Happige Vorwürfe

Huawei Schweiz unter Beschuss

Uhr | Aktualisiert

Huawei Schweiz kämpft gegen schlechte Schlagzeilen: Das Unternehmen sei mit der Übernahme neuer Mitarbeiter überfordert, lauten die Vorwürfe.

Richterhammer und Tastatur. Rechtssicherheit im Internet. Webauktionen. (Quelle: Erwin Wodicka)
Richterhammer und Tastatur. Rechtssicherheit im Internet. Webauktionen. (Quelle: Erwin Wodicka)

Huawei Technologies Schweiz in Dübendorf ist beim Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich (AWA) wegen "Unregelmässigkeiten" angezeigt worden. Das berichtet die NZZ am Sonntag (NZZaS).

Die Vorwürfe sind happig: Die Zeitung  wirft der Schweizer Niederlassung des chinesischen Telekomunternehmens unter anderem schlechte Arbeitsbedingungen vor. Die Fluktuation sei hoch, es gebe zu wenige Toiletten und die Arbeitsatmosphäre sei lieblos. Dabei bezieht sie sich auf Aussagen von Huawei-Mitarbeitern.

Schlechte Integration?

Als Grund für diese Situation nennt die NZZaS den Integrationsprozess neuer Mitarbeiter, der nicht reibungslos verlaufen sei. Da Huawei Alcatel-Lucent als Sunrise-Lieferanten ablöst, seien 200 neue Mitarbeiter von Alcatel-Lucent zu Huawei gestossen, weitere 29 Personen stammten von Sunrise.

Ein Mitarbeiter habe sogar den Verdacht geäussert, dass Huawei Schweiz chinesische Staatsangehörige mit Touristenvisa beschäftige. Dies, weil der Personalwechsel häufig alle drei Monate erfolge.

Huawei wehrt sich

Huawei Schweiz wehrt sich auf Anfrage der Redaktion gegen die Vorwürfe. "Wir beschäftigen keine chinesischen Staatsbürger, die mit einem Touristenvisa in die Schweiz anreisen", heisst es in einer schriftlichen Stellungnahme. Was die Fluktuation betrifft, verweist Huawei Schweiz darauf, dass die Mehrheit der 320 Angestellten von anderen Firmen zu Huawei verschoben worden sei. Das sei eine anspruchsvolle Ausgangslage. "Dennoch haben wir bisher weniger als 5 Prozent Abgänge verzeichnet."

Zudem hätten letzte Woche zwei Mitarbeiter von AWA Huawei Schweiz besucht. Das Treffen sei auf Initiative von Huawei hin zustande gekommen. Denn Huawei sei darauf angewiesen, möglichst rasch Arbeitsbewilligungen aus dem Nicht-Euro-Raum zu bekommen.

Auch gegen den Vorwurf der fehlenden Infrastruktur wehrt sich Huawei Schweiz: Pro Mitarbeiter stünden 9 Quadratmeter Bürofläche zur Verfügung.

AWA darf sich nicht äussern

Can Arikan, Sprecher des AWA, konnte sich aufgrund des Amtsgeheimnisses und des Datenschutzes gegenüber der Redaktion nicht zu dem laufenden Verfahren äussern. Gegenüber der NZZaS habe er sich nur geäussert, weil die Zeitung bereits über viele Fakten Bescheid gewusst habe. Er verweist daher auf den Bericht der NZZaS.

Die gemeldeten Verdachtsmomente hätten nicht durch einschlägige Fakten belegt werden können, wird er dort zitiert. Dennoch habe das AWA Huawei Schweiz brieflich kontaktiert und um Angaben zum Betrieb sowie zur Umsetzung der Arbeitssicherheit und zum Gesundheitsschutz gebeten.

Der Brief sei aber nicht bei der Geschäftsleitung angekommen, heisst es weiter. Dies bestätigt auch Michèle Wang-Spirig, Kommunikationsverantwortliche von Huawei Schweiz, auf Anfrage der Redaktion. Huawei Schweiz habe am Freitag um etwa 17 Uhr erfolglos versucht, das AWA zu erreichen, so Wang-Spirig. Heute wollen die beiden Parteien daher noch einmal miteinander sprechen. Ob dieses Gespräch bereits stattgefunden hat, konnte Wang-Spirig heute Vormittag nicht sagen.