Qlik Sense in Frankfurt vorgestellt

Qlik lanciert seine zweite Business-Intelligence-Lösung

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Qlik hat seine neue Lösung Qlik Sense in Frankfurt vorgestellt. Diese richtet sich an einen breiten Nutzerkreis. DACH-Chef Wolfgang Kobek gab zudem einen Einblick in den Schweizer Markt und die Unternehmensstrategie.

Der Anbieter von Business-Intelligence (BI)-Lösungen Qlik, ehemals Qliktech, hat in Frankfurt sein neuestes Produkt namens Qlik Sense vorgestellt. Auf der "Visualize Your World 2014"-Veranstaltung waren über 1000 Kunden, Partner und potentielle Klienten anwesend, die sich über das neueste Produkt informieren wollten. Die DACH-Veranstaltung in Frankfurt war erst der Auftakt für eine ganze Reihe von globalen Präsentationen.

Qlik weiter auf Wachstumskurs

Qlik bot bis vor kurzem nur das Produkt Qlikview an. Diese Lösung fusst auf dem sogenannten "In-Memory Processing", das eine schnelle Verarbeitung von Daten verspricht. Mit dieser BI-Lösung konnte Qlik bisher 33'000 Kunden in 105 Ländern für sich gewinnen. Momentan zählt Qlik nach eigenen Angaben global 1700 Partner, davon über 100 im DACH-Raum.

Das Unternehmen befindet sich auch weiterhin auf Wachstumskurs, sagte James Richardson, Business Analytics Strategist bei Qlik, in einem Gespräch. Auch auf dem schon erreichten hohen Niveau verzeichnet das Untenehmen noch Wachstumsraten von um die 30 Prozent. In den letzten vier Jahren hat sich die Zahl der Angestellten mit 1900 Personen mehr als verdoppelt, und ein Ende des Wachstums sei noch nicht in Sicht, sagte Richardson.

Qlik erweitert sein Produktportfolio

Mit der neuen Lösung Qlik Sense entwickelt sich das in den USA beheimatete Unternehmen, mit Wurzeln im schwedischen Lund, zu einem Multi-Produkt-Anbieter weiter. Die beiden Produkte adressieren dabei unterschiedliche Nutzergruppen. Bei Qlikview muss die IT-Abteilung den Nutzern noch relativ starre Applikationen bereitstellen. Hauptnutzer sind daher Personen im Verkauf, Marketing oder der Finanzabteilung, sagte Richardson. Er fasst diesen Ansatz in einem Gespräch als "Guided Analytic Information" zusammen, welches dem Nutzer nur begrenzten Freiraum lässt.

Qlik Sense richtet sich hingegen an eine viel grössere Gruppe von Nutzern. Nicht mehr nur Personen in den oberen Stufen des Managements sollen von BI profitieren können, sagte Richardson. Dabei sollen die unterschiedlichen Nutzergruppen die Daten mit Qlik Sense entsprechend den individuellen Bedürfnissen anpassen können. Laut Richardson sollen die oft noch vorherrschenden Excel-Sheets somit aus dem Unternehmensalltag verbannt werden. Qlik Sense sei für die Visualisierung von Daten deutlich flexibler, schneller und intuitiver, hob Richardson hervor.

In der Präsentation der neuen Lösung nannte Anthony Deighton, CTO und SVP of Products bei Qlik, das Schliessen der Zugangslücke zu Informationen als oberstes Ziel. Demnach soll Qlik Sense dazu beitragen, das Chaos der Daten zu bewältigen, um schliesslich einen neuen Einblick in die bestehenden Daten zu geben. Deighton veranschaulichte dies mit dem Slogan: "Find the unexpected". Wie schon bei Qlikview muss der Nutzer die Funktionsweisen hinter der Bedienoberfläche nicht unbedingt verstehen, sagte Deighton. Es ist keine IT-Ausbildung erforderlich um die Daten auszuwerten und zu interpretieren. Mit Qlik Sense soll Datenanalyse einfach sein und sogar Spass bereiten.

Ausweitung der Mobilität

Qlik Sense wird über eine Browser-Oberfläche bedient. Neben Desktop-Computern kann das Programm gleichwertig auch auf dem Tablet ausgeführt werden. Dabei baut die Bedienoberfläche auf HTML 5 und Javaskript auf, wodurch eine umfassende Responsiveness erreicht wurde, sagte Deighton. Auch auf dem Smartphone kann Qlik Sense verwendet werden, obwohl hier der Bedienumfang, aufgrund des kleineren Bildschirms, eingeschränkt ist.

Ebenso soll es mit Qlik Sense einfacher sein, eine Geschichte zu den Daten zu erzählen, was Deighton als "Storytelling" bezeichnete. Bisher mussten Daten zunächst in andere Anwendungen kopiert werden, um diese in Präsentationen zu erläutern. Um dies zu beschleunigen, wurde Qlik Sense mit einem Präsentationstool ausgestattet. Darin können Daten exportiert und anschliessend kommentiert werden. Ebenso lassen sich diese Daten auch eifach mit anderen Nutzern teilen. Bei einer Präsentation kann ausserdem direkt auf die Daten zurückgegriffen werden. Somit sind live Anpassungen während einer Präsentation möglich, veranschaulichte Deighton in seiner Präsentation.

