Phablet-Vergleich

Nur grösser oder auch besser?

Uhr | Aktualisiert
von Andreas Heer

Phablets, übergrosse Smartphones, sind im Trend. Doch bringen sie im geschäftlichen Umfeld auch einen Mehrwert? Die Redaktion hat die drei Modelle iPhone 6 Plus, Nokia Lumia 1520 und Samsung Galaxy Note 4 unter die Lupe genommen.

Phablets von Samsung, Apple und Nokia (Quelle: Netzmedien)
Phablets von Samsung, Apple und Nokia (Quelle: Netzmedien)

Sie sind gross. Während das iPhone 6 Plus mit 5,5-Zoll-Bildschirm und das Galaxy Note 4 mit 5,7 Zoll fast gleich gross sind, überragt der 6-Zöller des Nokia Lumia 1520 die Konkurrenz rein äusserlich. Das iPhone und der Nokia-Vertreter verfügen beide über ein Display mit Full-HD-Auflösung (1920 mal 1080 Pixel), während der Amoled-Bildschirm des Note 4 satte 2560x1440 Bildpunkte darstellt. Preislich liegen die drei Geräte mit Preisen ab knapp unter 900 Franken ohne Abo nahe beieinander. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten auf. Die Geräte stehen auch für die drei am weitesten verbreiteten Mobilplattformen iOS, Android (Note 4) und Windows Phone (Lumia 1520).

"Fast Krampf geholt"

Doch wie weit bringen zusätzliche Bildschirm-Zentimeter auch zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten mit? Eignen sich die drei Phablets auch als mobiler Ersatz für Tablet und Notebook? Janine Aegerter, Marcel Urech und Lukas Mettler von der Netzwoche-Redaktion haben dies anhand klassischer mobiler Aufgaben untersucht, ohne aber den Anspruch auf absolute Objektivität zu erheben. Denn die Wahl eines Smartphones oder Phablets ist immer auch mit persönlichen Vorlieben verbunden.

Zentral bei der geschäftlichen Nutzung eines Mobilgeräts ist die Tastatur. Je besser sich diese nutzen lässt, um so eher bearbeiten Geschäftsleute unterwegs E-Mails und Office-Dokumente. Die zusätzliche Grösse wirkt sich vor allem positiv auf das Schreiben im Hochformat aus. Obwohl beispielsweise das iPhone 6 Plus in querer Haltung zusätzliche häufig genutzte Tasten auf den Bildschirm bringt, haben die drei Tester mehrheitlich das hochformatige Tippen bevorzugt.

Vor dem Schreiben steht die allgemeine Handhabung. Hier schneidet das Nokia am schlechtesten ab. Das Gerät hat auch mit dem Handicap zu kämpfen, dass Windows Phone 8.1 recht unvertraut ist - ein durchaus realistisches Bild. Bemängelt wurden insbesondere der “versteckte” Einschaltknopf und die wenig intuitive Menüführung. Generell fordert die Grösse der Phablets ihren Tribut in Form einer zweihändigen Bedienung. Im einhelligen Urteil der Tester ist bei allen drei Geräten eine einhändige Bedienung fast nicht möglich. Oder wie es einer der drei ausdrückt: "Beim Tippen mit einer Hand habe ich mir fast einen Krampf geholt."

Gut im Netz

Auch Geschäftsleute brauchen einen Browser. Und in dieser Disziplin gab sich keines der Phablets eine Blösse. Alle schnitten durchwegs sehr gut ab. Hier ist ein grösserer Bildschirm zweifellos ein Vorteil. Insbesondere gefiel dabei das hochauflösende und scharfe Display des Galaxy Note 4.

Doch auch bei der wohl meistgenutzten aktiven Tätigkeit, dem Bearbeiten von E-Mails, fiel keiner der Testkandidaten ab. Auf dem iPhone und dem Samsung-Vertreter liess sich diese Aufgabe aber etwas leichter lösen. Zwei der drei Tester beurteilten dagegen die Handhabung der Kontakte auf dem Lumia 1520 als ungenügend. Hier müsste Microsoft wohl bei der Usability nachbessern.

Keine Office-Geräte

Aufatmen dürfen Notebooks, wenn es um klassische Office-Anwendungen geht. Hier scheinen auch Phablets keine ernsthafte Konkurrenz zu sein. Das Bearbeiten von Worddokumenten etwa löste keiner der Kandidaten befriedigend, selbst mit installiertem Office. Offensichtlich ist das grundlegende Bedienkonzept eines Touch-Gerätes einem tastaturgestützten Notebook unterlegen. Bei der Beurteilung zeigte sich, dass bei dieser Aufgabe die Erfahrung mit dem jeweiligen mobilen Betriebssystem eine wichtige Rolle spielt, mit intuitivem Handling konnte keiner der drei aufwarten.

Als Fazit lässt sich sagen, dass Phablets insgesamt klassischen Smartphones bei geschäftlichen Aufgaben überlegen sind, wenn eine zweihändige Bedienung möglich ist, das Gerät also beispielsweise auf dem Tisch im Zugsabteil liegt. Bei weiterführenden Aufgaben müssen alle drei Hersteller - oder zumindest die App-Anbieter - noch nachbessern.

Im Direktvergleich der drei Phablets zeigte sich im übrigen etwa dasselbe Bild wie bei den Marktanteilen der bestehenden Geräte in der Schweiz. Auf dem letzten Platz landete das Lumia 1520, während das iPhone 6 Plus vor dem Galaxy Note 4 obenauf schwang.