Schweiz noch zurückhaltend

Banken müssen mehr für die Digitalisierung tun

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von Christoph Grau

Im internationalen Vergleich hinken Schweizer Banken bei der Digitalisierung noch hinterher. Ti&m informierte Entscheidungsträger Schweizer Banken auf einem Event über den aktuellen Stand und die Möglichkeiten.

Der Schweizer Finanzdienstleister Ti&m hat am vergangen Dienstag Entscheidungsträger Schweizer Banken zu einem Event mit dem Titel: "Erfolgsfaktoren der digitalen Strategie" eingeladen. Vorträge von Prof. Andreas Dietrich, Institut für Finanzdienstleistungen Zug der Universität Luzern, Patrik Gisel, Leiter Departement Markt und Stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsleitung Raiffeisen, sowie Ti&m-Vorstand Patrick Nigg, sollten die Anwesenden von den Vorteilen digitaler Lösungen für Banken überzeugen.

Banken sollen auf digital setzen

Professor Andreas Dietrich hat die Anwesenden Entscheidungsträger dazu aufgefordert, stärker in den Bereich Digitalisierung zu gehen. Momentan würden sich die Schweizer Banken in diesem Feld noch zurückhalten. Im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern und erst recht zu Skandinavien sowie Nordamerika, hat die Schweiz laut Dietrich noch einen erheblichen Rückstand aufzuholen.

Diese Aussagen werden durch seine Forschungsergebnisse untermauert. In der dritten "IFZ Retail Banking-Studie", die am Freitag offiziell vorgestellt wurde, hat der Aspekt Digitalisierung eine wichtige Rolle gespielt. Dietrich hat bei einer Befragung von 210 Entscheidungsträgern festgestellt, dass das Thema Digitalisierung häufig noch von keiner strategische Bedeutung hat. Der Aufholbedarf sei daher sehr gross. Für die Ausrichtung auf die Zukunft sollten die Schweizer Banken daher nicht den Sprung in die digitale Welt verpassen.

Dabei betonte Dietrich, dass die Banken nicht in Aktionismus verfallen sollten. "Statt nach dem Giesskannenprinzip alle neuen Kanäle zu bearbeiten, ist es sinnvoller, sich in einem ersten Schritt auf die im Zusammenhang mit der Gesamtstrategie der Bank und der Markteinschätzung passenden Kanäle zu fokussieren", ordnet Dietrich die Forschungsergebnisse ein.

Mittels einer durchdachten digitalen Strategie könnten sich Banken einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, ist Dietrich überzeugt. Diese Entscheidungen müssten aber bald getroffen werden. Besonders einfache Bankenprodukte könnten künftig mehrheitlich Online angeboten werden, wohingegen komplizierte Produkte weiterhin durch Filialen vermittelt werden können.

Momentan fehlt bei den meisten Banken aber noch eine klare Strategie. Dietrich schloss seinen Vortrag mit einem Perikles Zitat ab, wonach man die Zukunft zwar nicht vorhersagen kann, man sich aber durchaus auf diese vorbereiten könne.

Geschäftsmodelle stehen in Frage

Laut Patrick Gisel von der Raiffeisen Gruppe stellen die neuen digitalen Möglichkeiten die Geschäftsmodelle der Banken in Frage. Gleichzeitig böten sich aber auch neue Betätigungsfelder. Diese Chance sollten Schweizer Banken aktiver nutzen.

Banken müssten sich auf den Kunden der Zukunft ausrichten, ihn möglichst frühzeitig abfangen und einbinden. Die physische Präsenz bleibe weiter wichtig, aber Banken müssten sich auch digital breiter aufstellen.

Lösungsvorschlag von Ti&m

"Die Zukunft ist Mobil", mit dieser Aussage eröffnete Ti&m Vorstandsmitglied Markus Nigg seine Präsentation. Nigg ist überzeugt, dass die digitalen Strukturen von Banken in der der Zukunft entscheiden werden. Das Filialennetz wird im Gegenzug an Bedeutung verlieren. Wie schon in anderen Industriebereichen zu sehen, werden sich die Strukturen auch in der Bankenbrache künftig stark verändern. Die Banken hätten hierbei aber noch einen weiten Weg zu gehen, so Nigg.

Momentan geniesse die Schweiz noch einen gewissen Gebietsschutz, dieser würde aber die nächsten Jahre durch die Globalisierung immer mehr aufgeweicht. Daher seien Innovationen jetzt sehr wichtig. Momentan würden die meisten Banken die Strategie fahren, eine "Beraterbank" zu sein. Da es aber alle so machen würden, sei es kein Wettbewerbsvorteil. Der Generationswechsel unter den Bankkunden biete neue Herausforderungen und Chancen, welche die Banken durch digitale Angebote nutzen sollten.

Herausstechen könnten Banken mit innovativen digitalen Angeboten. Auf diesem Weg stehe Ti&m mit seiner Ti&m Channel-Suite bereit, sagte Nigg. Diese ermögliche einen hohen Grad an Personalisierung und auch die Omni-Channel-Ansprache ist möglich.