Zufriedene Anwender allenthalben

An dem Event gaben Anwender Einblick in ihre Erfahrungen mit Qlikview. Gleich nach der Keynote berichtete die Schweizer Weidmann Technology, ein Hersteller von Spezialplastik und Transformatoren, über ihre Erfahrungen mit Qlikview. Das Unternehmen sei mit der Lösung sehr zufrieden, sagte Stefan Truniger, HEAD of Corporation Development ETBA bei Weidmann.

Weidmann ist global vertreten. Bedingt durch das heterogene Wachstum waren im Unternehmen parallel unterschiedliche ERP-Systeme im Einsatz, die untereinander kaum kommunizieren konnten. Es war daher äusserst schwierig, einen Gesamtüberblick über die Geschäfte zu gewinnen, obwohl viele Daten vorlagen. Als sich Weidmann nach einem längeren Evaluationsprozess für Qlik entschied, war zunächst eine cirka sechsmonatige Abstimmung innerhalb des Unternehmens nötig. Für die tatsächliche Implementierung von Qlikview, inklusive Testing, benötigte Weismann hingegen gerade einmal einen Monat.

Mit Qlikview ist es dem Unternehmen nun möglich, von einer zentralen Plattform aus einen Überblick über alle globalen Geschäftsaktivitäten zu gewinnen, sagte Truniger. Qlikview ordnet die Daten zu einem übersichtlichen Bild, was das monatliche Reporting erheblich erleichtert. Vor der Verwendung von Qlikview war eine Person nur mit Excel-Tabellen beschäftigt, diese kann nun in einem anderen Bereich eingesetzt werden. Truniger ging sogar soweit, das Tool wegen seiner Vielseitigkeit als "Schweizer Sackmesser" zu bezeichnen.

Ähnlich gutes Feedback gaben auch andere Kunden im Gespräch, unter anderem Firmen wie der deutsche Sensorenspezialist MTS Sensor, der Wurstfabrikant Rügenwalder Mühle oder auch das auf Autoscheibenreparaturen spezialisierte Unternehmen Carglass. Lobende Worte fanden diese Firmen insbesondere für die schnelle Implementierung von Qlikview. Die Unternehmen hätten sich dabei sehr schnell von den bisher üblichen Excel-Tabellen verabschiedet und Reportings auf Qlikview umgestellt. Wegen der Einfachheit war auch bei älteren Anwendern nur wenig Überzeugungsarbeit zu leisten, sagte beispielsweise der Vertreter der Rügenwalder Mühle.

Die Rolle der Schweiz

Wolfgang Kobek, RVO Southern Europe und Managing Director DACH, äusserte sich in einem Gespräch zu den Entwicklungen in der Schweiz. Als er vor vier Jahren zu Qlik kam, interessierte das Thema BI fast nur Grossunternehmen. Inzwischen hat ein Wandel stattgefunden und die Mehrheit der KMU ist auch auf diesen Zug aufgesprungen, sagte Kobek.

Das Geschäft von Qlik in der Schweiz läuft im Vergleich zu Deutschland und Österreich überdurchschnittlich gut. Dies führt Kobek auf die vielen in der Schweiz angesiedelten Holdings und die starke Finanzindustrie zurück. Daher ist viel Kapital für Investitionen vorhanden, was sich in der Bereitschaft zur Implementierung von BI-Lösungen niederschlägt. Aber auch im KMU-Umfeld läuft das Geschäft gut. Das oben schon genannte Beispiel des international tätigen Mittelständlers Weidmann, ist laut Kobek repräsentativ für die Schweiz. Im Bereich KMU sei das Potential für Qlik aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Als Kernbranchen in der Schweiz nannte Kobek: Banken, Manufacturing, Pharma, Retail und auch Healthcare.

Ausbalanciertes Geschäftsmodell als Ziel

Etwa 50 Prozent des Umsatzes generiert Qlik über seine Partner, sagte Kobek. Mit diesem Verhältnis ist das Unternehmen sehr zufrieden. Für die Betreuung von Grosskunden will Qlik auch weiterhin auf den direkten Vertrieb setzten. Zu dieser Gruppe zählt Kobek Unternehmen mit über 2000 Angestellten. Sogenannte "Named-Account-Manager" werden für die Betreuung dieser Kunden eingesetzt. Das Geschäft mit den KMU wird hingegen über Partner und "inside Sales" abgewickelt, was sich auch nicht ändern soll.

Auf die Frage, ob Qlik sein Engagement mit den Partnern noch intensivieren wolle, sagte Kobek, dass die Firma ein "ausbalanciertes Geschäftsmodell" anstrebe. "Wir wollen wollen nicht zu abhängig sein von den Partnern", daher sei der momentane Mix von 50 zu 50 noch sehr verträglich für das Unternehmen, und die Verhältnisse sollen in dieser Form beibehalten werden. Da Qlik kaum Implementierungskapazitäten hat, werden schätzungsweise 95 Prozent der Implementierungen über Partner realisiert, sagte Kobek weiter.

Im DACH-Raum zählt Qlik momentan 100 Partner. Diese will der BI-Anbieter auch weiterhin stark unterstützen. Die Stimmung bei den Partnern schätzt Kobek als sehr gut ein. Auch weiterhin will das Unternehmen seine Partner aktiv unterstützen. Beispielsweise hat das Unternehmen in letzter Zeit stark in Partnerschulungen investiert. Daher will Qlik auch weiterhin als loyaler Partner auftreten, versprach Kobek.

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