Soonr plant Datacenter in der Schweiz

"Wie Sharepoint, nur besser"

Uhr | Aktualisiert

Der Markt für Collaboration-Tools ist hart. Das Start-up Soonr kämpft gegen Unternehmen wie Box, Dropbox und Microsoft - mit Erfolg. Die Redaktion traf CEO Martin Frid-Nielsen in Kalifornien zum Gespräch.

Martin Frid-Nielsen, CEO des Start-ups Soonr (Quelle: IT Press Tour, itpresstour.com)
Martin Frid-Nielsen, CEO des Start-ups Soonr (Quelle: IT Press Tour, itpresstour.com)

"Wenn du Business-Software entwickelst, musst du verdammt aufpassen, dass sie nicht scheisse ist", sagte Martin Frid-Nielsen, CEO des Start-ups Soonr, als ihn der Autor letzten Dezember in Kalifornien besuchte. Das Unternehmen, das über 20 Millionen US-Dollar Risikokapital im Rücken hat, entwickelt offenbar gute Anwendungen - auf jeden Fall ist Frid-Nielsen mit Software reich geworden.

Die Anwendungen, die Soonr verkauft, sind an Unternehmen und ihre Mitarbeiter gerichtet. Es sind Apps für Android, Blackberry und iOS, mit denen Dateien in Teams getauscht und synchronisiert werden können. "Wie Sharepoint, nur besser", scherzte Frid-Nielsen. Die Lösungen von Soonr finden im Enterprise-Markt Anklang: Das Unternehmen ist in den letzten zwei Jahren umsatzmässig um über 500 Prozent gewachsen und hat bereits rund 150'000 zahlende Kunden.

Im Schatten von Dropbox

Soonr wurde 2005 gegründet und hat Niederlassungen in der Slowakei und Dänemark. Seine Produkte vertreibt das Start-up über mehr als 400 Wiederverkäufer. Einige Partner bauen eigene Lösungen auf Basis der Soonr-Plattform, andere bieten Soonr als Software-as-a-Service aus der Cloud an.

"Android und iOS sind das beste, was uns passieren konnte", sagte Frid-Nielsen. Daten seien nun immer und überall verfügbar, und Soonr helfe dabei, diese Daten zu managen. Warum aber entwickelt der Kunde nicht einfach selbst eine solche Lösung? "Das ist viel zu aufwändig", so der Däne. "Es braucht viel Kapital und Jahre an Entwicklungsarbeit, um solche Apps zu bauen."

Das Beispiel Dropbox habe gezeigt, dass es nicht einfach sei, eine sichere Collaboration-Plattform zu betreiben. Der Dienst habe zwar über 175 Millionen Anwender, sei aber für Unternehmen nicht geeignet. Dropbox hatte erst gerade im Januar wieder mit Ausfällen zu kämpfen und machte in der Vergangenheit mehrmals mit Sicherheitslücken auf sich aufmerksam.

Über ein Exabyte an Daten

Einen App-Store gibt es für die Soonr-Plattform noch nicht. Es sei aber kein Problem, auf Basis von Soonr eigene Lösungen für Unternehmen zu bauen. Viele Kunden würden die App von Soonr erst in kleinen Teams testen, und sie danach oft für alle Mitarbeiter anbieten. Soonr hoste auf seinen Linux-Servern bereits über ein Exabyte an Daten - also mehr als eine Million Terabyte.

Im Enterprise-Markt kämpft Soonr vor allem gegen seinen Konkurrenten Box. Auf Quora kam es vor zwei Jahren zum Schlagabtausch. Frid-Nielsen und Dan Levin, Chief Operating Officer von Box, duellierten sich. "Im Gegensatz zu Box versuchen wir nicht, Sharepoint vom Markt zu verdrängen", giftelte Frid-Nielsen. Die Antwort kam postwendend: Soonr und Box seien beide 2005 gegründet worden, aber Box beschäftige bereits 225 und nicht bloss 30 Mitarbeiter, konterte Levin.

Ein Schweizer Datacenter?

Im Consumer-Bereich duelliert sich Soonr mit Firmen wie Dropbox und Sugarsync. Soonr erziele rund die Hälfte seines Umsatzes in Europa. "Wir planen, auch in der Schweiz eigene Datacenter zu betreiben", sagte der Soonr-Chef im Gespräch mit der Redaktion. Die Verhandlungen seien weit fortgeschritten. Wer als Datacenter-Partner auftreten wird, wollte er aber nicht verraten.

Soonr arbeitet zudem daran, seine Apps in Dienste von Salesforce und Google zu integrieren. Die günstigste Lösung des Unternehmens kostet 9,95 Euro pro Monat. Die Preispläne sind hier gelistet.