Interview mit Dario Mangano, CIO von Palexpo

"Die IT muss die Systeme gemäss den Kundenwünschen konfigurieren"

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von Interview: Yannick Chavanne, Übersetzung: Janine Aegerter

Dario Mangano ist seit August 2013 CIO von Palexpo. Im Interview berichtet er von den Umstrukturierungen, die er seither in der IT vorgenommen hat, und von zukünftigen Plänen, wie zum Beispiel dem Analysieren von Besucherströmen.

CIO Dario Mangano hat die IT-Abteilung von Palexpo in drei Kompetenzbereiche aufgeteilt (Quelle: Netzmedien)
CIO Dario Mangano hat die IT-Abteilung von Palexpo in drei Kompetenzbereiche aufgeteilt (Quelle: Netzmedien)

Herr Mangano, welche Änderungen haben Sie in Angriff genommen, als Sie im August 2013 die Position des CIO bei Palexpo übernahmen?

Als ich anfing, stellte ich fest, dass das Businessmodell von Palexpo bereits viele Dienstleistungen beinhaltete. Denn wir organisieren ein Viertel der Veranstaltungen, die in der Palexpo stattfinden, darunter den Autosalon, die Buchmesse oder die Herbstmesse. Andere Veranstaltungen werden von externen Unternehmen organisiert, denen wir eine Vielzahl von Services anbieten. Beispielsweise können sie dort die Grösse der Standfläche reservieren, verschiedene Leuchtelemente oder Pflanzen zur Dekoration mieten sowie Partnerdienste buchen für Hostessen oder Catering. Es schien mir notwendig, diese Dienstleistungen mit IT-Dienstleistungen anzureichern.

Wie verkauft Palexpo diese Dienstleistungsangebote?

Sie sind - wie die anderen Dienstleistungen auch - auf unserer Website im Onlineshop verfügbar und können von den Veranstaltern gebucht werden. Bei den IT-Dienstleistungen, die wir im Stundenansatz verrechnen, werden am häufigsten Installationen von Desktop-PCs oder von Notebooks sowie die Installation eines WLAN-Zugangs in Anspruch genommen. Zusätzlich kann man Drucker, Projektoren, Tablets oder interaktive Terminals mieten. Ausserdem wollen wir bald auch pyramidenförmige Hologramm-Vitrinen offerieren.

Was sonst bieten Sie den Veranstaltern neben den Leistungen, die es in Ihrem Webshop gibt?

Sie können uns das Ticketing überlassen, entweder ganz oder nur teilweise. Wir haben eine spezielle Abteilung, die sich darum kümmert. Die Rolle der IT besteht dabei darin, die zugrundeliegenden Systeme für den Zahlungsvorgang und die Reservierungen gemäss den Wünschen der Kunden zu konfigurieren, beispielsweise für Tickets, die mit einem QRCode versehen sind, oder für Smartphone-Tickets.

Was bieten Sie noch an?

Eine Installation von Arbeitsplätzen "ab Stange". Das kann beispielsweise eine Standecke mit vier Computern sein oder auch ein Grossraumbüro mit mehreren hundert Arbeitsplätzen, typischerweise für einen Presseraum während grosser Veranstaltungen. Ausserdem bieten wir seit kurzem einen Dienst für die Entwicklung von Websites und mobilen Applikationen an, die für eine Veranstaltung personalisiert werden können. Dieser Service lohnt sich meiner Meinung nach sehr für die Organisatoren, da unsere Websites und Anwendungen unter anderem den Vorteil haben, dass sie via Schnittstellen direkt mit unseren anderen Systemen wie Fakturierung oder Ticketmanagement verbunden sind.

Wie ist die IT-Abteilung organisiert?

Die Abteilung beschäftigt derzeit neun Vollzeit-Mitarbeiter, mich eingeschlossen. Unsere Arbeitsbelastung hängt vom Saisongeschäft ab. Während grosser Veranstaltungen wie dem Autosalon erreicht die Arbeitsbelastung einen Peak. Also schwankt auch unser Bedarf an Mitarbeitern. Daher ist es wichtig, dass wir flexibel sind. Meistens kümmern wir uns daher um Aufgaben rund ums Projektmanagement und nehmen für Entwicklungsaufträge die Dienste von Externen in Anspruch.

Und was ist Ihre Rolle?

Ich nehme neben meiner Position als CIO auch die Funktion des stellvertretenden Geschäftsführers wahr, und man hat mir zudem die Aufgabe übertragen, die Organisation und die Ziele unserer IT zu überdenken. In diesem Rahmen habe ich die IT-Abteilung in drei neue Kompetenzbereiche unterteilt. So haben wir die Webgruppe, genannt "Web Factory", die sich einerseits um die kundenspezifische Entwicklung von Websites und Applikationen und sich andererseits um unsere eigene Website und das Intranet kümmert. Daneben haben wir Mitarbeiter, die um die Architektur, die Infrastruktur und den Support besorgt sind. Die dritte und letzte Gruppe kümmert sich um das Deployment und das gute Funktionieren unserer Geschäftsapplikationen, zu denen zwei ERP-Systeme gehören. Wir sind uns bewusst, dass die IT strategisch immer wichtiger wird. Eines unserer Ziele ist es, ein gutes Bild der Stadt Genf zu vermitteln und  damit auch die Marke „by Palexpo“ weiterzuentwickeln. Es geht darum, unser Know-how auch nach aussen zu vertreten.

