Auch heute noch relevant

Der Mainframe feiert

Uhr | Aktualisiert
von Andreas Heer

Seit 50 Jahren gibt es Mainframes von IBM. Die Grossrechner haben sich den aktuellen Trends immer wieder angepasst - und sind mittlerweile gar im Cloud-Zeitalter angekommen.

Die Informatik entwickelt sich zyklisch. Mal sind Daten und Applikationen zentral aufbewahrt, mal dominieren dezentrale Systeme. Heute sind Ansätze wie Konsolidierung, Virtualisierung und als letzte Konsequenz davon Cloud Computing gefragt. Und damit zeigt sich eine Technologie wieder als modern, die gestern ihren 50. Geburtstag feierte: der Mainframe.

Spätestens mit der Einführung virtueller Linux-Umgebungen gegen Ende des letzten Jahrtausends hat sich der IBM-Grossrechner in die Gegenwart gerettet. Und mit dem Trendthema "Big Data" könnte die jüngste Generation namens z12 weitere Erfolge feiern. Denn ein System, das die schnelle Auswertung grosser Datenmengen direkt an der Quelle erlaubt, erfüllt die Ansprüche von Unternehmen, welche unterschiedlichste Datentypen in kürzester Zeit analysieren wollen.

Grosse Zahlen

Tatsächlich steigt die Zahl der Mainframe-Nutzer und der bezogenen Rechenleistung an. Gemäss IBM haben sich weltweit in den letzten rund drei Jahren 260 Firmen neu für die Z-Enterprise-Plattform entschieden. Zahlen zu einzelnen Ländern sind nicht verfügbar, in der Schweiz nutzen aber vor allem Banken, Versicherungen und öffentliche Verwaltungen Mainframes. Hauptsächliches Einsatzgebiet sind Bereiche, in denen grosse Datenmengen zentral verarbeitet werden müssen, etwa Börsentransaktionen oder Quartalsabschlüsse von Versicherungen.

Dieser Bereich ist traditionell die Domäne der Mainframes. Das war bereits 1964 der Fall, als IBM das System/360 vorstellte. Die erste Generation des Grossrechners, der mit einer Investition von rund 5 Milliarden US-Dollar entwickelt wurde, diente beispielsweise für ein Airline-Reservationssystem. Die damalige Investition entspräche heute rund 35 Milliarden Dollar, und noch immer investiert IBM pro Mainframe-Generation rund 1,5 Milliarden Dollar in die Weiterentwicklung.

Sprung in die Gegenwart

In der Vor-PC-Ära erlebte der Mainframe diverse Meilensteine. Er war an der Mondlandung der Apollo 11 ebenso beteiligt wie in den 70er-Jahren am elektronischen Börsensystem der New York Stock Exchange. Und auch die ersten Bankomat-Transaktionen wurden über einen Mainframe abgewickelt. Das war 1983, zu Beginn des PC-Zeitalters, in der die riesigen Hosts etwas in den Hintergrund gerieten. Dort verschwanden sie aber nicht, sondern arbeiteten weiter.

Eine Art Renaissance erlebte der Mainframe 1999, als IBM die offizielle Unterstützung für virtuelle Linux-Umgebungen ankündigte. Das Open-Source-Betriebssystem, das dannzumals seinen Siegeszug im Rechenzentrum startete, brachte neue Anwendungsbereiche für die Grossrechner und den Sprung in die Gegenwart. Mittlerweile ist der Mainframe mit der Unterstützung von Openstack im Cloud-Zeitalter angekommen – alles Gute zum Geburtstag und auf viele weitere rechenintensive Jahre!