eGovernment-Symposium 2011

"Im Bereich eGovernment findet ein Kulturwandel statt"

Uhr | Aktualisiert
von Janine Aegerter

Das Thema eGovernment gewinnt in der Schweiz immer mehr an Bedeutung. Am eGovernment-Symposium 2011 sprachen Referenten aus der Schweiz und Europa über ihre Erfahrungen in der elektronischen Verwaltung.

Detlef Eckert sprach am eGovernment Symposium, Director EC, Information Society and Media
Detlef Eckert sprach am eGovernment Symposium, Director EC, Information Society and Media

In ihrer Keynote zur heutigen eGovernment-Konferenz in Bern betonte Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, dass im Bereich E-Government in der Schweiz nicht zuletzt dank der Strategie "E-Government Schweiz" ein Kulturwandel stattfinde, "weg vom reinen Verwaltungsdenken, hin zu mehr 'Kundensicht' und 'Unternehmenssicht'". Das sei gut so und sei auch wichtig. Die Schweiz werde dadurch auch als Wirtschaftsstandort attraktiver, so Widmer-Schlumpf.

Auf den Wechsel weg vom reinen Verwaltungsdenken ging auch Detlef Eckert, Director EC, Information Society and Media, ein. "Wenn Perfektion zum Feind des Guten wird, haben wir ein Problem", erklärte er. Denn die digitalen EU-Dienste für den Bürger würden deutlich unter den vorhandenen Möglichkeiten liegen und seien nicht wirklich bürgernah. "Wir sollten weniger in Dokument-Prozessen denken, sondern das Produktivitätsdenken fördern." Denn wenn man sich zu sehr auf Dokumente und auf Themen wie die elektronische Unterschrift konzentriere, komme der online-Prozess an und für sich zu kurz. Ein Umdenken in Richtung Prozessmanagement führe zu nutzerfreundlichem und produktivitätsfreundlichem Denken.

Graben zwischen Theorie und Praxis

Peter Krantz, Committee Secretary Swedish e-Government Delegation and Member Digitalization Council ging auf den Graben zwischen Theorie und Praxis ein: So sollte laut Theorie jeder Schwede Zugriff auf für ihn nützliche Verwaltungsdokumente haben. In der Praxis jedoch brauche es manchmal viele Mails zwischen dem Kunden und der Verwaltung, bis die Dokumente wirklich da seien, so Krantz. Ausserdem sei es nicht ganz klar, welche Dokumente dem Bürger eigentlich zur Verfügung stünden.

Doch selbst wenn die Regierung Services zur Verfügung stelle, heisse das noch lange nicht, dass diese dann wirklich von der Bevölkerung genutzt würden. So habe die schwedische Regierung den Bürgern ein eGovernment-Forum zur Verfügung gestellt, damit sich diese über Themen im Bereich eGovernment austauschen könnten. "Dort herrschte jedoch eine sehr geringe Aktivität." Stattdessen hätten sich mehr als 900 Mitglieder auf einem Forum auf facebook eingefunden, wo sie sehr aktiv über eGovernment diskutiert hätten. Die schwedische Regierung habe daher ihr Forum aufgegeben und habe sich "dorthin bewegt, wo sich die Bürger befinden."

Gewinner des eGovernment-Wettbewerbs 2011

Im Rahmen des eGovernment Symposiums wurde auch ein Gewinner des 11. eGovernment-Wettbewerbs 2011 aus der Schweiz geehrt. Den dritten Preis in der Kategorie "wirtschaftlichste eGovernment-Anwendung" erhielt das Schweizer Bundesamt für Justiz zusammen mit dem Schweizer Auskunftsportal Terravis. Terravis habe das Projekt eGRIS im Auftrag des Bundes weiterentwickelt. Ziel: den elektronischen Zugang zu Daten den Grundbuchs und der amtlichen Vermessung zu gewährleisten. So soll der elektronische Geschäftsverkehr mit Grundbuchämtern und Notaren ab 2012 standardisiert, medienbruchfrei, system- und kantonübergreifend zur Verfügung stehen. Teilnehmer des eGovernment-Wettbewerbs sind unter anderem öffentliche Verwaltungen aus der DACH-Region.

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