An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit?

Wir arbeiten daran, eine Sammlung personalisierter Apps zu entwickeln. Manche sind bereits verfügbar. Sie erlauben den Nutzern, ihren Veranstaltungsbesuch zu planen oder einen Termin mit den Ausstellern zu vereinbaren. Andere Applikationsprojekte betreffen die Lokalisierung. Die Palexpo-Hallen sind alle mit WLAN-Antennen ausgerüstet. Dieses Netzwerk bietet uns die Möglichkeit, die Besucher mit einer grossen Genauigkeit zu erfassen. Wir planen auch, unsere Besucher mittels der Beacon-Technologie zu tracken. Wir wollen diese Funktionalität mithilfe verschiedener Möglichkeiten nutzen, aber nie ohne die Einwilligung der Besucher, das versteht sich von selbst. Wir sind ebenfalls daran, eine App zu entwickeln, die den Organisatoren die Möglichkeit bietet, die Besucherflüsse zu kontrollieren.

Mit welchem Ziel?

Eine solche Anwendung könnte helfen, Staus in Gängen zu verhindern und gewisse Zugänge je nach Besucherandrang zu öffnen oder zu schliessen. Wir wollen sogar noch weiter gehen und diese Lokalisierungsdaten im Zusammenhang mit anderen Informationen nutzen. So könnten wir den Organisatoren und Ausstellern beispielsweise detaillierte Analysen und Berichte zum Verhalten der Besucher liefern. Wir möchten unseren Ausstellern zudem die Möglichkeit bieten, während der Ausstellung einen temporären Onlineshop zu betreiben. Wir könnten diese Dienstleistung vermarkten, indem wir Produkte auf einer gemeinsamen und von uns verwalteten Plattform zur Verfügung stellen, die diese E-Shops bündeln würde.

Wie ist Ihre IT-Infrastruktur aufgebaut?

Heute sind 80 Prozent aller Arbeitsplätze von Palexpo virtualisiert. Wir haben auch alle unsere Server virtualisiert. Die Wartung unserer IT-Infrastruktur wurde damit grossflächig optimiert, was uns auch die Installation von Computerarbeitsplätzen erleichtert, die von den Organisatoren und den Ausstellern gemietet werden. Dennoch haben wir aufgrund der wachsenden Anzahl von Nutzern Probleme mit Leistungseinbussen. Um diese zu lösen, werden wir bis Anfang 2015 eine neue, hyperkonvergente Lösung installieren. Zusätzlich verfügen wir über eine Private Cloud, die wir für unsere Online-Speicherlösung einsetzen. Momentan möchte ich keine Applikation auslagern, da es mir wichtig erscheint, den freien Zugang zu unseren Servern zu haben, um unsere Systeme einfach koppeln zu können.

Sie haben kürzlich ein neues Tool für die Budgetierung eingeführt. Warum das?

Wir wollten ein leistungsfähigeres Werkzeug für unsere Budgetierung haben. Die gewählte Lösung bot sich an, weil sie es uns später auch erlauben wird, Business-Intelligence-Tools einzusetzen. Zudem konnten wir sie schnell einsetzen, der Aufwand im Change Management war nicht gross, und die Lizenzen sind recht günstig. Das Basisinterface dieses Tools wurde von unseren Nutzern gut aufgenommen. Bisher hatten sie Excel genutzt, um die Budgets zu verwalten. Wir nutzen eine Standardversion der Software. Dennoch mussten wir Anpassungen an unseren Skripts vornehmen, um die Software mit unseren beiden ERPs zu koppeln. In einer zweiten Einsatzphase werden wir die Software als klassische BI-Lösung einsetzen. Wir sind mit unserer derzeitigen Data-Warehouse- Lösung nicht zufrieden. Für die Generalüberholung habe ich mit den Projektleitern diskutiert, um die richtigen Kennzahlen zu erhalten. Wir wollen diese in einen integrierten Datenpool implementieren.

Zur Firma: Palexpo

Die Palexpo AG mit Sitz in Genf verwaltet und organisiert eigene Messen wie den Autosalon oder die Genfer Buchmesse und unterstützt Gastveranstalter bei der Organisation ihres Events. Hauptaktionär des Unternehmens ist der Kanton Genf. Palexpo verfügt über eine Ausstellungsfläche von über 120 000 Quadratmetern. Das Unternehmen hat im Geschäftsjahr 2013 einen Umsatz von 77,26 Millionen Franken erwirtschaftet und über 1,5 Millionen Besucher an 96 Veranstaltungen empfangen.

Zur Person: Dario Mangano

Dario Mangano hat seine Ausbildung in Belgien absolviert und verfügt über 25 Jahre Erfahrung im IT-Business. Er hält den Titel „Doctor of Business Administration in Management Information System and Information Technology“ vom Fernlehrgangsinstitut Almeda University. Er ist Vice Director und CIO von Palexpo. Vorher war Mangano unter anderem als Head of Knowledge Management bei Nestlé Schweiz tätig sowie als Applications Development Manager und Data Services Manager bei Capital Group in Genf. Mangano ist zudem Autor des Buches „The Integrated Data Hub – The Next Generation Datawarehouse“. Er ist ausserdem Gründer des Swiss Network of Business Intelligence Professionals.