ICT-Branche zu kurz. Zwei Drittel aller ICT-Beschäftigten arbeiten nicht in ICT-Unternehmen, sondern unter anderem in Banken, Versicherungen und Dienstleistungsbetrieben. „Gemessen am Bedarf des Marktes werden in der Schweiz jedoch zu wenig Spezialisten ausgebildet. Auch uns fällt es zusehends schwer, die benötigten IT-Fachleute in der Schweiz zu finden“, sagte Karl Landert, CIO Credit Suisse AG anlässlich der Medienkonferenz ICTBerufsbildung Schweiz.

Die Stiftung IT-Berufsbildung wird zur Zeit repräsentiert und alimentiert durch die Credit Suisse, vertreten durch Karl Landert, sowie durch die Swisscom Schweiz AG, vertreten durch Urs Schaeppi. Nationalrat Ruedi Noser als weiteres Mitglied des Stiftungsrates ist der eigentliche Initiator und aktiver Gestalter der Stiftung.

Die Prognosen weisen für die Schweiz in diesen Branchen einen steigenden Fachkräftemangel aus. Mit dem Berufsverband ICT-Berufsbildung Schweiz und der Bildung einer schlagkräftigen nationalen Organisation der Arbeitswelt (OdA) sollen die Strukturen, die Bildungsinhalte und der Arbeitsmarkt positiv beeinflusst werden. Die Studien legen dabei den Grundstein zur Implementierung einer ganzheitlichen ICT Berufsbildung
in der Schweiz.

Nachfrage nach hoch qualifiziertem ICT Nachwuchs steigt kontinuierlich

Die Analyse des Berufsfelds ICT zeigt, dass die Fachleute für alle Bereiche der ICT-Tätigkeiten eine steigende Nachfrage insbesondere von höher qualifizierten Fachkräften zwischen 2010 und 2017 erwarten. Gewichtige Anforderungen an die ICT-Berufsbildung, wie die Forderung nach stetiger Anpassung der Bildungsinhalte werden heute nicht erfüllt. Es fehlt an geeigneten Strukturen und Instrumenten, um auf Veränderungen des ICT Fachkräftebedarfs zeitnah und in der geforderten Qualität reagieren zu können. Erstmals erfolgte mit der umfassenden Studie die Quantifizierung des Fachkräftemangels. Dabei zeigt sich, dass ohne Gegenmassnahmen bis ins Jahr 2017 32’000 Fachkräfte auf verschiedenen Qualifikationsstufen fehlen.

Konzentrierte Gegenmassnahmen sind unausweichlich

Fachkräftemangel führt laut des Verbandes ICT-Berufsbildung zu einem Verlust von Wertschöpfungspotential und KnowHow oder sogar zu Abwanderung von ganzen ICT Unternehmensteilen ins Ausland. „ICT trägt überdurchschnittlich zum Wirtschaftswachstum bei. Der sich abzeichnende ICT-Fachkräftemangel gefährdet die Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft“, erklärt Andreas Kaelin, Präsident ICT-Berufsbildung Schweiz. Die Prognosen zeigen jedoch, dass sich ohne konzertierte Gegenmassnahmen von Politik, Wirtschaft und Verwaltung bis ins Jahr 2017 ein dramatischer ICT-Fachkräftemangel abzeichnet.

Der Verband hat sich deshalb unter der Schirmherrschaft des Dachverbandes ICTswitzerland und massgeblicher Unterstützung der Stiftung IT-Berufsbildung Schweiz zum Ziel gesetzt, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, damit den Betrieben und Verwaltungen der Schweiz eine ausreichende Anzahl genügend qualifizierter ICT-Fachkräfte zur Verfügung stehen. Mit einem ersten Massnahmenpaket soll der Anteil der Lernenden der Grundbildung pro 100 ICT-Beschäftigte auf den Landesdurchschnitt aller Branchen von 5,4 angehoben werden. Dies entspricht einer Steigerung von 3000 Ausbildungsplätzen für junge Frauen und Männer. Als zweites Ziel sollen die ICT-Abschlüsse der Höheren Berufsbildung verdoppelt werden.

Geplante Massnahmen auf politischer und gesellschaftlicher Ebene

Die Bedeutung von ICT für die Attraktivität des Schweizer Wirtschaftsstandorts muss verdeutlicht und die Attraktivität des ICT Berufsfelds in Politik und Gesellschaft verankert werden, verdeutlicht Kaelin. Es sollen zusätzliche Lehrstellen und Hochschulplätze geschaffen werden. Und nicht zuletzt ist es unabdingbar, ICT als attraktives Berufsfeld für junge Menschen, für Frauen und für Berufsumsteiger/-innen zu positionieren. Laut Aussagen des Präsidenten ICT-Berufsbildung Schweiz wird unter anderem die Imagekampagne „ICT-Berufe mit grosser Zukunft“ lanciert. Dort sollen Massnahmen erarbeitet werden, die das Berufsfeld ICT als attraktives Berufsfeld für beide Geschlechter in Politik und Gesellschaft verankern. Unter anderem werden Roadshows in Schulen veranstaltet, um ICT als attraktives Berufsfeld für beide Geschlechter in Politik und Gesellschaft zu verankern.